Ein unterhaltsamer Abend mit der Theatergemeinschaft Amerang - Noch vier Aufführungen - Konrad Gubisch geehrt
Seit über 40 Jahren spielt die Ameranger Schauspielertruppe Theater – mal Ernstes und Nachdenkliches, mal Erheiterndes und auch Satirisches. Ursprünglich in den Reihen der Landjugend daheim wurde von den leidenschaftlichen Theaterern vor 40 Jahren die Theatergemeinschaft Amerang gegründet – denn als eingeschworene Gemeinschaft ist es am leichtesten, das kulturelle Leben der Heimatgemeinde zu bereichern, so war man überzeugt.
Am Premierenabend des Jahres 2022 wurde dieses Wirken auch gewürdigt: „Motor“ und langjähriger Vorsitzender der Ameranger Theatergemeinschaft – Konrad Gubisch – erhielt im Beisein des Rosenheimer Landrats Otto Lederer und des Bezirksrats Sebastian Friesinger vom Präsidenten des Verbandes Bayerischer Amateurtheater Horst Rankl die Silberne Ehrennadel, die im übrigen nur der Präsident verleihen kann.
Für die Theatersaison im Jubiläumsjahr hatten sich die Ameranger Theater dazu entschieden, Einakter aus ihrer Anfangszeit aufzugreifen und damit gewissermaßen in die Vergangenheit des Ortes zurückzukehren. Denn zwei der 2022 gespielten Einakter wurden an zwei Abenden zur Einweihung der Ameranger Gemeindehalle vor 40 Jahren erstmals aufgeführt. Das Besondere: Zum Teil mit den noch immer selben, aktiven Schauspielern.
Foto: In der Gerichtsverhandlung zum „gestohlenen Firstbaum“, bei der es eigentlich um unberechtigten Alkoholausschank über die Sperrstunde hinaus geht: Von links die Staatsanwältin (Karina Köhldorfner), der Richter (Konrad Gubisch), der Schwanawirt (Jakob Seibold) bei seiner Zeugenaussage, der Gerichtsschreiber (Yps), Wachtmeister Scherberl (Dieter Zielinski) und der des Alkoholausschanks angeklagte Müllner (Sepp Mitter).
Wie beim „Königlichen Bayerischen Amtsgericht“
Besonders geeignet zum Sich-Erinnern – vor allem für die älteren Zuschauer aus Amerang – war das Stück „Der gestohlene Firstbaum“, von den Theaterern selbst verfasst zur Halleneinweihung auf der Grundlage von Geschehnissen damals in Amerang, die sich im Dorf ziemlich herumgesprochen hatten.
Auch wenn viele jüngere Zuschauer diesen Hintergrund natürlich nicht kannten, hatten sie doch immer noch ihren Spaß an der gelungenen, speziellen Umsetzung. Denn die Theaterer betteten die Darstellung der Folgen eines ausgedehnten Pfarrfestes ein in einen Rahmen aus Elementen der zwischen 1969 und 1972 ausgestrahlten, aber immer noch sehr bekannten ZDF-Fernsehserie „Königliches Bayerisches Amtsgericht“ von Autor Georg Lohmeier.
Die Gerichtsverhandlung, bei der es eigentlich um unberechtigten Alkoholausschank über die Sperrstunde hinaus ging, bot die Gelegenheit, die Geschehnisse nicht direkt vorzuführen, sondern durch Zeugen erzählen zu lassen und als komödiantische Zutat einige Anachronismen einzuführen wie beispielsweise die Pickelhaube des Wachtmeisters, hier genannt Scherberl, und die Perücke des Richters.
Auf der anderen Seite konnten die Verfasser im Richterspruch Bezug nehmen auf gesellschaftliche Erfordernisse der Gegenwart – die als Zeugen aufgetretenen Wirte wurden verpflichtet, für nichtalkoholische Getränke in Zukunft weniger Geld zu verlangen wie für Bier. Zusätzlich war das auch noch ein weiterer dezenter Hinweis darauf, dass ein gewisser Zusammenhang der Geschehnisse mit dem Alkoholkonsum der Beteiligten vorhanden war.
