Aus der Versammlung des Zweckverbandes für Rettungsdienst und Feuerwehralarmierung Rosenheim
„Der Rettungswagen kommt noch, aber die Einsatzzahlen steigen deutlich an.“ Das war die Kernaussage der Versammlung des Zweckverbandes für Rettungsdienst und Feuerwehralarmierung Rosenheim (ZRF) am gestrigen Mittwoch. Die Einsatzzahlen haben sich wieder erhöht, gleichzeitig stellt das zum Teil fehlende Personal in den Kliniken auch die Einsatzdienste vor große Probleme. Neben diesen Herausforderungen diskutierte der Verband auch über mehr Personal in der Integrierten Leitstelle und die weitere Ausweitung des Digitalfunks.
Auf die Brisanz der erhöhten Einsatzzahlen im Rettungsdienstbereich wies die Geschäftsleiterin des Verbandes, Nina Hoover, hin: „Das beschäftigt uns sehr. Wir haben eine der höchsten Auslastungen im Krankentransport in Bayern. Hier wurden bereits gemeinsam mit den Krankenkassen und den Durchführenden des Rettungsdienstes Maßnahmen ergriffen, um dem zu begegnen. Wir müssen das Problem in den Griff bekommen“, betont sie die Dringlichkeit weiterer Maßnahmen. Der Fokus hier liegt derzeit auf der Beibehaltung der bisher erreichten Steigerung der Vorhaltestunden der Rettungsmittel.
Auch in der Integrierten Leitstelle ist zusätzliches Personal zur Bewältigung der gesteigerten Einsatzzahlen notwendig. Deshalb stimmte die Versammlung dem Antrag der Stadt Rosenheim als Betreiber der Integrierten Leitstelle zu, die Kosten für fünf zusätzliche Stellen dort zu übernehmen. Drei dieser Stellen sind für zusätzliche Disponenten zur Bewältigung der Aufgaben in der Einsatzzentrale notwendig. Zudem sind aufgrund der zunehmenden technischen Komplexität auch zwei IT-Stellen genehmigt worden.
„Wir können nicht warten, bis die eigentlichen Kosten-Verhandlungen mit der Arbeitsgemeinschaft der Krankenkassenverbände in Bayern abgeschlossen sind, da geht wertvolle Zeit verloren“, erläuterte Verbandsvorsitzender Landrat Otto Lederer den Grund für die Übernahme der Kosten durch den Verband. „Wir geben der Stadt Rosenheim nun Zeit, die Kassenverhandlungen zu führen“, ergänzte Nina Hoover.
Die steigenden Einsatzzahlen sind das eine, die Personalsituation, besonders in den Klinken, das andere. Mit den anhaltenden und steigenden Personalausfällen bei Ärzten und Pflegepersonal, gebündelt mit den erhöhten Patientenzahlen zeichnete der Landesbeauftragte Ärztlicher Leiter Rettungsdienst in Bayern und Chefarzt der Zentralen Notaufnahme im RoMed Klinikum Rosenheim, Dr. Michael Bayeff-Filloff, im Anschluss ein kritisches Bild: „Wir haben in der Notaufnahme mehr Patienten als vor Corona, in Rosenheim sind wir wieder auf dem Patientenstand von 2019. Die COVID-Patienten kommen weiterhin noch oben drauf“, erläuterte er. Dies führe zwangsläufig dazu, dass Notaufnahmen schlichtweg kurzzeitig schließen, also vom System abgemeldet werden müssten. Die Folge dieser Situation: Rettungswagenteams können diese Notaufnahmen nicht mehr anfahren. Wenn Patienten stabil seien, werde bis nach Trostberg gefahren. In dieser Zeit fehle aber der Rettungswagen natürlich für die Notfallrettung in Rosenheim und Miesbach. So präzisierte Dr. Michael Städtler vom ZRF die Situation prägnant: „Der Rettungswagen kommt sicher. Wir bringen die Patienten in den Rettungswagen hinein, aber wir bringen ihn derzeit nur schwer wieder aus dem Wagen raus.“ Patienten in Lebensgefahr aber werden natürlich nicht so weit gefahren: „Jeder Schlaganfall, jeder Herzinfarkt und jeder Schwerverletzte kann versorgt werden, auch mit entsprechend notwendigen Ressourcen“, ergänzte Dr. Bayeff-Filloff.
