Berufliche Oberschule Wasserburg: Feierliche Verabschiedung von 200 Absolventen

„OnLine – der Spur folgen“ – unter diesem Motto begann geschützt unter schattenspendenden Bäumen bei der Kapelle „Maria Rast“ eine ökumenische Stunde zum Nachdenken für frisch gebackene Fachabiturienten und Abiturienten der Beruflichen Oberschule (FOS/BOS) Wasserburg mit Pfarrerin Zellfelder und Pfarrer Bruno Bibinger. Dies war der erste Teil der Abschlussfeierlichkeiten, die dann später im Rahmen der Zeugnisverleihung in der Badriahalle fortgesetzt wurden.

 

Viel hatte dieses Jahr online stattfinden müssen, und dabei war es nicht immer leicht, auf dieser Krisen-Spur zu balancieren. Nun wollten sich so einige Abschlussschüler die Zeit nehmen, um in ruhiger, kleiner Runde in Ruhe zurück- und nach vorne zu blicken. Ein Team aus Schülerinnen der 12. und 13. Klassen hatte sich mit ihrer Lehrkraft, Barbara Hansen, Gedanken zu diesem Thema gemacht, auch selbstkritische Gedanken, dass es uns hier doch sehr viel besser ergangen sei, als in vielen anderen Ländern der Erde und dass man sich fragen solle, ob man selbst durch sein Tun Spuren hinterlasse oder spurlos bleibt. Umrahmt von wohlklingenden Musikbeiträgen der Schüler und Schülerinnen wurde das Leben mit einem Kartenspiel verglichen. Man wisse nicht, welches Blatt man bekommen würde und es komme darauf an, dass man seine Karten wohlüberlegt ausspielt und somit das Beste daraus macht.

Im Anschluss an diese leise Veranstaltung begann dann in der Badriahalle die große Veranstaltung zur Zeugnisverleihung. Etwa 250 Personen zusammengesetzt aus 200 Absolvent und Absolventinnen, den Lehrkräften und Ehrengästen, wurden dabei selbstverständlich unter Einhaltung der für Schulveranstaltungen geltenden Coronaregelungen untergebracht.

Die Schulfamilie freute sich darüber, dass heuer wieder alle Absolventen gemeinsam in einer Veranstaltung ihre Zeugnisse entgegennehmen konnten, was bei einer Schule, in der über die Hälfte der Klassen tatsächlich Abschlussklassen sind, vom Umfang her doch weit größere Dimensionen annimmt, als es bei anderen Schularten der Fall ist. Somit war es räumlich leider nicht möglich, dass, wie in den Jahren ‚vor Corona‘, auch Freunde und Verwandte vor Ort dabei waren.

Eine Lösung war aber schon im Vorfeld gefunden worden: Dank der Firma RECED-Production (unter anderm „Mit dem Rückwärtsgang nach vorn“) aus Amerang, gegründet von Christian Heim und Markus Beham, einem diesjährigen und einem ehemaligen Absolventen der Schule, konnten die Angehörigen per Stream die Feierlichkeiten live oder auch noch später online verfolgen. Dieser Stream wurde bereits am Nachmittag über 600-mal aufgerufen, kam also offensichtlich sehr gut an. Da die Feier bereits am frühen Abend beendet war, blieb danach noch viel Zeit damit die AbsolventInnen mit denjenigen aus Familie und Freundeskreis feiern konnten, die sie mitunter schon ihr ganzes Leben lang begleitet und unterstützt hatten.

Moderiert von den Lehrkräften Michael Birnstiel und Mathias Ruß begann der launige Nachmittag. Grußworte, Festansprachen und die eigentliche Zeugnisverleihung wechselten sich ab mit beeindruckenden Musikbeiträgen von Paula Langer und Linda Karl (12. Klasse) und humorvollen Videobeiträgen der SMV, in denen zur Freude der Zuschauer satirisch aufbereitet Klischees bestimmter Ausbildungsrichtungen oder überzeichnete Lehrermarotten gezeigt wurden.

Landrat Otto Lederer (Rosenheim) gratulierte den Absolventen dazu, dass sie gemeinsam mit ihren Lehrkräften das Beste aus der Coronazeit gemacht hätten und er verwies dabei auch auf ein Zitat von Albert Einstein in welchem es heißt, dass man das, was einem wichtig ist, nicht aufgeben sollte, nur weil es nicht einfach ist. Somit sollten die Absolventen auch in Zukunft mit Elan das Beste aus sich herausholen.

