Hauptausschuss gab gestern grundsätzlich grünes Licht für Kulturprogramm am Altstadtbahnhof

„Wir haben noch nicht einmal mit den Vorplanungen begonnen. Freuen uns aber sehr, dass die Stadt gestern einen Rahmen abgesteckt hat und wir einen einstimmigen Beschluss haben.“ Manuel Scheyerl von SAS-Veranstaltungen in Albaching, beim Frühlingsfest unter anderem für die Wiesnalm verantwortlich und im vergangenen Jahr Mitorganisator des Altstadtbiergartens, war sichtlich erleichtert über die gestrige Abstimmung im Hauptausschuss der Stadt. Mit 8:0 stimmten die Räte für einen neuerlichen Kulturbetrieb im Sommer und eine „Außenstelle“ des Christkindelmarktes im Winter – soweit dies das Infektionsgeschehen zulässt.

Indes: Der Biergarten soll heuer ein anderes Konzept bekommen, mehr auf heimische Bands und Kulturschaffende abgestimmt sein. „Erstmal müssen wir aber jetzt Gespräche mit den Anwohner führen und uns genau überlegen, welches Rahmenprogramm am besten mit den Interessen der städtischen Gastronomen zusammenpasst“, so Scheyerl, der mit seinem Kompagnon Stefan Staudinger selbst ein Lokal in der Altstadt betreibt. „Es steht noch kein Termin fest. Noch wissen wir nicht genau, wo die Reise pandemiebedingt überhaupt hingeht.“
 
Das sieht auch Bürgermeister Michael Kölbl so, der das Gesamtprojekt gestern dem Hauptausschuss der Stadt präsentierte: „Veranstaltungen in Corona-Zeiten – da wissen wir alle, dass wir nichts wissen. Leider haben wir seit einigen Tagen wieder Inzidenz-Zahlen, die steigen. Es ist alles sehr ungewiss. Was wir wissen, ist, dass viele Veranstaltungen auch 2021 nicht durchgeführt werden können. Das betrifft vor allem die Großveranstaltungen wie das Frühlingsfest.“ Und auch der Christkindlmarkt werde vermutlich nicht im normalen Rahmen über die Bühne gehen.
Deshalb habe der Wirtschafts-Förderungs-Verband (WFV) ein alternatives Veranstaltungskonzept für den Sommer und den Winter erarbeitet: „Ein bloßer, nackter Rahmen, über den wir heute abstimmen.“ Auch in diesem Jahr plane man einen Kulturbiergarten mit allerdings nur maximal 18 Veranstaltungstagen und im Winter sechs Wochen. „So, wie das letztes Jahr schon geplant war, dann aber wegen Corona komplett ins Wasser fiel.“ Der Plan für Winter sei als Ergänzung zur Altstadt zu sehen, oder im schlimmsten Fall als Ersatz für den traditionellen Christkindlmarkt.
 
In diesem Zusammenhang erwähnte der Bürgermeister, dass auch das Theater Wasserburg im Juli auf dem alten Burkhardt-Gelände ein Zirkuszelt für Aufführungen plane, der AK68 zudem Graffiti-Aktionen. „Für Veranstaltungen sind natürlich die Uhrzeiten einzuhalten – werktags 22 Uhr, sonn- und feiertags bis 20 Uhr. Der WFV soll zudem das Gespräch mit den Anwohner suchen – so wie im letzten Jahr. Theater, AK68 und WFV sollten ihre Termine und Vorhaben aufeinander abstimmen.
Man könne noch keinerlei Details vorlegen. „Aber wir brauchen eine Entscheidung, um handlungsfähig zu sein. Es ist wichtig, dass wir uns als kulturelles Zentrum zeigen, dass wir auch den Familien etwas anbieten und die Kinder vom Laptop wegkommen“, so Kölbl.
 
Stadtkämmerer Konrad Doser ergänzte, dass die Fläche am Altstadtbiergarten auch für andere Vereine oder Veranstalter nutzbar sei. „Aber natürlich im Rahmen und mit dem WFV abgestimmt und unter Rücksichtnahme auf die Anwohner.“ Ziel müsse es sein, dass auch die Wasserburger Gastronomie attraktiv bleibt und marketing-technisch wieder eingebunden werde. „Letztes Jahr war zum Beispiel der Flyer, in dem auch auf die Wirte hingewiesen wurde, gut gemacht.“

Die Stellungnahmen der Stadträte:

 
Edith Stürmlinger (Bürgerforum): „Wir müssen in diesem Sommer extrem flexibel sein, der Verwaltung größtmöglich freie Hand einräumen, in der Altstadt Kultur anzubieten. Schön, dass auch das Theater und der AK68 was machen. Wir können nur sagen, das wir wollen, aber nicht wie das aussehen wird. Ich freue mich auf den Sommer in Wasserburg.“
 
Heike Maas (CSU): „Wir halten es für wichtig, dass der gemeinsame Flyer vom Tourismusbüro wieder kommt, in dem die ganze Altstadt und die Gastronomen zusammen mit dem Altstadtbiergarten präsentiert werden. Wir freuen uns auf die Besucher in der Stadt. Gut wäre, wenn die Außengastro bis 23 Uhr für alle möglich wäre, damit man dort nach dem Biergarten auch noch hingehen kann. Wichtig wäre uns zudem, auch im Winter die Altstadt an das Veranstaltungsgelände am alten Bahnhof anzubinden. Das Konzept des WFV ist heuer auch ganz anders als letztes Jahr – mit noch weniger Konkurrenz zu den Wirten. Man hat auch aus dem letzten Jahr gelernt.“
 
Werber Gartner (SPD): „Große Feste sind auch heuer sicher nicht machbar, daher hat die Verwaltung in meinen Augen gut und vorsichtig geplant. Ich glaube, das ist der richtige Weg. Bei schlechtem Wetter ist das natürlich immer so eine Gratwanderung, aber bei schönem Wetter ist es letztes Jahr überall voll gewesen. Fürs Theater Wasserburg ist es wichtig, wieder gesehen zu werden.“
 
Wolfgang Janeczka (SPD): „Es ist auch psychologisch wichtig, dass wir aktiv was unternehmen. Ein bisschen Programm im Sommer ist für uns alle wichtig, nicht nur für die Künstler und Kulturschaffenden.“
 
Steffi König (Grüne): „Ich kann nur sagen, dass die Gastros letztes Jahr nicht zufrieden waren. Die haben doch nur die Überbleibsel vom Biergarten bekommen. Ich habe das selbst erlebt, dass es leer war. Die Gastros sollten viel besser ins Boot geholt werden, damit die nicht auf der Strecke bleiben. Ich möchte zudem über die geplante Eisbahn separat abstimmen. Außerdem bitte ich darum, auf die Parkplatzsituation am Holzhofweg und Altstadtbiergarten zu achten.“
Zur möglichen Eisbahn ergänzte Heike Maas: „Ich freue mich für alle Familien, die das nutzen können. Welche Highlights haben denn die Kinder sonst? Wenn wir verhindern, dass sie in die Berge fahren, sparen wir auch CO2.“
 
Für die Eisfläche auf dem Biergartenareal stimmten sieben der acht Räte, nur Steffi König war dagegen. Für das Gesamtkonzept waren alle acht Mitglieder des Hauptausschusses.