Dr. Wolfgang Hierl, Leiter des Staatlichen Gesundheitsamtes, blickt mit Sorge auf den bevorstehenden Winter

In den Heimen in Stadt und Landkreis Rosenheim ereignen sich bei Mitarbeitern und Bewohnern zunehmend Krankheitsfälle. Dabei sind in einigen Fällen auch bereits vollständig geimpfte Bewohner betroffen, die zum Teil hospitalisiert werden mussten. Das heißt es im heutigen Corona-Wochenbericht des Landratsamtes.

Zum überwiegenden Teil seien die betroffenen Mitarbeiter ungeimpft gewesen. So wurden in der vergangenen Woche in zehn Alten- und Pflegeheimen bei acht Bewohnern (vier davon waren vollständig geimpft) und 17 Mitarbeitern (elf nicht geimpft, zwei nicht vollständig geimpfte, einer vollständig geimpft, 3 unbekannt) Corona-Infektionen festgestellt. Vier Heimbewohner (drei nicht geimpft, einer vollständig geimpft) mussten hospitalisiert werden.

Seit vergangenen Freitag sind in Schulen zudem 86 und in Kitas zwölf positive Fälle aufgetreten, davon 16 Ausbrüche mit 29 Folgefällen. In einer Schule im Landkreisgebiet waren insgesamt 27 Fälle aus 14 verschiedenen Klassen gemeldet worden. Das Gesundheitsamt Rosenheim hat daher für drei Klassen Quarantänemaßnahmen, eine generelle Maskenpflicht im Schulgebäude und tägliche Antigen-Schnelltestungen ab der Jahrgangsstufe 5 angeordnet. Jahrgangsstufe 1-4 nimmt weiterhin an der PCR-Pooltestung teil. Somit wurden seit Beginn des Schuljahres zwei große Ausbrüche in Schulen verzeichnet.

Dem Gesundheitsamt wurde eine Person gemeldet, die seit dem letzten Wochenbericht am Corona verstorben ist. Die Person war nicht in einem Heim betreut worden.

51 Corona-Patienten werden aktuell in Stadt und Landkreis Rosenheim stationär behandelt. Hiervon befinden sich nun 19 Patienten auf einer Intensivstation. Die Bettenbelegung auf Normal- und Intensivstationen sei seit Anfang Oktober wieder angestiegen, so das Landratsamt.

Die Inzidenz liegt hoch – heute für die Stadt Rosenheim bei 235,88 – für den Landkreis Rosenheim bei 213,20.

Dem Gesundheitsamt Rosenheim wurden in der vergangenen Woche täglich durchschnittlich etwa 100 (zwischen 42 und 142) neue Fälle (insgesamt 708 Neumeldungen, Vorwoche: 670) gemeldet.

Weit überwiegend seien Ungeimpfte bei den neuen Fällen betroffen, heißt es.

Für den Herbst sei zu erwarten, dass saisonbedingt die Infektionszahlen weiter ansteigen werden. Das werde die Belastung der Kliniken in der Region, vor allem im Intensivbereich, noch bevor die landesweite Krankenhaus-Ampel anschlägt, weiter ansteigen lassen, so die Befürchtung heute im Bericht des Landratsamtes.

Bewertung des Infektionsgeschehens:

Dr. Wolfgang Hierl, Leiter des Staatlichen Gesundheitsamtes Rosenheim: „Ich sehe diese Entwicklung, vor dem Hintergrund weiterer Lockerungen und vor allem vor dem bevorstehenden Winter mit großer Sorge. Die Regelungen zu ‚3G‘ in der 14. Bayerischen Infektionsschutzmaßnahmenverordnung sind in Regionen mit hohem Infektionsdruck, hoher Belegung auf den Intensivstationen und zu geringer Impfrate, wie in Stadt und Landkreis Rosenheim, nicht geeignet, um das Infektionsgeschehen deutlich abzubremsen. Wir fahren sozusagen mit überhöhter Geschwindigkeit in Richtung Winter. Ich verstehe die Sehnsucht der Bürgerinnen und Bürger auf ein ‚normales Leben‘ ohne Einschränkungen. Dieses Ziel lässt sich jedoch nur über eine hohe Impfrate erreichen. So sinnvoll Testungen sind, sie tragen – so ehrlich muss man sein – nicht dazu bei, die Pandemie zu überwinden. Bis zum Ziel einer ausreichend hohen Impfrate in der Bevölkerung ist es aber noch ein weiter Weg. In Stadt und Landkreis Rosenheim ist dieser Weg noch ein großes Stück länger.