Die stellvertretende Landrätin des Landkreises Ebersberg, Magdalena Fösl, fügte an, dass man die Bezeichnung „Coronajahrgang“ durchaus positiv deuten solle. Sie zählte die vielen „Stolpersteine“ des besonderen Schulalltags des vergangenen Jahres auf und nannte es „wunderbar“, dass die Absolventinnen diese überwinden konnten. In Zukunft sollten die jungen Menschen sich trauen, ihren eigenen Standpunkt zu vertreten, aber auch nicht davor scheuen, umzukehren, wenn sie merken, dass sie doch den falschen Weg eingeschlagen hätten. Wasserburgs Bürgermeister, Michael Kölbl, nannte die verganegnen eineinhalb Jahre eine „turbulente“ Zeit mit neuen Lern- und Unterrichtsformen. Dabei seien aber zukunftsbedeutende Kompetenzen aufgebaut worden, wie Flexibilität und IT-Kompetenz. Die AbsolventInnen seien mit ihrem Abschluss der BO Wasserburg bestens für eine Zukunft als „Führungskräfte“ gerüstet und sollten sich für die eigene Zukunft immer fragen, welche Fähigkeiten, Neigungen, Talente und Interessen sie wirklich hätten, wenn sie Entscheidungen für die Zukunft treffen.

Der Elternbeiratsvorsitzende Ralf Basche dankte der Schule und rief die anwesende „Generation Z“ dazu auf, kritisch mit Meldungen und Meinungen vor allem in den sozialen Medien umzugehen und sich selbst und den eigenen Stärken zu vertrauen. Die Schulleiterin, Claudia Romer, bezog sich auf eine wissenschaftliche Studie zum Thema, „Wie wächst man an Krisen?“ und stellte dazu auszugsweise vor, dass vor allem Optimismus, Bereitschaft, Hilfe anzunehmen und Humor hier entscheidende Faktoren seien.

Nach den Grußworten erhielten die 200 SchülerInnen ihre Abschlusszeugnisse und damit ihre Fachhochschulreife (150 AbsolventInnen der 12. Klassen) oder ihre fachbezogene beziehungsweis allgemeine Hochschulreife (50 AbsolventInnen der 13. Klassen). Dabei erreichten 21 Schüler einen Notendurchschnitt von mindestens 1,5 und insgesamt ein Viertel der AbsolventInnen eine Eins vor dem Komma. Somit war der Abschluss des „Coronajahrgangs“ gut ausgefallen, zumal nur unterdurchschnittlich wenige, also sehr vereinzelt, SchülerInnen die Abschlussprüfungen nicht erfolgreich ablegen konnten. Vor allem im Bereich der Naturwissenschaften konnten auch noch besondere Auszeichnungen verliehen werden. So erhielten zehn Schüler eine besondere Anerkennung der Deutschen Physikalischen Gesellschaft und ein Schüler, Josef Bierwirth, zusätzlich auch noch einen Mathematikpreis.

Die letzte Rede des Tages wurde von Schülersprecher Florim Seciri gehalten, der auf die immense Bedeutung eigener Entscheidungen im Leben einging, jedoch andererseits dazu aufrief, nicht einfach nur Angst vor eben diesen Momenten im Leben zu haben, sondern wahrzunehmen, dass man einen freien Willen habe.

Somit bleibt den Absolventen nun, ihre eigenen Entscheidungen für die Zukunft, für die weitere Spur ihres Lebens zu treffen. Es ist Ihnen zu wünschen, dass sie nun, eben äußerst gut gerüstet mit Ihrem Abschluss der Beruflichen Oberschule, ‚On Line‘, also auf der selbstgewählten Spur in die Zukunft vorankommen können, hoffentlich aber nicht nur ‚online‘, sondern in echter, bewusster Präsenz im Leben.

Hier die Interviews der drei Absolvent, die jeweils den besten Notendurchschnitt der Schule (1,1) erreicht haben und Interviews von Schülerinnen, die beispielhaft zeigen, wie viel Engagement viele SchülerInnen an der Schule gezeigt haben.

 

Jahrgangsbeste und Beispiele für besonderes Engagement an der BO Wasserburg:

 

Sophia Schuhbauer, Fachoberschule 12 Sozialwesen, Schnitt 1,1 (Fachabitur) aus Grafing

 

Auf die Frage nach meinem „Erfolgsgeheimnis“ würde ich einfach sagen, dass es hilft, wenn man sich keinen allzu großen Stress macht. Es ist einfach wichtig, sich seine Zeit gut einzuteilen. Weiterhin hilft es sehr, wenn man Vertrauen in sich selbst hat und seine Stärken und Schwächen kennt. Anstatt einfach nur sehr viel zu lernen, sollte man klug und strategisch lernen. Die Schulzeit war zuletzt durch Corona natürlich sehr anstrengend und unberechenbar, aber dennoch mache ich weiter und plane für die Zukunft nun erst mal noch die 13. Jahrgansgsstufe an der BO Wasserburg zu besuchen und damit das allgemeine Abitur hier an der Schule zu machen. Später möchte ich dann gerne erst mal viel Zeit im Ausland verbringen in dem ich reise bzw. auch im Ausland lebe und schließlich plane ich, Psychologie bzw. Kriminalpsychologie zu studieren.

