Kulturpreis des Landkreises für Peter Ludwig – Außerdem Benno Panhans aus Stephanskirchen und Kieferer Dorfspiel „Passio" ausgezeichnet
Eröffnet wurde die Kulturpreisverleihung des Landkreises Rosenheim im Historischen Rathaussaal der Stadt Wasserburg durch den 14-jährigen Gitarristen Benno Panhans aus Stephanskirchen. Er spielte das Solo für Gitarre „Sevilla“ von Isaac Albéniz und erhielt an diesem Abend den Kulturförderpreis des Landkreises Rosenheim 2022. Es gratulierten gemeinsam: Kulturreferent Christoph Maier-Gehring (links) und Landrat Otto Lederer.
In seiner anschließenden Begrüßung wies der Landrat darauf hin, dass die Kulturpreise des Landkreises Rosenheim eine lange Tradition hätten und er freute sich, dass in diesem Jahr mit Peter Ludwig wieder einmal ein Wasserburger den Kulturpreis erhalte. Wasserburg habe ein intensives Kulturleben, und dass der Kulturpreis 2022 wieder einmal an einen Wasserburger gehe, unterstreiche dieses Attribut.
Lederer erinnerte auch an den ehemaligen Leiter des Wasserburger Theaters, Uwe Bertram, der 2010 den Kulturpreis erhalten habe, für einen weit über die Landkreisgrenzen hinaus gehenden herausragenden Ruf des Theaters Wasserburg gesorgt habe und der nun kurz vor seinem 60. Geburtstag nach kurzer schwerer Krankheit verstorben sei. Zu einer Schweigeminute für Uwe Bertram erhoben sich alle im Rathaussaal Anwesenden von ihren Plätzen.
Mit Peter Ludwig, dem Wasserburger Pianisten, Komponisten, Arrangeur und Filmemacher, geht dieser Preis nun zum sechsten Mal nach Wasserburg, was auch Michael Kölbl, den Bürgermeister der Stadt, besonders freute.
In seiner Begrüßung der knapp 200 geladenen Gäste im Rathaussaal wies er darauf hin, dass Wasserburg sich als Kulturstadt begreife und wenn man die Ergebnisse betrachte, dann brauche einem um die Kultur in Wasserburg nicht bange zu sein. Mit Peter Ludwig erhalte ein Künstler den Kulturpreis 2022, der das Wasserburger Kulturleben intensiv bereichert habe und dies auch weiterhin tue.
In seiner Laudatio erwähnte der Kulturreferent des Landkreises Rosenheim, Christoph Maier-Gehring, dass Ludwigs künstlerisches Schaffen mittlerweile eine lange Geschichte habe. Bereits 1979 sei er mit Udo Lindenberg in der Inntalhalle aufgetreten. Anfang der 80er Jahre des 20. Jahrhunderts habe er dann an der Heckscher Klinik die Idee einer Musiktherapie für behandlungsbedürftige Kinder entwickelt. 1981 gewann er zum ersten Mal bei einem Schlagerwettbewerb. Doch Peter Ludwig wollte viel, aber um Gottes Willen kein „Schlagerfutsi“ werden. Und so begann er zu reisen und entdeckte seine Leidenschaft für Frankreich, aber auch Luzern und Tokio waren für ihn beliebte Ziele. So sammelte er immer neue Erfahrungen, musizierte gemeinsam mit dem Bayerischen Staatsorchester und produzierte beispielsweise mit Iris Berben oder Hanna Schygulla. Dann spezialisierte er sich zunehmend, ohne andere Bereiche zu ignorieren, die Liebe zum Tango. Er erhielt den Schwabinger Kunstpreis und war auch als Filmemacher erfolgreich. So kam er 1989 nach Wasserburg. Er hatte es nicht geplant, „es kam einfach eins zum anderen“.
Noch vor der Preisverleihung wurde ein kurzer Ausschnitt aus seinem 2022 produzierten Film „Paris“ gezeigt. Und hier zeigt Ludwig eindrucksvoll, worum es ihm geht. Nicht die gängigen Sehenswürdigkeiten werden in diesem Film gezeigt, sondern Menschen in ihrem Alltag: in einer Bar beim Café, in der Metro Zeitung lesend, auf einem Platz beim Boule spielen und so weiter.