Positiv hervorgehoben wurde von allen Beteiligten die gute und kompromissbereite Zusammenarbeit aller beteiligten Organisationen. Christof Vornberger vom ZRF betont die einheitliche Ausbildung. „Wir trennen keine Landkreise: Im Ernstfall helfen wir alle da, wo Hilfe nötig ist.“ Es sei zwischen allen Kooperationspartnern ein Miteinander, kein Gegeneinander. In verschiedenen Arbeitsgruppen erarbeiten die Beteiligten jeweils das gemeinsame Handeln. Christof Vornberger legte den Fokus auf die beiden zuletzt gegründeten Arbeitsgruppen, die Arbeitsgruppe Behandlung und die Arbeitsgemeinschaft PSNV (Psychosoziale Notversorgung) „Wir vereinen so unsere gesamte Bandbreite und helfen uns gegenseitig, die Arbeit zu erleichtern.“ So hat die Arbeitsgruppe Behandlung erst kürzlich Taschenkarten erarbeitet, die kurz und prägnant die ersten Schritte aufzeigt, die bei der Versorgung eines Notfallpatienten notwendig sind. Auch ein Ablaufplan für Großschadenslagen für die Ersthelfer vor Ort wurde überarbeitet. „So haben wir alle einfach denselben Stand. Bei solchen Situationen müssen wir ein sehr hohes Niveau abfragen, obwohl wir es sehr selten brauchen.“ Bei Großschadenslagen ist im Vorfeld nicht klar, wer als erstes kommt, deswegen sei Einheitlichkeit, Vernetzen und gegenseitiges Miteinander so wichtig.
Ein weiteres wichtiges Thema der Sitzung war die Umstellung auf die digitale Alarmierung. Der Landkreis Rosenheim hat bereits 2015 begonnen, auf den Digitalfunk umzustellen. Im nächsten Schritt soll nun auch die Alarmierung der Einsatzkräfte digital werden. Dies soll in mehreren bayerischen Landkreisen passieren. Um in diesen Prozess aufgenommen zu werden, wird die Geschäftsleitung nun stellvertretend für den Verband die notwendige Absichtserklärung zur Einführung der digitalen Alarmierung unterzeichnen.
Landrat Otto Lederer bedankte sich bei allen Beteiligten für die gute Zusammenarbeit und bei der Stadt Rosenheim und dem Landkreis Miesbach für das gute Miteinander. „Man merkt hier wirklich, dass einfach miteinander gesprochen wird. Dass das so ist, liegt an vielen Menschen und Köpfen, die sich kennen und schätzen. Darüber bin ich froh und dankbar. Weil die Zusammenarbeit so gut ist, hat man viel aushalten können. Ich hoffe, dass wir den aktuellen Herausforderungen gemeinsam begegnen und entgegentreten können.“
Der Zweckverband für Rettungsdienst und Feuerwehralarmierung Rosenheim umfasst die Stadt Rosenheim sowie die Landkreise Miesbach und Rosenheim.
Der Rettungsdienst und die klinische Versorgung ist aktuell am Ende wie noch nie. Mittlerweile ist es keine Seltenheit mehr, sondern eher der tägliche Standard dass der Rettungswagen eine Anfahrt von über 30 Minuten hat. In Wasserburg sind teils Rettungswagen aus Aibling, Waldkraiburg und wie zuletzt gestern von der Berufsfeuerwehr München zu sehen. Die Rettungswägen warten teilweise bis zu einer Stunde auf eine Klinikzuweisung und dass teils mit kritischen Patienten. Die Krankenhäuser sind hauptsächlich abgemeldet und die Rettungswägen nehmen weite Strecken wie nach Erding, Agataried und Traunstein in Kauf. Es wird höchste Eisenbahn den Rettungsdienst und die klinische Versorgung zu überdenken und nicht bei jeder noch so kleinen Bagatelle den Notruf zu wählen.