Vermeintliche Tochter weinte im Hintergrund am Telefon - An nur zwei Tagen über 140 gemeldete (!) Schock-Anrufe allein in den Landkreisen Rosenheim und Garmisch
Die letzten Tage waren geprägt von einer Vielzahl an betrügerischen Anrufen in der Region. Im Bereich Rosenheim kam es gestern nach einem solchen Schockanruf leider erneut zu einer Geldübergabe von 25.000 Euro an die perfiden Betrüger. Das meldet das Polizeipräsidium am heutigen Spätnachmittag.
Die Kripo meldet jedoch auch einen Erfolg: In Huglfing und Mittenwald konnten am gestrigen Mittwoch zwei Geldabholer auf frischer Tat angetroffen und festgenommen werden. Ein dritter wurde nach zwei erfolgreichen Geldübergaben in München, beim Absetzen im Bereich Burgau / Schwaben festgenommen.
Bei den drei Männern wurden hochwertiger Schmuck, Goldmünzen sowie Bargeld sichergestellt. Alle Drei sind nun in Untersuchungshaft.
Die Kripo führt in zahlreichen Verfahren von diesen Callcenter-Betrugsfällen die polizeilichen Ermittlungen. Diese gestalten sich in diesem Phänomenbereich häufig schwer. Das Callcenter, von dem aus die Anrufe an die Opfer getätigt werden, befindet sich in vielen Fällen im Ausland.
Betroffene Opfer, zumeist ältere Personen, melden sich zudem häufig erst verspätet bei der Polizei, so dass die Abholer samt dem übergebenen Vermögen sprichwörtlich „über alle Berge“ sind.
Am vergangenen Montag und Dienstag kam es alleine in den Landkreisen Rosenheim und Garmisch-Partenkirchen zu über 140 solcher (gemeldeter) betrügerischen Anrufe.
Sowohl für Bankfilialen, als auch für die Bevölkerung wurden gezielt über das Internet und Radio Warnmeldungen veröffentlicht.
Leider fiel dennoch eine ältere Frau aus dem Raum Rosenheim den Betrügern zum Opfer. Sie bekam einen Anruf, dass ihre Tochter einen schweren Verkehrsunfall verursacht habe und hierbei eine Person getötet worden sei. Im Hintergrund weinte die vermeintliche Tochter und bat um Hilfe.
Von den Betrügern wurde eine Kaution in Höhe von 120.000 Euro gefordert. Letztendlich übergab sie gestern Nachmittag 25.000 Euro in Bargeld an den vermeintlichen „Staatsanwalt“.
Im Zuge dieser Anrufwellen meldet die Kripo aber auch drei Festnahmen von solchen Geldabholern.
Nach intensiven Fahndungsmaßnahmen konnten ein 34-jähriger und ein 21-jähriger, polnischer Staatsangehöriger in Huglfing sowie Mittenwald festgenommen werden. Ein dritter 38-jähriger Pole wurde von Kräften des Polizeipräsidiums München im Bereich Burgau / Schwaben festgenommen. Zuvor hatte er bei zwei Geldabholungen in München insgesamt 220.000 Euro erbeutet.
Alle Drei konnten somit unmittelbar nach erfolgter Übergabe von Geld, Schmuck und Wertgegenständen festgenommen werden.
Insgesamt wurden über 220.000 Euro Bargeld, 1,5 Kilogramm Krügerrand-Goldmünzen und über 600 Gramm hochwertiger Goldschmuck sichergestellt.
Die sachleitende Staatsanwaltschaft München II stellte für alle drei Beschuldigten Haftantrag.
Am heutigen Mittwoch wurden sie dem Ermittlungsrichter vorgeführt. Dieser erließ für alle einen Untersuchungshaftbefehl. Sie wurden in Justizvollzugsanstalten überstellt.
Die Polizei wird nicht müde, immer und immer wieder vor diesen perfiden Betrugsmaschen zu warnen und rät eindringlich:
- Lassen Sie sich nicht unter Druck setzen, auch nicht durch angeblich dringende Ermittlungen, z. B. zu einem Einbruch in der Nähe oder einer dringend zu zahlenden Kaution!
- Die Polizei fordert niemals Bargeld, Überweisungen oder Wertgegenstände von Ihnen, um Ermittlungen durchzuführen! Legen Sie einfach auf!
- Geben Sie am Telefon niemals Auskünfte über ihr Hab und Gut, Ihr Bargeld und Ihre Wertgegenstände! Legen Sie einfach auf!
- Lassen Sie niemanden in die Wohnung, der sehen will, wo Sie Geld oder Schmuck aufbewahren!
- Rufen Sie nie über die am Telefon angezeigte Nummer zurück! Drücken Sie KEINE Wahlwiederholung. Legen Sie auf und wählen Sie dann den Notruf 110!
- Erstatten Sie immer, auch im Versuchsfall, Anzeige bei Ihrer Polizeiinspektion!
- Insbesondere die jüngere Generation wird ausdrücklich gebeten: Sprechen Sie offen über die perfiden Maschen der Telefonbetrüger und sensibilisieren Sie so Ihre nahestehenden Verwandten und Bekannten, die Opfer solcher hinterhältigen Anrufe werden könnten