Stadtrat Wasserburg beschloss gestern neue Tarife und setzt zur Zeitersparnis auf Ticketautomaten
Ab Februar fahren in Wasserburg die Busse im Halbstundentakt. Nach einer intensiven Vorberatung des Haupt- und Finanzausschusses und des Stadtrates Wasserburg über die Details ging es nun in der jüngsten Sitzung um die Tarif- und Beförderungsbestimmungen. Die wichtigsten Fragen hierbei: Wer zahlt wieviel und woher bekommen Fahrgäste ihre Tickets?
Weil die letzte Änderung der Fahrpreise bereits knapp elf Jahre zurückliegt, solle im Zuge der Angebotserweiterung auch eine Preisanpassung vorgenommen werden. Damit sollen die Betriebskosten zumindest teilweise kompensiert werden. Dabei handle es sich laut Bürgermeister Michael Kölbl allerdings um „moderate Anpassungen“, die Tarife liegen nach wie vor weit unter vergleichbaren Anbietern.
Bisher fahren die Busse in Wasserburg im Stundentakt. Das sei bei der Verkehrslage allerdings ein Problem, wie Andreas Hiebl in seinem Vortrag schilderte. Zusätzlich zu Kreisverkehren, Ampeln, dem Bahnübergang und der engen Situation am Brucktor kommen Baustellen und Falschparker. „Der Stadtbus schafft es gerade in Hochverkehrszeiten nur schwierig, die Zeiten pünktlich einzuhalten.“ Am Verkehr lasse sich nichts ändern. Bei den Ticketverkäufen allerdings schon.
Derzeit zahlen die Fahrgäste ihre Fahrkarten direkt beim Busfahrer. „Bis zu 100.000 Tickets werden pro Jahr verkauft“, ein Zeitfresser, der reduziert werden kann. Statt im Bus sollen künftig zusätzlich Ticketautomaten sowie eine App den Kartenkauf ermöglichen. „Das Handyticket wird die Zukunft sein“, so Hiebl. Deshalb sollte diese Lösung umgesetzt werden.
Nahe der Haltestellen sollen außerdem Automaten aufgestellt werden. Aufgrund der hohen Anschaffungskosten können aber nicht alle Haltestellen ausgerüstet werden. Wo künftig ein Ticketautomat steht, richte sich nach den Zustiegszahlen. Beispielsweise am Bahnhof Reitmehring, dem Busbahnhof oder am Badria soll es künftig die Möglichkeit zum Fahrkartenkauf geben.
Der Ticketkauf beim Busfahrer ist etwa bei schlechtem Handyempfang oder einer Haltestelle ohne Automat teilweise weiterhin nötig. Trotzdem soll es Anreize für den Kauf per App oder am Ticketautomaten geben. So steigt beispielsweise der Einzelfahrkartenpreis nur für den Kauf im Bus an, ansonsten bleibt er weiter bei 1,50 Euro. Außerdem soll es beim Kauf per App einen Rabatt von zehn Prozent geben. Der Schülerverkehr sowie die Anbindungen nach Attel, Eiselfinger Straße, Äußere Lohe und Staudham sind im Tarif enthalten.
Im Stadtrat stießen die aktuellen Tarif- und Beförderungsbestimmungen auf einhellige Zustimmung. „Die Stadt hat unsere Forderungen übertroffen“, freute sich Friederike Kayser-Büker (SPD). Die SPD-Fraktion habe in 2019 einen Antrag auf den Halbstundentakt und ein erweitertes Jugendticket gestellt, das aktuelle Konzept „geht weit über das hinaus, was wir uns damals vorstellen konnten“. Sie zeigte sich optimistisch, dass die Änderungen zu steigenden Fahrgastzahlen führen werden.
Edith Stürmlinger (BF) sieht darin „einen Meilenstein in unserem öffentlichen Verkehr“ und hoffe ebenfalls, dass sich der Verkehr in Wasserburg damit beruhigen lasse. Auch die CSU-Fraktion sei laut Heike Maas zufrieden mit dem Vorschlag. „Wir freuen uns auf volle und pünktliche Busse“, sagte sie. Auch sehe sie darin einen großen Beitrag zum Klimaschutz. Durch das Vorhaben lasse sich der Verkehr reduzieren und die Auslastung der Busse steigern. Im nächsten Schritt regte sie an, die Busverbindungen durch Marketing-Kampagnen über die Stadtgrenzen hinaus bekannter zu machen.
Ein vernünftiges Marketing hält auch Christian Flemisch (ÖDP) für notwendig. Denn durch den Halbstundentakt „werden viele Leute jetzt überlegen den Bus zu nehmen“. Dazu müsse man den Leuten zeigen: „Es gibt etwas anderes außer Autos.“
Auch der Bürgermeister zeigte sich stolz über das einstimmige Ergebnis des Beschlusses. „Der Stadtrat aus acht Gruppierungen hat damit bewiesen, dass er auch bei solchen Themen handlungsfähig ist“, betonte er abschließend und hoffe, der Stadtbus werde dadurch verstärkt angenommen.
Die neuen Fahrkartentarife ab 1. Februar im Überblick
Erwachsene | Schüler/Jugendliche (U21) | ||
Einzelfahrkarte Vorverkauf | 1,50 € | 0,70 € | am Automaten und per App |
Einzelfahrkarte im Bus | 2,00 € | 1,00 € | im Bus |
10-Fahrten-Karte | 12,00 € | 6,00 € | am Automaten |
Monatskarte | 30,00 € | 15,00 € | am Automaten und per App |
Vierteljahreskarte | 80,00 € | 40,00 € | am Automaten und per App |
Jahreskarte | 220,00 € | 110,00 € | im Bürgerbüro |
Schüler und Studenten können auf Nachweis Jahreskarten zum Jugendtarif bis einschließlich dem 25. Lebensjahr erwerben.
Mit dem Wasserburg-Pass gibt es 50 Prozent Rückerstattung auf Jahreskarten.
Das liest sich prima – Glückwunsch zu dieser Entscheidung
Das ist eine gute Nachricht. Ich hoffe, die Leute lassen dann ihr Auto auch mal stehen… das dürfte sich machbar sein, wenn man nicht allzu lange warten muss und auch Termine schafft, die mit dem Stundentakt nicht möglich sind. Super!
Wenn ich mir zu dem Superangebot etwas wünschen darf: dann eine Möglichkeit die Vorverkaufstickets über die Ticket-App „Handy-Ticket“ zu erwerben. Bitte keine Insellösung.
Der RVO nutzt die Wohin-du-willst App. Wäre das nicht sinnvoller, wenn es nur eine App zum Fahrkartenkauf geben sollte?
Ich freue mich sehr darüber, dann brauch ich mein Auto ganz selten, wenn es alles so klappt
… Ach wie schön… „etwa bei schlechtem Handyempfang“… reden wir hier vom Stadtbus oder Tötzham nach Stadl (bei allem Respekt!)
D anno 2021
Ja finde ich positiv. Wo es aber hackt sind Verbindungen in andere Orte. Musste z. B. nach Bad Endorf zur ambulanten Reha und wäre gerne mit Bus oder Bahn gefahren – keine Chance zu unterschiedlichen Zeiten dahin zu kommen. Da würde ich mir flexible Lösungen wünschen z. B. Kleinbusse welche flexibel unterwegs sind……..
Warum gibt es für die Menschen, die vom Amt leben, keine Ermäßigung der Fahrkarten?