Die drei scheidenden Kommandanten der Feuerwehr Wasserburg geben umfangreiche Erklärung ab

Der Rücktritt der drei Wasserburger Feuerwehrkommandanten sorgt seit vorgestern in der Stadt für einigen Gesprächsstoff. Bürgermeister Michael Kölbl nahm dazu bereits ausführlich Stellung. Es geht in erster Linie um den Neubau des Feuerwehrgerätehauses in der Altstadt. Doch den drei Kommandanten fehlt es offenbar auch an Wertschätzung für ihren Einsatz. Sie beklagen eine mangelnde Zusammenarbeit durch die Stadtverwaltung und die Bürgermeister. In einer offiziellen Erklärung betonen sie heute, dass sie „keine zielführenden Chancen mehr sehen, ihre Ämter weiter auszuführen“. Zu vieles sei in den vergangenen Wochen, Monaten und sogar Jahren an Spannungen entstanden.

 

„Rücktritt vom Rücktritt wird es nicht geben“

Diese Entwicklung habe nun zur Folge, dass die drei Kommandanten Niko Baumgartner, Rudi Göpfert junior sowie Stefan Gartner (Foto von links) zum 1. April ihre Ämter niederlegen. Das Rücktrittspapier wurde Bürgermeister Michael Kölbl am vergangenen Freitag persönlich vorbeigebracht. „Einen Rücktritt vom Rücktritt wird es nicht geben“, schreiben die Drei.

Die Maßnahme sei eine Reaktion aus den zahlreichen fehlgeschlagenen Versuchen, sich mit der Stadt konstruktiv auszutauschen. Dabei weisen alle drei Kommandanten die Anschuldigungen beziehungsweise Vermutungen zurück, es herrsche durch die Kommandanten „fehlende Kommunikation oder gar fehlende Einsicht“ oder man konzentriere sich überwiegend auf den Feuerwehrhaus-Neubau.

In zahlreichen Protokollen sei festgehalten: „Zu keiner Zeit hat die Freiwillige Feuerwehr Wasserburg überteuerte oder übertriebene Ansprüche für den täglichen Feuerwehrbetrieb oder rund um den Bau oder die Ausstattung des neuen Feuerwehrhauses erwartet oder gefordert. Die Freiwillige Feuerwehr ist in Wasserburg wie auch in allen anderen Gemeinden die einzige Pflichtaufgabe der Kommune, die nur durch Ehrenamtliche ausgeführt wird. Den Feuerwehrlerinnen und Feuerwehrlern und ihren Kommandanten geht es hierbei nicht um ein Lob von Seiten der Stadt. Das Wissen, anderen Menschen im Einsatzfall helfen zu können und die positive Resonanz aus der Bevölkerung sind vielen Aktiven Lob genug. Was in diesem Ehrenamt jedoch erwartet werden darf, ist eine ehrliche und wertschätzende Zusammenarbeit mit der Kommune als Träger.“  Genau hier habe es in letzter Zeit vermehrt Diskrepanzen gegeben, schreiben die Drei.

 

„Entscheidungen der Kommandanten angezweifelt“

So habe man beispielsweise mit der Stadtverwaltung diskutieren müssen, ob eine Brotzeit für die Feuerwehrdienstleistenden nach einem langen Einsatz finanziert wird, „obwohl dies gesetzlich vorgeschrieben ist. Auch wurden immer wieder durch den Bürgermeister und durch Teile der Stadtverwaltung fachliche Entscheidungen der Kommandanten angezweifelt und teilweise sogar in der Öffentlichkeit ins Lächerliche gezogen. Gleichzeitig maßte man sich an, Entscheidungen über die Köpfe der Kommandanten hinweg zum Thema Feuerwehr beziehungsweise Feuerwehrhausneubau zu fällen, ohne die (fachliche) Meinung der Feuerwehrführung einzuholen.“ Teilweise hätten die Kommandanten erst Wochen später von wichtigen und entscheidenden Gesprächen erfahren und seien lediglich über das Ergebnis informiert worden, obwohl im Vorfeld schriftlich in einem Workshop-Protokoll ein enger Austausch mit den Kommandanten zu diesem Punkt vereinbart gewesen sei.

 

Kritik an Entscheidung des Kämmerers

Die Kommandanten berichten in ihrer heutigen Erklärung von einer Dienstversammlung am 18. März: „Im Rahmen des Workshops zum Feuerwehrhausneubau wurde ein Fahrzeugkonzept für die Stadt Wasserburg für beide Feuerwehren erstellt. Das Konzept beinhaltete die Entscheidung, zwei Fahrzeuge bei der in den nächsten Jahren anstehenden Ersatzbeschaffung durch ein sogenanntes Wechselladersystem zu ersetzen. Nach entsprechenden Gesprächen mit dem Landkreis wäre hier eventuell sogar eine Beschaffung der überörtlich nutzbaren Fahrzeuge durch den Landkreis Rosenheim in Aussicht gestellt worden“, betonen die drei zurückgetretenen Kommandanten in ihrem offiziellen Schreiben. „Dieses Angebot hat nun nach Auskunft des Landkreises der Kämmerer der Stadt Wasserburg unmittelbar vor dem letzten Workshop in Eigenregie abgelehnt – und das ohne Beschluss des zuständigen Stadtrats und ohne Rücksprache mit den Kommandanten. Das ist vor allem deshalb ärgerlich, da dies eine Kostenersparnis für die Stadt Wasserburg von rund einer halben Million Euro bedeutet hätte. Geld, das man besonders im Rahmen des Feuerwehrhausneubaus sicher anderweitig, zum Beispiel anteilsmäßig für die Atemschutzübungsanlage gut verwenden hätte können.

