Wenn der Hubwagen Winterreifen braucht - Heute startet das neue Ausbildungsjahr
Ausbildungsstart im Altlandkreis Wasserburg. Viele neue Azubis haben ihren großen Tag. Ältere Generationen schmunzeln über eigene Erinnerungen an die ersten Wochen als Jobanwärter. Doch wie zeitgemäß ist solch eine Einstiegs-Taufe eigentlich?
„Wir haben unserem Koch-Azubi gesagt, er soll den „KÜMMELSPALTER“ aus der Schublade holen“, lächelt Anton. Er war damals schon erfahrener, ausgelernter Kollege und hatte den Spaß zu dieser Zeit mitgemacht. „Einem Praktikanten haben wir an seinem letzten Tag Sauerkraut einzeln auf eine Wäscheleine hängen lassen und gesagt, erst dann erhalte es den besonders guten Geschmack“, so Anton weiter.
Zeitgemäßer Umgang?
Ein Rückblick, der ihn mittlerweile nachdenklich macht. Er fände geschmacklose, übertriebene „Azubi-Taufen“ jedoch nicht in Ordnung. „Wir können doch alle froh sein, wenn sich junge Leute gerne ausbilden lassen, da wäre Schadenfreude auf Kosten der Azubis wirklich fehl am Platz“, ist sich der Küchenchef sicher.
Im Handwerk geläufige Praktik?
Auch für den Maurer-Azubi Sebastian, der in Ramerberg zuhause ist, seine Ausbildung aber im Nachbarlandkreis absolviert, gab es zum Start im ersten Lehrjahr von den Kollegen einen Scherz.
„Ich sollte aus dem Baucontainer fünf Dinge holen. Das wollte ich natürlich ganz eifrig machen“, erinnert sich der mittlerweile 18-Jährige. Mit dabei war der Begriff „HOLZMAGNET“. Auch ein „GIEBELSPITZER“, „180 GRAD-WINKEL“ oder „NACHFÜLL-LUFTBLASEN FÜR DIE WASSERWAAGE“ kamen ins Gespräch.
Sein Meister hätte ihn aber schnell aufgeklärt und geholfen, die albernen Kollegen zu belohnen. „Der Chef hat mir dann gesagt, ich soll mit einem Lineal zurückkommen und den anderen sagen, dass die heiße Luft erst noch kocht“, lächelt der fast ausgelernte Maurer. In den ersten Berufsschulwochen habe er von Mitschülern erfahren, dass nicht mehr besonders viele alteingesessene Handwerker die Azubi-Scherze machen. Doch bei einigen scheint es doch auch selbst zu großem Schmunzeln gekommen, erinnert sich der 18-Jährige. Ein Mitschüler sei um die WINTERREIFEN FÜR DEN HUBWAGEN geschickt worden, doch dieses Gefährt brauche keinen saisonalen Reifenwechsel, berichtet Sebastian abschließend.
No Go für viele Unternehmen
Im Altlandkreis gibt es Firmen, die schon vorausschauend auf historische Azubi-Veräppelungen Regeln aufstellen. Es käme nicht infrage, den beruflichen Nachwuchs derart zu vergraulen mit solchen Praktiken, sind sich die Ausbildungsmentoren einig. Den Mitarbeitern hätte man bereits mitgeteilt, den neuen Azubis freundlich zu begegnen und einen gelungenen Start ins Berufsleben zu ermöglichen, betont eine Personalreferentin. Man sei froh über das Interesse an einer Fachausbildung, darum sind Scherze auf Kosten anderer stets tabu.