Wieder sind es die Helferkreise in den Gemeinden, die sich stark engagieren - Großes Lob vom Landrat bei Treffen in der Behörde
Die Kreativität in den Helferkreisen ist groß, um Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine in das Leben der Gemeinden zu integrieren. Die Vertreter von 15 Helferkreisen trafen sich jetzt im großen Sitzungssaal im Landratsamt Rosenheim, um Ideen auszutauschen, Kontakte zu knüpfen und aktuelle Informationen zu erhalten. Landrat Otto Lederer nutzte die Gelegenheit, um sich bei den zahlreichen ehrenamtlich Engagierten in Namen des Landkreises und ganz persönlich zu bedanken.
„Seit 77 Jahren leben wir in Deutschland in Frieden, Freiheit und auch im Wohlstand. Wir gehören zu den fünf Prozent der Weltbevölkerung, denen es am besten geht. Krieg kennen wir eigentlich nur aus den Medien.“ Der Landrat erinnerte an die Flüchtlingskrise 2014/2015 und an das großartige Engagement der Ehrenamtlichen damals: „Über Jahre hinweg haben sie die Flüchtlinge begleitet und betreut“. Nach dem Überfall Russlands auf sein Nachbarland setzte erneut ein Flüchtlingsstrom ein, „und wieder sind es die Helferkreise, die sich engagieren.“
Otto Lederer stellte die neue Ehrenamts-Koordinatorin Giulia Giardina vor, die sich eigentlich um alle Themen rund um das Ehrenamt kümmern sollte, „deren Aufgabenspektrum durch die Situation in der Ukraine aber schnell eingeengt wurde“. Giardina selbst berichtete von rund 500 Freiwilligen, die sich im Landratsamt Rosenheim gemeldet hatten und ihre Hilfe anboten. Ihre Kontaktdaten wurden an die jeweiligen Gemeinden weitergeleitet.
Und dort in den Gemeinden ist in den vergangenen Wochen viel passiert. Einige Beispiele …
In der Stadt Wasserburg wurde nach einer gemeinsamen Vorbereitung zusammen Ostern gefeiert. Zudem richtete der Helferkreis Wasserburg eine Kleiderkammer ein und organisiert Austauschnachmittage.
Der Helferkreis in Breitbrunn richtete eine digitale Pinnwand ein. In Deutsch und Ukrainisch gibt es viel Interessantes unter anderem zu Veranstaltungen, aktuellen Informationen und Neuigkeiten aus dem Rathaus.
Soyen begeistert mit einem Radl-Werkstatt-Projekt. Gespendete Räder wurden eingesammelt und repariert. Und für die Flüchtlingskinder wurde eine Fahrradschule auf die Beine gestellt.
In Neubeuern wurden die Flüchtlinge eingeladen, im Kirchenchor mitzusingen. Auch eine Kleinanzeigen-Börse mit Inhalten zu Wohnungen, Job und Freizeit wurde eingerichtet. Die Gemeinden Neubeuern und Samerberg schufen eine interkommunale Teilzeitstelle zur Unterstützung von Geflüchteten und Ehrenamtlichen.
Den Informationsteil zur Flüchtlingssituation im Landkreis Rosenheim begann die für Jugend, Familie, Soziales und Kommunales zuständige Abteilungsleiterin im Landratsamt Rosenheim, Heidi Markov. Ihren Angaben zufolge konnten in der Kürze der Zeit 42 Objekte gefunden werden, um Flüchtlinge unterzubringen. Neu ist, dass in den kommenden Wochen erstmals größere Objekte mit bis zu 60 Plätzen zur Verfügung stehen werden.
Markov hofft, dass so zumindest eine der beiden noch in Betrieb befindlichen Hallen in Prien und Wasserburg geschlossen werden könne.
Die Abteilungsleiterin berichtete zudem, dass seit etwa zwei Wochen keine Flüchtlinge mehr aus den Ankerzentren in den Landkreis kommen. Allerdings „wir stellen fest, dass täglich Personen aus Privatunterkünften vor den Hallen stehen“, sagt sie.
Die ausländerrechtlichen Aspekte beleuchtete der zuständige Sachgebietsleiter Rainer Stadler. Er berichtete von 2.700 Personen im Landkreis, die aus der Ukraine geflüchtet seien und ins Kreisgebiet kamen. Gemäß einer Übergangsverordnung erhielten sie alle ein zeitlich befristetes Aufenthaltsrecht. Da diese am 31. August ausläuft, benötigen alle Flüchtlinge, die bisher nur angemeldet sind, eine rechtskonforme Registrierung einschließlich Passbild und Fingerabdrücken.
Konkret betrifft dies rund 1.900 Staatsangehörige, die in den kommenden Wochen einen Termin beim Ausländeramt im Landratsamt brauchen. Rainer Stadler bat die Vertreterinnen und Vertreter der Helferkreise, mitzuhelfen, dass die Namen der Flüchtlinge an den Briefkästen angebracht sind, damit ihnen Post zugestellt werden könne.
Bisher war das Landratsamt für alle Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine zuständig. Zum 1. Juni wechselte nun die Verantwortung für den Großteil der Flüchtlinge zum Jobcenter Landkreis Rosenheim.
Nur für einen kleinen Teil bleibt die Verantwortung beim Landratsamt. Dies gilt für Kriegsflüchtlinge, die leistungsberechtigt nach dem Sozialgesetzbuch XII sind. Die für soziale Angelegenheiten zuständige Sachgebietsleiterin Alexandra Weber stellte die damit verbundenen, rechtlichen Änderungen vor. Neben der ordnungsgemäßen Registrierung brauchen leistungsberechtigte Flüchtlinge unter anderem ein eigenes Konto, weil das Jobcenter nicht bar auszahlen kann. Zudem müssen sie sich für eine Krankenkasse entscheiden, die Anmeldung übernimmt dann das Jobcenter.
Auch Menschen, die in der Ukraine bereits Rente bezogen haben, eine Behinderung haben oder erwerbsunfähig sind, müssen zuerst Kontakt mit dem Jobcenter aufnehmen. Dort wird geklärt, ob sie Anspruch auf Leistungen nach dem Sozialgesetzbuch II oder dem Sozialgesetzbuch XII haben. Laut Weber besteht für Flüchtlinge eine Mitwirkungspflicht, damit ist ein persönliches Erscheinen im Jobcenter nach Terminvereinbarung gemeint.
Abschließend wies die Sachgebietsleiterin noch auf einen wichtigen Aspekt des Wechsels der Zuständigkeit vom Landratsamt zum Jobcenter hin. Die Leistungen nach den Sozialgesetzbüchern II und XII sind höher als Asylbewerberleistungen, die Kriegsflüchtlinge bis jetzt erhalten haben.
Unterstützung können die Helferkreise auch von den Wohlfahrtsverbänden erhalten.
Deshalb stellten sich beim Helferkreis-Treffen im Landratsamt die Ehrenamtskoordinatorin und Integrationslotsin der Caritas Rosenheim – Caroline Kley – und der Flucht- und Integrationsberater des Diakonischen Werkes Rosenheim – Thies Schlüter – vor.