In der Erklärung heißt es weiter: „Stefan Gartner führte als Gruppenführer und später als stellvertretender Kommandant in den letzten 14 Jahren Protokoll über alle Treffen und Sitzungen innerhalb der Feuerwehr und mit der Stadtverwaltung beziehungsweise dem Bürgermeister. Alle vereinbarten Punkte wurden genau dokumentiert, besprochene Fristen aufgezeichnet und das Ergebnis eingefordert. Mit diesen Protokollen wurden sowohl der Erste Bürgermeister als auch seine Stellvertreter, der Feuerwehrreferent des Stadtrates und das Ordnungsamt seit Jahren regelmäßig über die positiven Ereignisse aber auch Probleme innerhalb der Feuerwehr informiert. Die Stadtführung hatte somit immer eine Rückmeldung, was in der Feuerwehr Wasserburg gerade so los war. Umso verwunderlicher war daher das Feedback des zweiten Bürgermeisters Werner Gartner, der bei der betreffenden  Dienstversammlung am 18. März erklärte, er sei über den aktuellen Stand in der Feuerwehr nicht informiert und die Feuerwehrführung solle nicht so kleinlich reagieren. Schließlich hätte die Stadt ein Grundstück für den Neubau des Feuerwehrhauses zum Preis von 2,4 Millionen Euro erworben.“

„Bürgermeister zeigt zu wenig Empathie“

Ebenfalls in besagten Protokollen festgehalten seien die Punkte, welche von Seiten des Bürgermeisters zur „Chefsache“ erklärt worden waren. Die drei scheidenden Kommandanten: „Der Bürgermeister selbst hatte Termine genannt, wann mit der Erledigung zu rechnen sei. Auf die Ergebnisse wartet die Feuerwehr oft noch heute. Und das, obwohl mehrmals Fristen verlängert und immer wieder die Erledigung zugesichert wurde. Bürgermeister Kölbl hielt es auf besagter Dienstversammlung nicht einmal für nötig, mit Bedauern auf den Rücktritt der drei Kommandanten zu reagieren und ihnen für ihre Arbeit zu danken. Er erklärte lediglich, den Rücktritt der Kommandantur anzunehmen und wies jegliche Schuld daran zurück. Diese offenbar fehlende Empathie kam in der anwesenden Mannschaft nicht gut an.“

Für die Kommandanten „besonders traurig“ sei folgende Situation nach der Dienstbesprechung gewesen: „Hier saß Bürgermeister Michael Kölbl nach der Besprechung mit altgedienten Feuerwehrmännern und Ehrenmitgliedern im Florianstüberl beisammen. Die getroffene Aussage Michael Kölbls, ihm sei der Feuerwehrverein egal, zeigt den Mangel an Wertschätzung durch den obersten Dienstherren der Stadt. Die Aussage ist umso bedauerlicher, da Herrn Kölbl im Jahre 2016 die Ehrenmitgliedschaft im Feuerwehrverein verliehen wurde. Die Feuerwehrführung appelliert an dieser Stelle an Anstand und Charakter und auf ein Überdenken dieser Aussage.“

Den Kommandanten Niko Baumgartner, Rudi Göpfert junior und Stefan Gartner sei es wichtig, zu unterstreichen, dass ihr Rücktritt „eine Entscheidung ist, die sie schweren Herzens getroffen“ hätten. „Die Zusammenarbeit mit der Mannschaft und dem Feuerwehrreferenten Armin Sinzinger verlief einwandfrei, lediglich die immer schwierigere Zusammenarbeit mit der Stadtführung hat sie letztendlich dazu bewogen, zurückzutreten.“ Nicht nur, aber gerade die gemeinsame Durchführung eines großen Bauprojekts mit Baukosten von derzeit veranschlagten 14 Millionen Euro sei in einer derart verfahrenen Situation einfach nicht zu verantworten.

 

Weiter heißt es in der Erklärung von heute Mittag wörtlich: „Die zurückgetretenen Kommandanten Niko Baumgartner, Rudi Göpfert junior sowie Stefan Gartner stehen dem Landkreis sowie den nachfolgenden Kommandanten selbstverständlich für eine geordnete Übergabe und für Informationen jederzeit zur Verfügung und bleiben der Feuerwehr und dem Dienst am Nächsten natürlich erhalten. Ausdrücklich danken möchten die scheidenden Kommandanten dem Feuerwehrreferenten Armin Sinzinger, der oft versucht hatte, den Austausch mit der Stadtverwaltung anzukurbeln und Belange zu verdeutlichen. Ebenso gilt der Dank dem Kreisbrandrat Richard Schrank. Er war und ist zu jederzeit eine greifbare Stütze. Diese Zusammenarbeit wird sicherlich, wenn auch in anderer Position in irgendeiner Art und Weise weitergeführt.

Ein Dankeschön geht auch an die ausgeschiedene Ordnungsamtsleiterin Claudia Schaber, mit der ein konstruktives Zusammen-arbeiten zu jederzeit möglich war. Vielen Dank an die vielen positiven Rückmeldungen aus der Bevölkerung und den größten Dank an beide Feuerwehren der Stadt Wasserburg. Gott zur Ehr, dem nächsten zur Wehr!“

 

Gezeichnet ist die Erklärung mit:

Niko Baumgartner, Rudi Göpfert junior, Stefan Gartner, Kommandant und stellvertretende Kommandanten

 

Die Erklärung der Kommandanten im Original …

Aktuell findet eine Pressekonferenz statt. Wir berichten weiter …

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