Wegen der Pandemie: Beschäftigte im Gastgewerbe besonders betroffen
Wenn Corona den Job kostet: In der Pandemie ist die Zahl der Minijobs im Landkreis Rosenheim deutlich zurückgegangen. Mitte vergangenen Jahres gab es im Landkreis rund 26.100 Stellen auf 450-Euro-Basis – das sind 1.700 weniger als zwei Jahre zuvor (minus 6 Prozent). Besonders betroffen ist das Gastgewerbe: Hier gingen im selben Zeitraum 740 Minijobs verloren – ein Einbruch von 17 Prozent. Das teilt die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) mit. Die NGG beruft sich hierbei auf Zahlen der Bundesagentur für Arbeit.
„450-Euro-Kräfte zählen zu den Hauptverlierern der Pandemie. Von der Küchenhilfe im Restaurant bis zur Verkäuferin an der Bäckereitheke – viele Minijobber leben in ständiger Angst, gekündigt zu werden. Dabei haben sie weder Anspruch auf das Arbeitslosen- noch auf das Kurzarbeitergeld“, kritisiert Manuel Halbmeier, Geschäftsführer der NGG-Region Rosenheim-Oberbayern.
Der Gewerkschafter warnt davor, dass künftig noch mehr Menschen in solche unsicheren Jobs abrutschen könnten und damit zu prekären Bedingungen arbeiten müssten. „Wenn die Bundesregierung die Verdienstgrenze bei den Minijobs anhebt, dann dürfte das viele reguläre Arbeitsplätze verdrängen. Für die Betroffenen, zu einem Großteil Frauen, wird das zur Karrierefalle. Und spätestens im Alter ist Armut vorprogrammiert“, so Halbmeier.
Nach den Plänen der Berliner Ampel-Koalition sollen Minijobber künftig 520 statt wie bislang 450 Euro im Monat verdienen können – ohne dafür beispielsweise automatisch arbeitslosenversichert zu sein. Den entsprechenden Gesetzentwurf, über den der Bundestag noch im Frühjahr beraten wird, kritisiert die Gewerkschaft scharf: „Die Politik baut prekäre und krisenanfällige Stellen weiter aus, statt sie einzudämmen. Das ist ein Irrweg – gerade nach den Erfahrungen mit Corona. Viele Minijobber haben bei der Kurzarbeit in die Röhre geguckt oder ihre Stelle verloren.“
Die NGG verweist auf den Koalitionsvertrag. Darin schreiben SPD, Grüne und FDP, es müsse verhindert werden, „dass Minijobs als Ersatz für reguläre Arbeitsverhältnisse missbraucht oder zur Teilzeitfalle werden“. Die Gewerkschaft ruft deshalb die heimischen Bundestagsabgeordneten der Ampel-Koalition dazu auf, sich an dieses Versprechen zu halten und „das Gesetz auf solide Füße zu stellen“. Abhilfe könne langfristig allerdings nur eine grundlegende Reform schaffen: Für Minijobs müsse bereits ab dem ersten Euro die Sozialversicherungspflicht gelten. Erst wenn Sozialabgaben, Kranken-, Pflege- und Rentenversicherungsbeiträge gezahlt würden, könnten Beschäftigte wirksam geschützt werden.
Nach Einschätzung von NGG-Regionalchef Manuel Halbmeier hätte dies positive Effekte vor Ort: „Die Abschaffung der Sonderregelungen für Minijobs würde dabei helfen, den Fachkräftemangel zu bekämpfen. Im Landkreis Rosenheim klagen vor allem Hoteliers und Wirte, kein Personal mehr zu finden. Aber Fachleute gewinnt man nicht, indem man kaum abgesicherte Stellen mit wenigen Wochenstunden bietet, sondern reguläre Arbeitsverträge mit Perspektive und sozialem Netz. Davon würden am Ende alle profitieren – die Beschäftigten, die Betriebe und durch höhere Einnahmen auch der Staat und die Sozialversicherungen.“
1.700 Minijobs weniger im Landkreis ist weder eine positive noch eine negative Tatsache. Es kommt ganz darauf an, was aus diesen 1.700 Minijobbern geworden ist.
Haben diese 1.700 Menschen gar keine Arbeit mehr?
Es könnte gut sein, dass diese 1.700 oder zumindest ein Großteil davon in sozialversicherungspflichtige Jobs gewechselt sind.
Ich selbst kenne mehrere Frauen die aus einem Minijob in ein sozialversicherungspflichtiges Arbeitsverhältnis gewechselt sind.
Z. B. als Pflegehelfer für ambulante Pflege, als Arbeiterin in der Metallindustrie und auch in die Gastronomie (aber halt sozialversicherungspflichtig angestellt).
Ich denke nicht, dass es nur aufgrund von Corona 1.700 weniger Minijobs gibt.
Das hängt sehr viel mit der enormen Nachfrage nach Arbeitswilligen ab – und so kommt es halt, dass Minijobber in sozialversicherungspflichtige Jobs wechseln können, bei denen sie noch vor wenigen Jahren keine Chance hatten.
Man kann sich alles Schönreden ‼️
Hubert hat das sehr gut dargestellt.
Diese Erfahrung habe ich auch gemacht. Im Süden von Deutschland ist die Nachfrage nach Fachpersonal noch sehr groß.
Ich sehe das als Selbständiger jeden Tag, bei mir selbst und auch bei meinen Kunden.
Jedoch ist es nicht in ganz Deutschland so, es gibt Gegenden und Sparten, die sind besonders hart von Corona getroffen worden und die haben es nicht leicht, einen adäquate neue Beschäftigung zu finden.
Ich kenne viele Frauen, die begrüßen die Erhöhung der Minijobgrenze auf 520,- Euro
Sie könnten eh keinen Halbtagsstelle übernehmen und es würde sich auch nicht rechnen, wegen den dann hohen Abzügen.
Außerdem ist der Minijob heute sehr flexibel gestaltet, man (n) und Frau kann sich sowohl arbeitslosen versichern als auch rentenversichern.