 

Kristina Geißinger, Fachoberschule 13 Wirtschaft, Schnitt 1,1 (fachgebundene Hochschulreife) aus Pfaffing

 

Wie habe ich es erreicht, zu den Jahrgangsbesten zu gehören? Da würde ich sagen, dass der Schlüssel zum Erfolg darin liegt, dass man einfach im Unterricht gut aufpasst. Das führt dann automatisch dazu, dass man zu Hause weniger neu lernen muss und so kann man sowohl in den Haupt- wie aber auch insbesondere in den Nebenfächern sehr einfach viele Punkte sammeln. Wenn ich an das vergangene Schuljahr zurückdenke, welches natürlich auch stark von Phasen des Distanzunterrichts geprägt war, so muss ich sagen, dass ich für mich gemerkt habe, dass ich doch deutlich lieber normal zur Schule, d. h. zum Präsenzunterricht gegangen bin. Für die Zukunft steht nun der Weg in Studium und Berufsleben zugleich an. Diese Kombination besteht für mich darin, dass ich im Oktober ein duales Studium zur Diplom-Finanzwirtin beginne.

 

Josef Bierwirth, Berufsoberschule 13 Technik, Schnitt 1,1 (allgemeine Hochschulreife) aus Rechtmehring

 

Es gibt wohl kein Erfolgsgeheimnis und man sollte nicht vergessen, dass Schulnoten nur ein kleiner Teil des Lebens sind. Besonders in Zeiten des Onlineunterrichts ist es wichtig, dass man das soziale Leben nicht vergisst und Zeit mit Freunden einplant. Wenn man sich selbst nicht zu ernst nimmt und auch über sich und seine Fehler lachen kann, laufen Prüfungen viel entspannter ab. Ich habe die Schulzeit an der BO Wasserburg sehr genossen, auch wenn wir viel Zeit im Distanzunterricht verbracht haben. Dieser war dieses Jahr war sehr strukturiert und letztendlich fast gleichwertig mit Unterricht in der Schule. So fühlten wir uns auch für das Abitur bestens vorbereitet! Ich möchte mich auch noch bei allen Lehrkräften bedanken, die ein anstrengendes und besonders arbeitsreiches Jahr hinter sich gebracht und sich trotzdem immer Zeit für die Schüler genommen haben. Zunkunftspläne? Ein Physikstudium an der Universität Regensburg.

 

 

Adrian Leißner, Gottesdienstteam

Ich engagiere mich für den Gottesdienst, der ein wichtiger, abrundender Bestandteil der gesamten Abschlussfeier ist. Ich bin zwar Atheist, trotzdem engagiere ich mich hierfür, da es für viele wichtig ist und jede Hilfe gebraucht werden kann. Außerdem ist es schön, da man somit auch nach seinen eigenen Vorstellungen mitgestalten kann. Das Motto „OnLine – Der Spur folgen“ entstand in der immer freundlichen, lockeren und effizienten Zusammenarbeit des Schülerteams um Frau Hansen, welche mit viel Herzblut dabei war. Das Motto bezieht sich sowohl auf den Onlineunterricht, als auch generell auf den Weg jedes Einzelnen, der nun folgt. Dieses Schuljahr war durch die Coronamaßnahmen oft verwirrend und der Onlineunterricht bei aller Professionalität der Durchführung doch nicht eins zu eins ein Ersatz für Präsenzunterricht. Jedoch, die Lehrer an der BO Wasserburg haben ihr Bestes gegeben und die Schüler haben es auch versucht.

 

Andrea Zimmermann, SMV

Da ich Freude am Organisieren habe und die SMV jederzeit Hilfe gebrauchen kann, war ich entschlossen, mich hier zu engagieren. Wir haben trotz des Online-Unterrichts stets versucht, positiv zu bleiben und haben die Abschlussfeier und weitere Projekte geplant. Dass wegen Corona viel ins Wasser gefallen ist, hat uns nicht entmutigt. Umso schöner war es dann, alle in Präsenz wieder zu sehen, und es ist bemerkenswert, dass so viele SchülerInnen nicht aufgegeben und das Abitur geschafft haben. Man musste lernen, sich selbst zu organisieren und dran zu bleiben, Verständnis und Kommunikation zwischen Lehrkräften und SchülerInnen, gegenseitiges Helfen untereinander sowie Pausen und Bewegung sind in solchen Phasen wichtig. Unsere Schulleiterin, Frau Romer, stand auch immer hinter uns und hat versucht, uns die Online-Zeit so angenehm wie möglich zu machen und sich auch dafür eingesetzt, uns einen guten Schulabschluss zu ermöglichen. Meine zwei Jahre an der BO Wasserburg waren sehr schön, wenn auch manchmal stressig. Ich werde die Zeit vermissen.

 

Ingeborg Huber