Jahrestreffen der Beauftragten für die Belange von Menschen mit Behinderung in den Gemeinden
Der Weg zur Barrierefreiheit ist noch ein langer, auch wenn es schon Lichtblicke gibt. Das wurde beim Jahrestreffen der Beauftragten für die Belange von Menschen mit Behinderung in den Gemeinden erneut deutlich. Die Beauftragten auf Landkreis-Ebene – Christiane Grotz und Irene Oberst – hatten ihre Kolleginnen und Kollegen nach Bad Aibling eingeladen. Ziel der zweitägigen Tagung war, alle mit den neuesten Information zu versorgen und eine enge Vernetzung zu fördern.
Breiten Raum nahmen die Berichte aus den Gemeinden ein.
Dabei zeigte sich, dass die Behinderten-Beauftragten in ihrer Arbeit oft Ohnmacht empfinden. Ihr ehrenamtlicher Einsatz für Barrierefreiheit werde nur widerwillig gehört, zum Teil als lästig empfunden, hieß es.
Es gebe aber auch Gemeinden, in denen es gut funktioniere.
Nachdem die Staatsregierung in Bayern die UN-Behindertenrechtskonvention übernommen und einen Aktionsplan ins Leben gerufen hat, gibt es für lokale Politiker, Architekten und Planungsbüros eine Verpflichtung der Barrierefreiheit nachzukommen.
Die Tagungs-Teilnehmerinnen und Teilnehmer beschäftigten sich in weiterer Folge mit Vorschlägen, wie es gelingen könne, Lokalpolitiker an ihre Pflichten zu erinnern. Ein gutes Beispiel hierfür sei ein Video über Josef Höck, dem Behindertenbeauftragten der Gemeinde Eggstätt. Um die fehlende Barrierefreiheit im öffentlichen Personennahverkehr zu dokumentieren, versuchte der Rollstuhlfahrer mit öffentlichen Verkehrsmitteln vom Raublinger Ortsteil Reischenhart zum Eisstadion in Rosenheim zu kommen. Start- und Zielort liegen etwa zehn Kilometer auseinander.
Aufgrund von nicht vorhandenen barrierefreien Bushaltestellen und einem nicht funktionierenden Aufzug im Bahnhof, musste Josef Höck Umwege in Kauf nehmen. Letztlich brauchte er sechs Stunden, um am Ziel anzukommen.
Zu den Gästen der Tagung gehörte Regina Schwägerl, die den Pflegestützpunkt Rosenheim vorstellte. Er ist sowohl Lotse und Wegweiser, als auch Berater und Begleiter durch die komplexen Systeme des Pflege-, Sozial- und Gesundheitsbereichs.
Zwei Mal pro Woche ist Marina Schmaderer vor Ort im Pflegestützpunkt. Sie berät zu den Sozialleistungen des Bezirks Oberbayern. Dazu gehören beispielsweise Hilfen zur Pflege und zur Eingliederung.
Thomas Waldvogel ist seit 2020 Seniorenbeauftragter des Landkreises Rosenheim. Er stellte sich und seine Arbeit vor und verteilte den neuen Wegweiser sowie die Notfallmappe für Senioren.
Foto oben: Mit der neuen, umfassend barrierefrei konzipierten Kletterhalle in Bad Aibling besuchten die Tagungsteilnehmer am zweiten Tag ein Musterbeispiel für Barrierefreiheit und Inklusion. Die Vision, welche die Ergotherapeutin und Klettertrainerin Natascha Haug, ihr Mann Achim und die gemeinsame Freundin Katja Müller im Jahr 2015 hatten, ist wahr geworden.
Im Basislager, so heißt diese bundesweit erste deutsche Inklusionskletterhalle, können Menschen mit und ohne Behinderung zusammen klettern. Aber nicht nur das. In der Kletterhalle wurden zahlreiche Arbeitsplätze für Menschen mit Behinderung geschaffen.
Es gibt inklusive Arbeitsplätze in der Küche, im Service, an der Kasse und im Routenbau sowie als Hausmeister und als Trainer. Auch die Funktionen im Verein, der DAV Sektion Stützpunkt Inntal, sind gleichermaßen durch Menschen mit und ohne Behinderung besetzt.
Die „Macher“ der Kletterhalle, Natascha, Katja und Achim, zeigen mit ihrem Inklusionsbetrieb, dass Menschen mit Behinderung wirtschaftliche Arbeit leisten und eine Bereicherung im beruflichen Miteinander, wie in der alltäglichen Begegnung sind.
Inklusion bedeutet für die Verantwortlichen des Vereins, dass jeder Mensch ganz selbstverständlich dazu gehört. Diese Einstellung und das dazugehörige Engagement würdigte das Bayerische Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales im vergangenen Jahr mit dem Innovationspreis Ehrenamt.
Die Tagungsteilnehmer waren beeindruckt vom einzigartigen Konzept des Kletterhallenteams.
Der Geist der Inklusion, den sie im Basislager schnuppern durften, sei Motivation für das ehrenamtliche Engagement in den Gemeinden, so das Fazit.
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