Tag des offenen Denkmals stieß in Wasserburg auf großes Interesse
Unter dem Motto „Kultur-Spur. Ein Fall für den Denkmalschutz“ lockten Veranstaltungen am Tag des offenen Denkmals 600 Besucherinnen und Besucher nach Wasserburg – außergewöhnliche Einsichten, spannendes Wissen und interessante Ausblicke konnten bei 15 Führungen und einer Wanderung erlebt werden.
Am Tag des offenen Denkmals öffnen an jedem zweiten Sonntag im September traditionsreiche Gebäude ihre Türen. In Wasserburg wurde auch dieses Jahr wieder ein tolles Programm auf die Beine gestellt. Und die stolze Besucherzahl von 600 Teilnehmenden spricht für eine hervorragende Resonanz! Die Veranstalter freuen sich sehr, dass ein so großes Interesse an den historischen Wasserburger Kulturstätten besteht. Dies bestätigt, wie wichtig die Arbeit der Denkmalschützerinnen und Denkmalschützer ist.
Diese berichteten von den bewegten Geschichten der Gebäude, ihren gewonnenen Erkenntnissen und ihrem Arbeitsalltag. So erfuhr man von Restauratorin Petra Schwaerzel von den zahlreichen Neugestaltungen der Leprosenhauskirche St. Achatz über die Jahrhunderte hinweg, bis hin zum Zerfall, der eine Sanierung dringend nötig machte. Die Voruntersuchungen begannen bereits 2004, seitdem erfolgte die Instandsetzung in mehreren, genau aufeinander abgestimmten Etappen. Ende 2023 sollen die Arbeiten fertig gestellt sein. Petra Schwaerzel betont, das Ziel sei es den ehemaligen Kirchenraum in einem authentisch gealterten Zustand zu zeigen und keinesfalls auf Hochglanz zu polieren.
Auch die Stadtpfarrkirche St. Jakob wird nun schon seit längerem aufwendig saniert. Der Kunstreferent der Diözese, Dr. Hans Rohrmann, erläuterte, dass die spätgotische Innenausstattung von St. Jakob im 19. Jahrhundert grundlegend verändert wurde. Das Denkmalschutzkonzept sieht nur vor, dass die historischen Ausstattungsmerkmale der Spätgotik an ihren alten Platz zurückfinden sollen. Wichtiges Ziel dabei ist, dies mit den heutigen Anforderungen an einen modernen Kirchenbau in Einklang zu bringen. So soll beispielsweise das 14 Nothelfer-Gemälde der Stifterfamilie Abraham Kern an seinen ursprünglichen Aufstellungsort im Kapellenkranz des Chors zurückkehren, der ehemalige Umgangschor wiederhergestellt werden, aber auch eine ganz neue Bürgerkapelle direkt hinter dem Altar entstehen. Ausschlaggebendes Anliegen ist das Schaffen eines offenen, überall begehbaren Kirchenraums für alle. Mit Restauratorin Kathrin Klingler konnte man das Baugerüst erklimmen und das Fresko des Lebensbaums am Außenbau des Chors aus nächster Nähe begutachten.
Zudem konnte sich das Publikum bei den Rathausführungen mit Edeltraud Scharlach davon überzeugen, dass auch hier der Denkmalschutz fleißig am Werke ist: Der große Rathaussaal ist eingerüstet, denn die bedeutende Wandbemalung wird momentan ebenfalls saniert.
Susanne Raffler und Armin Göttler, die als Restauratoren die Arbeiten am Wasserburger Bürgerhaus in der Bruckgasse 1 (Häckl Optik) betreuen, führten exklusiv durch ihre Baustelle, zu welcher man über eine enge, steile Wendeltreppe gelangte.
Museumsleiterin Sonja Fehler berichtete von der bewegten Biografie des Museumsgebäudes. In spätgotischer Zeit war es Wohn- und Geschäftshaus der wohlhabenden Altershamer, einer einflussreichen Handelsfamilie. Nachdem diese in Wasserburg nicht mehr nachgewiesen werden können, liegt die Nutzung über ein Jahrhundert im Dunkeln, bis wieder Eigentümer in Archivdokumenten zu finden sind. Von da an befanden sich eine Metzgerei und Mietwohnungen im Gebäude, bis schließlich 1938 nach einem Umbau hier das Museum eröffnet wurde. An zahlreichen Stellen lassen sich noch Hinweise auf die früheren Zeiten finden – wie etwa im Sonderausstellungsraum, der einst ein Viehstall war.
Dass nicht nur in der Altstadt, sondern auch am anderen Ufer des Inns – neben St. Achatz – andere bedeutsame historische Gebäude zu finden sind, zeigten Matthias Haupt (Foto ganz oben) und Fritz Neuner bei ihrer Wanderung entlang des Wuhr- und Mühlbachs. Mittlerweile verloren gegangene Gewerbe – wie Mühlen, Tuchmacher oder Färber – waren hier angesiedelt. Wer neugierig geworden ist, kann sich ab sofort im Historischen Lexikon Wasserburg über die Wassernutzung an der Wuhr informieren: https://www.historisches-lexikon-wasserburg.de/Wassernutzung_Wuhr.
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