Was für ein spannender Besuch - Den erlebten jetzt die Schüler der siebten Klassen der Wasserburger Mittelschule
Einen spannenden Besuch in der Wasserburger Essigfabrik – den erlebten jetzt die Schüler der siebten Klassen der Wasserburger Mittelschule im Rahmen ihres Kunstunterrichts. Und zwar so spannend und interessant, dass die Klassen Folgendes unseren Lesern mit auf den Weg geben möchten:
Nehmt euch die Zeit und schaut einfach mal vorbei. Es lohnt sich!
Hier zur Graffiti-Exkursion ein Bericht der beiden Wasserburger Lehrkräfte Barbara Golla und Ana Ippendorf …
„Die Fabrik ist für jeden frei zugänglich und noch bis Oktober zu bestaunen. Tatsächlich ändert sie auch ihr Aussehen ständig, da immer wieder jemand ein neues Kunstwerk an die Wände zaubert.
Und es gibt eine goldene Regel unter den Sprayern:
Übersprühe nur ein Piece, wenn du besser bist!
Ja, ja schon klar – wir wissen alle, was Graffitis sind. Man kann sie sich ja mittlerweile schon völlig legal in einigen Läden auf Federmäppchen und Schulranzen sprayen lassen.
Trotzdem verfielen wir alle in aufgeregte Vorfreude, als wir erfuhren, dass der erste Unterrichtsgang nach der langen Zeit des Distanz- und Wechselunterrichts stattfinden sollte und durfte: Im Kunstunterricht wollten wir, die 7. Klassen, zur alten Wasserburger Essigfabrik „Burkhardt“.
Na ja, einige freuten sich, weil kein Unterricht war – viele, weil ihnen so das Tragen einer Maske erspart blieb und einige haben gar nicht so recht verstanden, was eine Essigfabrik mit Kunst zu tun haben soll …
Aber das sollte sich in den nächsten eineinhalb Stunden rasch und eindrucksvoll ändern:
Dank Katrin Meindl vom AK68 – das ist der Kunstarbeitskreis in Wasserburg. Denn Katrin Meindl führte uns mit ansteckender Begeisterung durch das Gelände der Essigfabrik.
Jetzt sind uns allen die Begriffe wie Graffiti, Mural, Tag, Bombing, Crossen, Stencil, Quickpiece, Gang, Wholefactory, Streetart, Character, Scratching absolut geläufig. Wir wissen, warum es für die Sprayer in Ordnung ist, übersprüht zu werden – und anhand der Berechnung des Verdienstes eines der Künstler, haben wir uns auch noch in Flächenberechnung geübt.
Wie gesagt, unser Tipp: Nehmt Euch die Zeit und schaut einfach mal vorbei. Es lohnt sich!“
Barbara Golla und Ana Ippendorf (die Lehrerinnen)
Fotos: Leon Engelstädter, Schüler Klasse 7b
Sogar ein international bekannter Künstler mit dem Namen Mr. Woodland ist an den Wänden der alten Fabrik zu bestaunen:
Schade, dass sich in ganz Wasserburg kein anderer Platz für die Künstler gefunden hat als eine alte Fabrik, die am Ende des Jahres abgerissen wird.
Wertschätzung sieht anders aus!!!
Ich kann Ihnen versichern, dass die Künstler glücklich und froh sind, dass sie diese Möglichkeit haben.
Abgesehen gibt es seit über 50 Jahren einen fest etablierten Ort für Künstler und Kunst in Wasserburg: das Ganserhaus des AK 68, der an dieser Aktion federführend beteiligt ist.
Muss man denn alles negativ sehen? Wie wäre es, den Künstlern seine Wertschätzung zu zeigen, indem man der Essigfabrik einen Besuch abstattet?