Der zweite bei der Halleneinweihung schon einmal aufgeführte Einakter „Der Pfingstlümmel“ war zwar eher als traditionelles Bauerntheater angelegt, doch durchaus mit ernstem Hintergrund, auch wenn am Schluss alles gut ausging, das Liebespaar heiraten durfte. Aber zuvor sah es so aus, als wenn der reiche Sternbauer über die Wünsche seiner Tochter knallhart hinweggehen und sie einem geldgierigen Großbauern zur Frau geben würde.
Damit es zu einem runden Abend wurde, hatte die Theatergemeinschaft Amerang als Eingangsstück den bekannten Einakter „Die Brautschau“ von Ludwig Thoma aus dem Jahr 1916 dazu genommen – von den Amerangern auch schon in ihrer Anfangszeit vor rund 40 Jahren gespielt. Hier geht es ebenfalls um ein schwieriges Verhältnis zwischen den Generationen. Denn der Sedlbauer verzögert die Hofübergabe an den Sohn, weil er Angst hat davor, dann nichts mehr zu sagen zu haben, für den Sohn wird dadurch das Heiraten erschwert. Das ist die Voraussetzung für eine komische Situation mit zwei plötzlich auftauchenden Heiratskandidatinnen, die weniger für alle Beteiligten, wohl aber für die Zuschauer sehr erheiternd ist.
Pointierte Darstellung durch die bewährte Schauspielerriege
Die bewährte Ameranger Schauspielerriege, zusammengesetzt aus „alten Hasen“, Neueinsteigern und etlichen in den langen 40 Jahren dazwischen dazu gestoßenen Theaterinterinteressierten, erliegt nicht der Versuchung, die in allen drei Einaktern recht zahlreich vorkommenden komischen Momente in der Darstellung noch mehr zu übertreiben. Die Schauspieler lassen diese durch die Situationskomik selbst wirken oder geben dem Komischen in der Gerichtsverhandlung über die Folgen des Ameranger Pfarrfests sogar eine leicht satirische Note, wenn die dort aufgerufenen Zeugen pointiert ihre Gedächtnislücken zur Schau stellen. Und als Gegenpol werden immer wieder zum Nachdenken anregende Elemente herausgearbeitet, beispielsweise wenn Toni Neubauer in der „Brautschau“ die Angst des Sedlbauern vor der Hofübergabe an den Sohn klarmacht.
Gerade in Corona-Zeiten ist es von Vorteil, dass die Theatergemeinschaft auf eine große Mannschaft versierter Schauspieler zurückgreifen kann und so das jeweilige Personal der Einakter weitgehend getrennt proben und auftreten.
Die Besetzung der drei Einakter umfasst eine stattliche Anzahl an Mitspielern:
Leonhard Fischbacher, Hans Flötzinger, Quirin Fröwis, Konrad Gubisch, Stefan Hintermayr,
Rupert Huber, Karina Köhldorfner, Sepp Mitter, Anton Neubauer, Michael Oberbauer,
Monika Rechl, Maria Scalise, Jakob Seibold, Marina Thaller, Brigitte Wiegers, Hans Wurmannstetter, Yps und Hermann Zielinski.
Monika Rechl führt auch bei zwei Einaktern Regie, bei dem originär Ameranger Stück Wolfgang Hronek, allgemein Yps genannt.
Noch vier Vorstellungen
Noch vier Vorstellungen sind in der Ameranger Gemeindehalle angesetzt – am Freitag, 25., und Samstag, 26. März sowie Freitag, 1., und Samstag, 2. April, jeweils um 20 Uhr.
Eintrittskarten gibt es im Vorverkauf in der Dorfbäckerei Amerang täglich von 7 bis 12 Uhr, Kartenvorbestellungen können unter der Telefonnummer 0151/75027721 vorgenommen werden.
Die aktuell geltenden Corona-Regeln sind einzuhalten. Bei Bedarf kann an der Abendkasse ein Corona-Schnelltest zur Verfügung gestellt werden.
Inge Graichen
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