Ilona Picha-Höberth führt durch die Altstadt und erzählt sagenumwobende Geschichten aus dem Mittelalter
Mystisch und sensationell zugleich, so sind die beliebten Raunachtführungen in Wasserburg.
Sie führe schon seit 30 Jahren Menschen in Wasserburg in den Raunächten und zu anderen sagenumwobenen Anlässen und erzähle über die Mythen, die sich um die Raunächte rankten, erklärte Ilona Picha-Höberth. Sie hat nunmehr wieder einmal zu einer Raunachtführung eingeladen.
Und sie erzählt, sodass die Teilnehmer, trotz widrigen Wetters waren über 35 Personen erschienen, von ihrer Erzählung berührt werden. Sie erreicht die Menschen sehr schnell und vermittelt gekonnte einen tiefen Eindruck vom Leben der Menschen in früheren Zeiten.
Zeitgleich und am gleichen Platz trafen sich auch Menschen, die gegen die Maßnahmen im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie protestieren wollten. Der Andrang hier war allerdings deutlich bescheidener, doch Ilona Picha-Höberth räumte mit den an den Mythen Interessierten schnell und bereitwillig das Terrain.
Ihre Erzählführungen bewegten sich an der Grenze zwischen Wirklichkeit und Phantasie, betonte Ilona Picha-Höberth. Und die Gruppe folgte ihr. Es wurde sehr ruhig vor der Frauenkirche, als sie von den Perchten erzählte, die zwischen Weihnachten und Neujahr im Mittelalter darüber wachten, dass die Menschen die Ernährungs-, Sauberkeits- und Arbeitsvorschriften beachteten.
Denn gerade die Zeit der Wintersonnenwende sei eine für die Menschen nicht ungefährliche Zeit gewesen. Die Sonne schien, wenn sie denn schien, nur sehr kurz, weshalb die Menschen nachdenklich und melancholisch werden konnten. Die Perch sei nicht zufällig eine Frau gewesen, sie war die Hüterin der Raunächte, in denen es den Menschen untersagt wurde, Pflanzen zu schneiden, Tiere zu töten, aber es den Menschen auch untersagt war, ihre eigenen Haare oder ihre Nägel zu schneiden. So wurde die Perch als Göttin und Dämonin wahrgenommen.
Von hier ists für Picha-Höberth ein kurzer Weg zu Maria, die bei den Christen auch als die Lebensspenderin gelte. Aber so wurde die Referentin nicht müde zu betonen, die Zeit der Raunächte sei eben auch die „stade“ Zeit, wo man Station machen solle, sich auf eine nicht planbare Zeit einlassen solle und auf diese Weise den Blick weiten sollte für die eigenen Sorgen und Nöte und die der Mitmenschen.
Ilona Picha-Höberth führte gekonnt durch die Altstadt, hielt immer wieder an markanten Punkten der Altstadt an und erzählte die Geschichten, die sich um die sagenumwobene Welt des Mittelalters ranken, wo die Menschen noch nicht davon ausgingen, für jedes Phänomen des Lebens eine rationale Erklärung zu haben, wo es Dämonen leichter hatten, den Geist der Menschen zu erobern.
Am heutigen 6. Januar ist es noch einmal möglich, an einer Raunachtführung teilzunehmen. Treffpunkt ist um 17 Uhr vor dem Rathaus in Wasserburg.
PETER RINK
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