Treffen sich die Essigfabrik und der Biergartenbaum vom Flötzinger im Himmel wieder und räsonieren …
„Tja, da mussten wir eben weichen wegen der „Sachzwänge“ oder zugunsten ausserstädtischer Investoren …
Macht aber nichts. Die jungen Künstler dürfen ja jetzt im Ganserhaus sprayen“ …
Hätte sonst ein wunderschön innovatives und attraktives Kulturzentrum für alte und junge Menschen geben können.
Meine ich als 72-Jähriger.
Dass wir ein Kulturzentrum in Wasserburg dringend brauchen: Da bin ich sofort bei Ihnen, Herr Gloner!
Im vorliegenden Fall hat sich einfach die glückliche Chance einer Zwischennutzung ergeben. Und mit viel privater Eigeninitiative der Künstler ist daraus ein wunderbares Projekt geworden.
Haben Sie mit den Sprayern vor Ort schon gesprochen? Kann man das nicht einfach mal honorieren?
Wäre es besser gewesen, den Kasten bis zum Abriss leer stehen zu lassen?
Ich wäre glücklich, wenn es solche Zwischennutzungen öfters in Wasserburg geben würde: Das alte Umspannwerk wäre dafür eigentlich auch prädestiniert. (Außen gesprayt wird ja schon.)
Und auch das alte Krankenhausgelände würde sich anbieten.
Eines ist aber auch klar: Durch larmoyantes Herummäkeln an den bestehenden Kulturprojekten wird sich das kulturelle Angebot in Wasserburg sicher nicht verbessern.
Wie müssen sich die jungen Künstler wohl fühlen, wenn man ihnen sagt: „Das ist ja alles ganz nett, was ihr da macht. Aber ohne Kulturzentrum taugt das ja alles nix.“?
Lieber Herr Braun,
ich bin total beeindruckt von den tolln Kunstwerken, werde mir die Essigfabrik vor dem Abriss nicht nur einmal ansehen und hab mir die Werke, zumindest die, die man von außen gut sehen kann, auch schon angeschaut.
Das Ganserhaus ist für die Sprayer wohl die falsche Adresse, weil sie es wohl nicht mit ihren Kundteerken verzieren dürfen werden. Ich bin auch nicht der Meinung, dass Wasserburg dringend ein Kunstzentrum braucht. Ich finde es nur sehr schäbig von der Stadt Wasserburg, dass sich für diese schönen Werke nicht ein Platz gefunden hat, an dem sie auch dauerhaft bestaunt werden können. Denn es war ja von Anfang an klar, da können die sprayen, das Gebäude muss eh weg. Woanders wollen wir die Werke aber nicht haben. Mit Wertschätzung für diese Art von Kunst hat das meiner Meinung nach nichts zu tun.
Die Sprayer wurden nicht von der Stadt Wasserburg dorthin verdrängt. Es ist eher umgekehrt: Die Künstler wollten dort unbedingt etwas machen und die Stadt hat nach längeren Verhandlungen dieses Projekt tatkräftig unterstützt. Dass Graffiti und Streetart eher vergänglich sind, liegt in der Natur der Dinge. Damit haben die Künstler auch in aller Regel überhaupt kein Problem: Es ist normal, dass gesprühte Kunst irgendwann wieder verschwindet. Das hat nichts mit fehlender Wertschätzung zu tun. Das künstlerische Treiben wird in einer umfangreichen Ausstellung im Ganserhaus dokumentiert und soll dort auch explizit noch einmal bewundert werden. Denn auch die Kunstwerke haben sich im Laufe der vergangenen Monate schon wieder verändert. Die Stadt ist ausdrücklich offen für solch eine Kunst und es wird definitiv noch viel Platz dafür in Wasserburg geben, auch mit offizieller Förderung. Wie gesagt: Sie können Ihre Wertschätzung am besten ausdrücken, wenn Sie sich die Sachen anschauen. Und die Künstler direkt ansprechen: Die freuen sich, wenn man mit ihnen ins Gespräch kommt.