Zugaben den Toten von Mariupol und den Frauen im Iran gewidmet
Mit der Violinistin Rebekka Hartmann trat Peter Ludwig nach der Preisverleihung auf und spielt Stücke, die er selbst komponiert hat. Rebekka Hartmann, die unbedingt mit diesem Künstler zusammenarbeiten wollte, begleitet ihn auf einer originalen Stradivari. Für manchen im Publikum dürfte es wohl das erste Mal gewesen sein, in einem Konzertsaal eine Stradivari hören zu dürfen. Es ist schon ein ganz besonderes Klangerlebnis. Zum Abschluss wurde Peter Ludwig dann politisch: Zwei Zugaben spielten Rebekka Hartmann und er; die erste widmete er den Menschen in Mariupol, von denen etwa 500 bei einem Bombenangriff Russlands auf das vollbesetzte Theater ums Leben gekommen sind, und die zweite widmete er den Frauen im Iran, ihr Einsatz für Freiheit und Menschenrechte sei einmalig beeindruckend.
Am Schluss wartete das Publikum mit einem tosendem Applaus auf, der gar nicht enden wollte. Peter Ludwig wandte sich noch einmal an das Publikum und bat: „Bitte behalten Sie ihre Zweifel!“ Ein hoher Appell an die bürgerliche Tugend des Zweifels, denn wie ließ Bertolt Brecht seinen Galilei in „Leben des Galilei“ ausrufen: „Denn wo der Glaube tausend Jahre gesessen hat, eben da sitzt jetzt der Zweifel.“
Neben dem Kulturpreis 2022 an Peter Ludwig wurde noch der Kultursonderpreis verliehen, und zwar an das Dorfspiel „Passio“ in Kiefersfelden für 2021. Sechs Vereine aus Kiefersfelden hatten sich zusammengeschlossen, nämlich das Ritterschauspiel Kiefersfelden, die Musikkapelle, die Heimatbühne, der Kirchenchor, der Männergesangsverein und der örtliche Trachtenverein. Gemeinsam haben sie eine Passio zu Ehren des Heiligen Sebastian aufgeführt. Der Heilige Sebastian hat eine besondere Beziehung zu Kiefersfelden, konnten die Kieferer doch im Jahre 1611 nach einer Anrufung des Heiligen Sebastian von der drohenden Pestepidemie verschont bleiben. Seither gedenken die Einwohner Kiefersfeldens alljährlich dieses Ereignisses, das sie der Hilfe des Heiligen Sebastian zuschreiben.
Bei ihrem Passionsspiel hatten die Bewohner des knapp 6500 Einwohner zählenden Ortes es geschafft, über 150 Aktive zu gewinnen und gerade in Zeiten der Covid19-Pandemie ein Zeichen des Glaubens gegen die Pandemie zu setzen. Der Kirchenpfleger Sebastian Bleier hatte die Idee, Bürgermeister Hajo Gruber unterstützte ihn sehr und so konnte am 17. September 2021 die erste Aufführung der Passio stattfinden. Es wurde allseits als eine „vortreffliche Leistung“ charakterisiert, was die Zuschauer in Kiefersfelden zu sehen bekamen. Und auch die Ehrengäste im Wasserburger Rathaussaal konnten sich mit Hilfe eines kleinen Videofilms davon überzeugen, dass diese Einschätzung stimmte.
Neben dem Kultursonderpreis 2022 an das Dorfspiel „Passio“ verlieh Landrat Otto Lederer aber auch den Kulturförderpreis an den 14-jährigen Benno Panhans. Der habe bereits mit vier Jahren seine Liebe zur Gitarre entdeckt und sich auf das Gitarrenspiel spezialisiert. Der aus Stephanskirchen stammende Panhans lernte bei seinem Lehrer Thomas Kraus aus Frasdorf das professionelle Gitarrenspiel, erhielt mittlerweile den 2. Preis beim Bundeswettbewerb „Jugend musiziert“, den 2. Preis bei internationalen Gitarrenwettbewerb in Rust am Neusiedler See, den 3. Preis bei einem internationalen Musikwettbewerb in Apulien, trat bei „Zeig dein Talent“ in Salzburg auf und nahm an einer Show „klein gegen groß“ im Deutschen Fernsehen teil. Beim Wettbewerb „Jugend musiziert“ im Jahre 2023 wolle er wieder teilnehmen. Im Herbst 2022 hat er seine Großkusine Katalonien besucht und seither seine Liebe zum Flamenco entdeckt. Benno Panhans gab den Zuhörern Kostproben seines Könnens und überzeugte auch die Ehrengäste, dass der Kulturförderpreis 2022 den richtigen Preisträger gefunden haben dürfte.
Peter Rink
Hatte ein intensives Kulturleben!
Ich gratuliere dem Sieger.
Ist das eigentlich der echte Lederer oder gibt´s da mittlerweile eine Plastikfigur in Lebensgröße von ihm? Bei dem ständigen Dauergrinsen müssten einem lebendigem Menschen doch irgendwann mal die Gesichtsmuskeln einschlafen.
So oft wie der mittlerweile in irgendwelchen Berichten seinen Kopf ins Bild hält, muss man sich schon fragen, was der eigentlich produktiv leistet?