Dr. Wolfgang Hierl, Leiter des Gesundheitsamtes, wollte die Hotspot-Regelung - Der Corona-Wochenbericht des Landratsamtes
Die Zahlen sind hoch und Corona ist natürlich nicht einfach weg, auch wenn übermorgen am Sonntag so gut wie fast alle Schutzmaßnahmen nicht mehr von der Regierung verpflichtend vorgeschrieben werden – Eigenverantwortung und Selbstschutz ist ab sofort das oberste Gebot für die Bürger (wir berichteten mehrfach). Das sieht der Leiter des Gesundheitsamtes, Dr. Wolfgang Hierl, äußerst pessimistisch. Er hätte sich für den Landkreis und auch die Stadt Rosenheim die Hotspot-Regelung gewünscht, sagt er (siehe weiter unten im Bericht) …
Wie immer gibt das Landratsamt auch am heutigen Freitagnachmittag seinen Corona-Wochenbericht bekannt. In der vergangenen Woche wurden dem Gesundheitsamt 7.248 neue Corona-Fälle für Stadt und Landkreis Rosenheim gemeldet – etwa 1000 Fälle weniger als noch die Woche davor.
Die Inzidenz liegt heute für die Stadt Rosenheim bei 2.204,71 – für den Landkreis Rosenheim bei 2.233,68 Fällen (vor einer Woche bei 2.601,24).
Vier weitere Corona-Todesfälle sind zu beklagen, 702 Verstorbene im Landkreis seit dem Beginn der Pandemie.
268 Corona-Patienten (vor einer Woche 315) werden aktuell in Stadt und Landkreis Rosenheim stationär in den Krankenhäusern behandelt. Hiervon befinden sich 15 Patienten (vor einer Woche 20) mit schweren Verläufen auf einer Intensivstation.
In den Heimen in Stadt und Landkreis ereignete sich bei Bewohnern und Mitarbeitern weiterhin eine hohe Zahl an Infektionen. Dabei sei der Anteil der positiv getesteten vollständig geimpften und größtenteils geboosterten Bewohner weiterhin sehr hoch, so die Behörde auch heute.
So bestanden Corona-Infektionsgeschehen in der letzten Woche in insgesamt 43 Alten- und Pflegeheimen – in elf Einrichtungen ereigneten sich dabei Ausbrüche mit jeweils fünf und mehr Fällen.
Betroffen waren insgesamt 192 Bewohner:
161 davon waren zwei- oder dreimal geimpft = 84 Prozent (145 davon geboostert = 76 Prozent)
10 waren unvollständig geimpft
19 nicht geimpft = zehn Prozent.
14 der infizierten Heimbewohner mussten hospitalisiert werden: Zehn Infizierte waren geboostert, zwei vollständig und eine Person unvollständig geimpft – sowie eine Person war nicht geimpft.
166 Mitarbeiter infizierten sich zudem mit Corona:
139 mindestens zweimal geimpft = 84 Prozent (davon 96 geboostert = 58 Prozent),
7 unvollständig geimpft
20 nicht geimpft = zwölf Prozent.
In der zurückliegenden Woche wurden dem Gesundheitsamt insgesamt drei Gruppenschließungen in Kitas übermittelt.
Bewertung des Infektionsgeschehens heute durch Dr. Wolfgang Hierl, Leiter des Rosenheimer Gesundheitsamtes:
„Angesichts einer dauerhaft angespannten Versorgungslage in den Kliniken der Region halte ich die ab Sonntag kommenden Lockerungen für einen schweren Fehler. Mit dem weitgehenden Wegfall der Maskenpflicht in Gastronomie, Handel und Schulen sowie den dann fehlenden Zugangsbeschränkungen – bei gleichzeitig unterdurchschnittlicher Impfrate – werden die Fallzahlen ansteigen und es steht zu befürchten, dass sich die Situation in den Kliniken weiter verschärfen wird.
Es ist noch zu früh, um auf einen witterungsbedingten Rückgang der Infektionsaktivität zu hoffen. Und auch den Verweis auf die Eigenverantwortung halte ich – gelinde gesagt – für sehr optimistisch. Der Streit zwischen Bund und Ländern zum geänderten Infektionsschutzgesetz und zur Hotspot-Regelung ist für mich absolut unverständlich und inakzeptabel. Wo, wenn nicht in Stadt und Landkreis Rosenheim, wäre eine Hotspot-Regelung denn angebracht?
Ich rate daher allen Bürgerinnen und Bürgern in Innenräumen weiterhin Masken zu tragen. Der einzige Ausweg aus der Pandemie ist aber eine hohe Durchimpfungsrate in der Bevölkerung. Da kommen wir nicht daran vorbei.
Nur durch eine breite Bevölkerungsimmunität aufgrund Impfung kann die Wucht zukünftiger Wellen abgefedert und der Ausstieg aus dem Kreislauf der Wellen eingeleitet werden. Wir haben es leider bislang verpasst, uns in der Region durch eine hohe Impfrate mit Boosterung optimal auf die Zukunft vorzubereiten.“
Nach Aussage des Ärztlichen Leiters Krankenhauskoordinierung, Dr. Michael Städtler, seien die Belegungszahlen mit COVID-19 auf den Normalstationen derzeit auf hohem Niveau mit Tendenz zum weiteren Anstieg – auf den Intensivstationen seien sie unverändert. Die Belastung der Intensivstationen sei unverändert insgesamt sehr hoch, heißt es heute weiter in dem Bericht. Es müssten Patienten versorgt werden, die wegen einer anderen Diagnose behandlungsbedürftig seien und gleichzeitig einen positiven Corona-Nachweis hätten. Ein gleiches Bild zeige sich im gesamten bayerischen Raum. Abverlegungen seien aber derzeit nicht erforderlich. Erschwerend komme das hinzu: Zum Teil nicht unerhebliche Personalausfälle durch positive Testungen …
Die Geschäftsführung des RoMed Klinikverbunds verzeichnet auf den Intensivstationen eine stabil niedrige Rate der Zuweisung von COVID-Patienten. Die Belegung der Normalstationen mit COVID-Patienten habe ein Plateau auf sehr hohem Niveau erreicht. Die konservative und operative Versorgung von Patienten, die als Begleiterkrankung COVID-19 haben, gestalte sich für alle Beteiligten aufgrund der notwendigen Hygienemaßnahmen sehr aufwändig.
Ein großes Problem ergebe sich auch hier durch die vielen krankheitsbedingten Ausfälle von Mitarbeitern in sämtlichen Bereichen. In allen RoMed-Kliniken sei das Personal an der absoluten Belastungsgrenze. Aufgrund der hohen Belegung mit Corona-Patienten einerseits und der Personalausfälle andererseits müsse weiterhin ein erheblicher Teil der planbaren Eingriffe verschoben werden.
Der Blick auf die Gemeinden: