Dorothee Bär besuchte die Frauen-Union in Rosenheim - „Unsere Kinder werden Berufe haben, die es heute noch gar nicht gibt"
Die Corona-Pandemie habe viel Leid gebracht, sie habe eine gewaltige Herausforderung für das Gesundheitswesen bedeutet und das Land halte sie weiter in Atem. Doch die Pandemie habe auch positive Effekte. „Corona hat der Digitalisierung und dem Thema Bildung in Deutschland einen großen Schub verpasst. Darüber bin ich froh“, sagte die Digitalministerin Dorothee Bär, die jetzt in Rosenheim zu Gast war – bei der Ladies-Summer-Lounge der Frauen-Union.
Gerade bei den Themen Schulen und Bildung habe die Pandemie gravierende Schwächen offenbart, betonte die Bundestagsabgeordnete und oberbayerische Bezirksvorsitzende der Frauen-Union, Daniela Ludwig. „Das war eine große Belastung für die Familien. Hier hat Corona wie ein Katalysator gewirkt.“
Die Veranstaltung fand unter strenger Beachtung aller Corona-Regeln statt – Masken im Innenraum, Abstand sowie 3G-Nachweis.
Unser Foto zeigt von links die FU-Kreisvorsitzende Rosenheim Stadt Alexandra Linordner, MdB Daniela Ludwig, Digitalministerin Dorothee Bär und die FU-Kreisvorsitzende Rosenheim Land Katharina Hüls.
Dorothee Bär machte deutlich, dass es primär nicht um den Ausbau von Home-Schooling gehe. „Gerade in der Grundschule ist Präsenzunterricht unerlässlich. Es geht vielmehr darum, die Lehrpläne zu überarbeiten und den Kindern den Umgang mit Technik nahezubringen. Wir müssen davon ausgehen, dass rund 60 Prozent der Grundschüler später in einem Beruf arbeiten, den es heute noch gar nicht gibt.“
Insgesamt sei Deutschland bei dem Thema Digitalisierung aber weit besser als sein Ruf, betonte die Ministerin. „Rund 50 Prozent aller Kraftfahrzeuge auf der Welt haben deutsche Sensorik eingebaut. Wir sind das einzige Land der Welt, das einen rechtlichen Rahmen für autonomes Fahren hat.“
Am Herzen liegt Dorothee Bär vor allem der Ausbau der Digitalisierung in der öffentlichen Verwaltung.
In Deutschland gebe es 575 sogenannte „Verwaltungs-Dienstleistungsbündel“. Das sind Dienstleistungen wie etwa der elektronische Reisepass, Sozialleistungen oder ein digitaler Anwohnerparkausweis. „300 davon sind digitalisiert und wir arbeiten weiter mit Hochdruck daran. Wichtig ist: Das muss auch bei Mobilgeräten funktionieren. Dazu müssen wir Anträge noch vereinfachen.“
Es müsse einfach Spaß machen, mit dem Staat digital zu kommunizieren, erläuterte die Ministerin. Es müsse eine Selbstverständlichkeit werden, seinen Personalausweis digitalisieren zu lassen.
„Das ist heute schon möglich, wird aber zu wenig genutzt.“ Eine deutsche Identitäts-Nummer könne vieles vereinfachen. „Doch die Menschen sind noch zu misstrauisch dem Staat gegenüber. Sie vertrauen ihre Daten Facebook, Google und Co. an – doch beim eigenen Staat ist das Misstrauen zu groß.“
Dabei könne beispielsweise eine digitale Gesundheitskarte große Vorteile haben. „Bei schweren Unfällen etwa wären schnelle Informationen über den Patienten gerade für Ersthelfer wichtig.“
Die Ministerin hat für die weitere Digitalisierung große Unternehmen mit ins Boot geholt. „Wir führen Gespräche mit Hotelketten, um digitalen Check-In zu ermöglichen, und wir sprechen mit großen Fußballvereinen. Künftig soll es möglich sein, digital beim Drehkreuz im Stadion einzuchecken, inklusive Impf- oder Testnachweis. Auch die digitalen Eröffnungen von Bankkonten werden weiterentwickelt.“
Die beiden Kreisvorsitzenden der Frauen-Union Rosenheim Land und Rosenheim Stadt, Katharina Hüls und Alexandra Linordner, bedankten sich bei Dorothee Bär für den kurzweiligen, informativen Abend.
„Die Frauen-Union hat schon lange vor Corona darauf hingewiesen, dass es in der Digitalisierung Defizite gibt. Insbesondere haben wir für unsere Schulen eine bessere technische Ausstattung und die Anpassung der Lehrpläne gefordert“, so Katharina Hüls, „wir sind froh, dass das Thema jetzt angepackt wird.“
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