Ganze Gemeinde Stephanskirchen entsetzt: „Brennernordzulauf gefährdet Trinkwasserversorgung für 11.000 Menschen" - Appell: Pläne der Bahn verwerfen
Der Brennernordzulauf gefährde die Trinkwasser-Versorgung für 11.000 Menschen. Das sagt die Gemeinde Stephanskirchen und richtet mit dieser Pressemitteilung am heutigen Mittwoch einen dringenden Appell an die Bahn.
Die zerstörerischen Folgen der geplanten Trasse des Brennernordzulaufs zeigen sich seit kurzem konkret am Beispiel der Gemeinde Stephanskirchen östlich von Rosenheim: Die Bahn hat kurzerhand die bisher vorgesehene Trasse um rund 500 Meter nach Nordosten verlegt und damit mitten durch das geplante Wasserschutzgebiet der Gemeinde Stephanskirchen. Der erst 2019 fertig gestellte Trinkwasserbrunnen im Ödenwald und somit die sensible Schutzzone 1 würden durch den im Gemeindegebiet geplanten Bahntunnel komplett zerstört werden.
Die Gemeinde Stephanskirchen, die bisher von der Stadt Rosenheim mit Trinkwasser versorgt wird, plant ihr eigenes Wasserschutzgebiet im Ödenwald schon seit 2013. Hier konnte ein außergewöhnlich leistungsfähiges Grundwasservorkommen festgestellt werden – ein besonderer Schatz angesichts sinkender Grundwasserspiegel und zunehmender Trockenjahre.
Zahlreiche Grundwasser-Entnahmestellen wurden seit 2013 gebohrt und in Zusammenarbeit mit den Fachbehörden überprüft. 2018 konnte die Gemeinde ein Grundstück für einen Brunnenbau erwerben, 2019 wurde der Brunnen schließlich errichtet. 2021 schloss die Gemeinde Stephanskirchen mit der Stadt Rosenheim einen Notverbundvertrag ab – beide können sich im Notfall kurzfristig gegenseitig versorgen – und Anfang Juli 2022 reichte die Gemeinde beim Landratsamt und Wasserwirtschaft die offiziellen Unterlagen zur Errichtung des Wasserschutzgebiets ein.
Umso größer war nun der Schock im Stephanskirchener Rathaus, als die neuen Planungen der Bahn bekannt wurden.
„Wir haben bisher knapp eine Million Euro in unsere neue Trinkwasserversorgung investiert“, so 1. Bürgermeister Karl Mair. „Die neuen Pläne der Bahn sind für uns völlig inakzeptabel.“
Besonders befremdlich ist es aus Sicht des Bürgermeisters, dass die Bahn sich nicht von sich aus mit der Problematik ihrer neuen Trassenpläne an die Gemeinde gewandt hat.
Stattdessen haben die Bahnvertreter beim letzten Dialog-Forum die neuen Pläne präsentiert, ohne auf die Durchquerung des Trinkwasserschutzgebiets Bezug zu nehmen. „Die Bahn-Vertreter haben bei der Sitzung abgewartet, ob ich die fatalen Auswirkungen der Trassenverschiebung bemerke oder nicht“, so Bürgermeister Mair. „Von dem viel beschworenen transparenten Dialog mit den betroffenen Gemeinden kann hier keine Rede sein.“
Tatsächlich ist der Bahn die Problematik der Stephanskirchener Trinkwasserpläne jedoch seit langem bewusst. Schon 2020 hat die Gemeinde im Zuge des Raumordnungsverfahrens der Regierung von Oberbayern auf das geplante Trinkwasserschutzgebiet hingewiesen. Und auch bei der Prüfung einer unterirdischen Innquerung als „Hausaufgabe“ aus dem Raumordnungsverfahren hielt sich die Bahn gemäß ihrer eigenen Unterlagen an den Grundsatz: „Keine Durchfahrung des Trinkwasserschutzgebietes bei Stephanskirchen.“
Als Grund für die Verschiebung der Trasse nennt die Bahn nun die Gefährdung von zehn Wohnhäusern in der Siedlung Scheiberloh unmittelbar über dem geplanten Bahntunnel durch das Gemeindegebiet von Stephanskirchen.
Dieses Argument lässt Bürgermeister Mair nicht gelten: „Die Bahn hat schon bei der Präsentation ihrer Vorzugstrasse im April 2021 detaillierte Höhenschnitte präsentiert und hätte die Problematik im Bereich Scheiberloh längst erkennen können. Es wäre ihre Aufgabe gewesen, eine verträglichere Planung vorzulegen, beispielsweise durch einen tiefer liegenden und längeren Tunnel. Ich bleibe dabei: Die Planung einer Hochgeschwindigkeitsstrecke mit 230 km/h, die extrem weitläufige Streckenradien erfordert und nur minimale Steigungen zulässt, ist für unsere Voralpenlandschaft völlig ungeeignet. Diese Planungsvorgaben sorgen logischerweise für Zwangspunkte und Konflikte, die nun zunehmend bei uns und in den anderen betroffenen Gemeinden auftreten.“
Die Gemeinde wird sich bei ihren Plänen zur Errichtung einer Trinkwasserversorgung für ihre rund 11.000 Bürgerinnen und Bürger jedoch nicht aufhalten lassen, so Mair. „Der Bahn ist die Problematik sehr wohl bewusst. Die zahlreichen Grundwasserströme und Quellen im Bereich der Hochebene östlich des Inns – darunter auch die bekannte Leonhardsquelle – sind durch die Bahn-Pläne akut gefährdet. Ich gebe die Hoffnung nicht auf, dass die vorgelegten Pläne wieder verworfen werden, weil sie so nicht umsetzbar sind.“
Den Beleg für diese Behauptung sieht der Bürgermeister in den Aussagen der Bahn selbst: Denn schon in ihrer Grobtrassenplanung vom Juli 2019 schrieb die Bahn selbstkritisch, dass die Trassenvarianten im Gemeindebereich von Stephanskirchen „mit einem hohen wasserrechtlichen Genehmigungsrisiko im Bereich der Tunnelabschnitte behaftet sind.“
Fotos: Gemeinde Stephanskirchen
Vorne weg, es ist nur ein geplantes Wasserschutzgebiet, dass die grenzen oft willkürlich gezogen werden sollte uns allen bekannt sein, man sehe sich nur das Wasserschutzgebiet beim Stuttgarter Hauptbahnhof an, dort sind die grenzen auch magischerweise plötzlich anders gewesen nach der Planfeststellung.
Zweitens bescheren sich immer alle dass es in Deutschland so viel Bürokratie gibt und dass alle Bauvorhaben immer so lange dauern. Warum dauern sie immer so lange? Weil die Bürger das Recht haben Einsprüche einzulegen und das auch fleißig machen. Wollen wir jetzt schnelle Planungen, dann gibts kein Mitspracherecht. Oder wollen wir ein Mitspracherecht, dann dauert die Planung lange. Eine Kröte müssen wir schlucken.