Wir verzeichnen weiterhin Krankheitsfälle bei Beschäftigten sowie Bewohnerinnen und Bewohnern in Alten- und Pflegeheimen. Ein erneutes großes Ausbruchsgeschehen, wie Anfang September in einem Heim in der Stadt, ist aber bislang ausgeblieben. Weiterhin befinden sich bei den Erkrankungsfällen auch vollständig geimpfte Bewohnerinnen und Bewohner.

Das hat uns gezeigt, dass – zumindest zum Teil – nach über einem halben Jahr die Immunität gegen das Coronavirus bei Betagten und Pflegebedürftigen nicht mehr ausreichend gegen eine Ansteckung schützt. Die mobilen Impfteams des Impfzentrums Rosenheim haben daraufhin nach Beratung mit dem Gesundheitsamt allen Einrichtungen Termine für Auffrischimpfungen, aber auch von Nachholimpfungen angeboten. Auffrischimpfungen erfolgen jetzt auch durch die niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte.

Ich bin sehr erleichtert, dass auch die Ständige Impfkommission (STIKO) in einer Pressemitteilung am 7. Oktober eine Empfehlung für eine Auffrischimpfung bei Bewohnerinnen und Bewohnern von Heimen sowie für über 70-Jährige angekündigt hat. Ich hoffe sehr, dass dies die Akzeptanz der Auffrischimpfung noch einmal erhöhen wird und den Ärztinnen und Ärzten fachlichen Rückhalt bei ihrer Arbeit geben wird.

Ich empfehle dringend allen Bewohnerinnen und Bewohnern in Heimen aber auch den über 70-Jährigen, das Angebot der Drittimpfung anzunehmen. Gleichzeitig appelliere ich auch nachdrücklich an alle Beschäftigten in der Pflege, dem Service und dem Reinigungsdienst sowie an die Angehörigen der Pflegebedürftigen, die sich bislang noch nicht für eine Impfung entscheiden konnten, sich einen vollständigen Impfschutz geben zu lassen, zu Ihrem eigenen Schutz, zum Schutz Ihrer Familien sowie der von Ihnen gepflegten und versorgten Bewohnerinnen und Bewohner.“

Impfungen:

Insgesamt sind bis zum 14. Oktober in Stadt und Landkreis Rosenheim 211.612 Schutzimpfungen gegen COVID-19 erfolgt, überwiegend in Alten- und Pflegeheimen, Krankenhäusern sowie dem gemeinsamen Impfzentrum auf der Loretowiese. 107.834 davon waren Erstimpfungen und 102.880 davon Zweitimpfungen. Insgesamt 11.598 Impfungen wurden in stationären Einrichtungen in Stadt und Landkreis verabreicht. 4.586 Impfungen wurden an Sonderimpftagen durchgeführt.

Seit dem 31.03. bis einschließlich 14.10.2021 haben niedergelassene Ärzte insgesamt 156.957 Erst-, Zweit- und Auffrischimpfungen durchgeführt. Die Arztpraxen handeln unabhängig vom Impfzentrum Rosenheim.

Insbesondere die Impfaktion am gestrigen Donnerstag beim Sportpark „Fit & Fun“ Wasserburg sei sehr gut angenommen worden.

Am kommenden Donnerstag, 21. Oktober, bietet das Impfzentrum in Rosenheim einen langen „Impf-Donnerstag“ an und ist an dem Tag bis 21 Uhr geöffnet.

Die aktuellen Corona-Zahlen der Gemeinden: