Mit der Frage im Mittelpunkt: Wie gehen Kinder mit dem Thema Krieg um? Glaszimmer-Regisseur Christian Lerch war gestern im Utopia zu Gast
Eine heimische Film-Produktion ist aktuell wieder im Wasserburger Kino zu sehen – das neueste Werk von Schauspieler und Regisseur Christian Lerch: Das Glaszimmer. Die Dreharbeiten fanden noch vor Corona – vor genau drei Jahren – auch in Wasserburg, in Haag und Kirchdorf statt. Es ist ein Film nach dem Buch von Josef Einwanger. Gestern Abend war der heimische Regisseur Lerch nach der Vorführung zu einem Filmgespräch ins Wasserburger Utopia gekommen.
Über seinem Film stand bei den Dreharbeiten 2019 stets diese zentrale Frage im Mittelpunkt: Wie gehen Kinder mit dem Thema Krieg um? Und Lerch ist damit zum Bundesstart 2022 beklemmend aktuell … Das wird auch in der Diskussion mit den Kino-Besuchern deutlich. Wie reagieren Kinder auf Kriege, auf Bomben, Panzer und Sirenen, auf Vertreibung und Verfolgung. Wie werden sie verführt von Lügen und Ideologien und wie werden sie zu Mitläufern einer Propaganda? Nur um ‚dazuzugehören‘ …
Ein Film, der auch für den Schulunterricht – ab zwölf Jahren oder besser älter – zur Besprechung geeignet ist. Gerade jetzt.
Foto: Renate Drax
Unser Foto zeigt Christian Lerch rechts zusammen mit Kino-Besitzer Rainer Gottwald.
Es geht um die letzten Wochen des Zweiten Weltkrieges aus Kindersicht. Lerch zeigt dabei eine Welt auf dem bayrischen Land, in der der Krieg fast nur im Volksempfänger präsent ist. In dieser Welt versucht ein elfjähriger Bub zu entscheiden, was wichtiger ist – Freundschaft oder Moral?
Die Dreharbeiten waren vor genau drei Jahren auch im Altlandkreis. Ab Juni 2019 waren die Aufnahmen dann zum Großteil im Schwindegger Ortsteil Walkersaich, wo asphaltierte Fahrbahnen durch Schotter- und Kiesauflagen überdeckt wurden. Zudem nutzte man die Marketsmühle und Moosmühle in der Umgebung von Walkersaich als Drehorte.
Bei der Biennale Bavaria International 2021 hat der Film die Saphira in der Sektion Kinder- und Jugendfilm gewonnen.
Bei dem 23. Festival de Cine Alemán, das im vergangenen Juni in Madrid stattfand, erhielkt er den Publikumspreis.
Darum geht’s in dem Film:
Im Frühjahr 1945 flüchtet Anna mit ihrem elfjährigen Sohn Felix aus dem zerbombten München aufs Land zum Anwesen einer verstorbenen Tante. Auf dem Dachboden entdeckt Felix ein magisch-funkelndes, geheimnisvolles Glaszimmer, in dem er spielen und der tristen Kriegsrealität entfliehen kann. Kurz darauf findet er in Karri, dem Sohn des Ortsgruppenleiters, einen neuen Freund.
Wie sein Vater ist Karri ein überzeugter Nazi, der fest an den Endsieg glaubt, ganz anders als Felix und seine Mutter. Trotzdem gerät Felix immer mehr in den Sog der Nazi-Propaganda, auch weil er stolz auf seinen an der Front kämpfenden Vater ist.
Doch als dieser eines Nachts überraschend auftaucht, kommen Felix Bedenken. Soll er die grausigen Geschichten seines Vaters über die Realität des Krieges glauben oder den Deserteur Karris Vater melden?
BRD
2019
FILMREIHE Auslesefilm
REGIE Christian Lerch
DARSTELLER Lisa Wagner, Xari Wimbauer, Philipp Hochmair, Luis Vorbach, Hans Löw
AB 12 JAHRE
LÄNGE 94 MIN.
Zum Regisseur:
Christian Lerch wurde 1966 in Wasserburg geboren.
Bevor er seine Karriere am Theater begann, absolvierte er eine Ausbildung an der Schauspielschule Graz. Es folgten Engagements am Münchner Volkstheater und den Münchner Kammerspielen.
Für das Fernsehen entdeckte ihn 1990 als 24-Jährigen der Regisseur Franz Xaver Bogner. Bogner besetzte mit ihm die Rolle des Justizbeamten Karl Hermann in seiner Kultserie Café Meineid. Die Zusammenarbeit erfuhr eine Fortführung in der Grimme-Preis-ausgezeichneten Serie München 7.
Auch an Bogners Serie Der Kaiser von Schexing war Lerch als Drehbuchautor an mehreren Folgen beteiligt.
Zusammen mit Marcus H. Rosenmüller schrieb Christian Lerch das Drehbuch für den Kinoerfolg Wer früher stirbt ist länger tot. In einigen Rosenmüller-Filmen war er auch in Nebenrollen zu sehen. Beim Räuber Kneißl und Die Perlmutterfarbe schrieb er an den Drehbüchern mit.
Sein Film Was weg is, is weg war vor genau zehn Jahren in den Kinos zu sehen. Für diesem Film schrieb er das Drehbuch und führte erstmals auch Regie. Dann folgte 2018 die Doku B12 Gestorben wird im nächsten Leben – und jetzt der Film Das Glaszimmer …
Das Kino-Programm in Wasserburg am Wochenende:
Donnerstag 28.04
18.00 UHRDas Glaszimmer
18.15 UHRRiver
20.00 UHRPhantastische Tierwesen: Dumbledores Geheimnisse
20.00 UHRRABIYE KURNAZ GEGEN GEORGE W. BUSH
Freitag 29.04
18.00 UHRDas Glaszimmer
18.15 UHRRiver
19.30 UHR KINO WERKSTATT
Ken Park
20.00 UHRRABIYE KURNAZ GEGEN GEORGE W. BUSH
20.00 UHRPhantastische Tierwesen: Dumbledores Geheimnisse
21.00 UHR KINO WERKSTATT
Dj Robert
Samstag 30.04
14.30 UHRDie Gangster Gang
15.30 UHRGeschichten vom Franz
16.30 UHRDas Glaszimmer
17.15 UHRDas Glaszimmer
18.15 UHRRiver
19.30 UHRPhantastische Tierwesen: Dumbledores Geheimnisse
20.00 UHRRABIYE KURNAZ GEGEN GEORGE W. BUSH
Sonntag 01.05
14.30 UHRDie Gangster Gang
15.30 UHRGeschichten vom Franz
16.30 UHRDas Glaszimmer
17.15 UHRDas Glaszimmer
18.15 UHRRiver
19.30 UHRPhantastische Tierwesen: Dumbledores Geheimnisse
20.00 UHRRABIYE KURNAZ GEGEN GEORGE W. BUSH
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