Nach 13 Jahren Debatte, Vorbereitung, Bauplanung: Neues Gebäude am Herder seiner Bestimmung übergeben
Die feierliche Einweihung des Museumsdepot in Wasserburg am heutigen Samstag fand eine gute Resonanz. Das neue Depot konnte nach 13 Jahren Debatte, Vorbereitung, Bauplanung und endlich Baudurchführung feierlich eingeweiht werden.
Bürgermeister Michael Kölbl (Foto: links) erinnerte in seiner Begrüßungsansprache, dass man seit 13 Jahren, seit Sonja Fehler die Leitung des Wasserburger Museums übernommen habe, sich mit der Notwendigkeit eines Depots intensiv beschäftige.
Zunächst sei die Finanzierung ungewiss gewesen, dann gab es auch nicht wenige Vorbehalte im Stadtrat, außerdem war eine öffentliche Förderung mehr als fraglich.
Kölbl begrüßte den Stadtpfarrer Bruno Bibinger und dankte ihm für sein Kommen und auch die Bereitschaft, den Depotbau zu segnen. Von der evangelischen Kirche in Wasserburg konnte leider kein Pfarrer erscheinen.
Ebenso hätten sich mit Hinweis auf Terminkollisionen der eingeladene Staatsminister Markus Blume und sein Vorgänger Bernd Sibler entschuldigen lassen.
Kölbl bedankte sich anschließend bei allen, die durch ihren Einsatz zum Gelingen dieses Projekts beigetragen hätten, natürlich bei allen Mitarbeitern der Stadt Wasserburg, den Mitarbeitern des Museums Wasserburg, des Stadtarchivs, des Heimatvereins Wasserburg, mit dem es einen engen Schulterschluss gebe. Weiterhin bedankte sich der Bürgermeister bei den Stadträten, die durch den einstimmigen Beschluss 2020 den Bau erst ermöglicht hätten. Und er freute sich sichtlich darüber dass der Stadtrat „voll dahinter“ stehe.
Förderung aus Kulturfonds
Bei einem Gespräch im Bayerischen Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst mit dem seinerzeitigen Minister Bernd Sibler gelang dann aber der Durchbruch. 758.000 Euro seien aus dem Kulturfonds zugesagt worden, weitere 100.000 Euro aus der Bayerischen Landesstiftung und weitere 164.000 Euro aus weiteren Fördermitteln, sodass man etwa mit insgesamt einer Million Euro an Zuschüssen habe rechnen können. Mit diesen Zuwendungen und der Bereitstellung von drei Millionen Euro aus Mitteln der Stadt Wasserburg habe man dieses ehrgeizige Projekt wagen können und, das war Kölbl wichtig zu betonen, es habe sich gelohnt.
Nach langem Abwägen des Für und Wider habe der Stadtrat 2020 einstimmig beschlossen, das Museumsdepot in der geplanten Form zu bauen. Eigentlich habe man dieses neue Bauwerk schon früher errichten wollen, doch habe der unabdingbar notwendige riesige Umbau der Mittelschule viele Mittel gebunden, weshalb eine Verzögerung eingetreten sei.
2006 habe der Stadtrat bereits die notwendige Sanierung des Wasserburger Museums beschlossen, doch befänden sich sehr viele schützenswerte Objekte im Besitz der Stadt Wasserburg, sodass allen Beteiligten sehr schnell bewusst gewesen sei, dass eine Sanierung des Museums erst möglich sein könne, wenn man ein Depot für die vielen Exponate besitze, damit man diese auch für die Zeit der Sanierung zwischenlagern könne.
In der Vorbereitung, nicht jeder Stadtrat war von der Notwendigkeit eines Depots überzeugt, schließlich hätten nur sehr wenige Gemeinden vergleichbarer Größe ein Museumsdepot, ereilte aber ein großer Wasserschaden viele Objekte, die größtenteils in „Notdepots“ untergebracht waren. Im Dachgeschoss des Museums konnte man ebenso wie im Haus am Brucktor, dem ehemaligen Heiliggeistspital, Objekte anschauen und dabei beinahe zusehen, wie der Zahn der Zeit an diesen Objekten nagte und sie nolens volens der Zerstörung preisgab.
Im Anschluss an den großen Wasserschaden im Jahre 2014 befürwortete der Stadtrat den Bau eines Depots, das die Objekte professionell gegen Einbruch, Schädlinge, Schmutz und Staub sowie Wasser und Brand zu schützen vermag, weshalb schon sehr bald die Idee eines Holzbaus verworfen wurde und ein Depot in Massivbauweise geplant wurde. Nachdem man das Freilichtmuseum des Bezirks Oberpfalz in Neusath-Perschen in Augenschein genommen hatte, stieg die Stadt 2019 in die konkrete Planung des Museumsdepots ein.
Auch PV-Anlage kommt
Ging man im Februar 2019 noch von Gesamtkosten in Höhe von 3,1 Millionen Euro aus, so wirkte sich die allgemeine Kostensteigerung dergestalt aus, dass man im Juli 2020 bereits 3,8 Millionen Euro veranschlagen musste. Es folgten jene Widrigkeiten, die alle seither kennen: Corona-Pandemie, Lieferschwierigkeiten bei den Baumaterialien und dergleichen mehr. Dennoch sei das Depot jetzt fast fertig, meinte Kölbl und man könne es nun endlich eröffnen. Und angesichts der heftigen Diskussion auch in unserer Zeitung in den letzten Tagen um die Photovoltaik-Anlage für das Museum, ergänzte Kölbl: „Auch die PV-Anlage wird kommen!“
Schließlich werde das neue Museumsdepot ein „Energie-plus-Bau“, was nichts anderes bedeutet, dass das Gebäude mehr Energie erzeugen werde als verbrauchen, was in Zeiten der allgemeinen Klimadebatte auch von Bedeutung sei.
Zum Abschluss seiner einführenden Ansprache meinte Kölbl noch: „Gut Ding will Weile haben.“ Die Stadt Wasserburg besitze sehr viele Exponate, deren Bewahrung für das historische Gedächtnis der Stadt enorm wichtig sei. Mit dem Wunsch, dass der Umzug der Exponate ins neue Depot und problemlos vor sich gehen könne und dem nochmaligen Dank an alle Unterstützer, beendete Kölbl seine Einführung und übergab dem Landrat des Landkreises Rosenheim, Otto Lederer (Foto oben, rechts), das Mikrofon.
Lederer begrüßte die Anwesenden mit einem Zitat von Federico Fellini: „Niemand darf seine Wurzeln vergessen. Sie sind Ursprung unseres Lebens“. Da ein Museumsdepot auch helfe, Erinnerungen zu bewahren, sei es von unschätzbarem Wert. Und die Stadt Wasserburg habe einen außergewöhnlich großen Schatz. Mit seiner an die 18.000 Objekte großen Sammlung, die auch eine archäologische einschließe und auch die 1420 geschaffene Heilig-Geist-Spital Madonna sei diese Sammlung schon etwas Besonderes. Und auch deshalb sei ein Depot, in dem man die Objekte für die Nachwelt schützend aufbewahre, eine sinnvolle und wichtige Investition.
Jedes Objekt, so Lederer, erzähle ein Stück Geschichte. Gerade deshalb müsse man sie bestmöglich schützen und pflegen, was nunmehr geschehen könne. Brandschutz, Wasserschutz, Schutz vor Schädlingsbefall, das richtige Klima für eine lange Haltbarkeit, all das müsse bei einer Depotplanung berücksichtigt werden und das sei hier sehr gut umgesetzt worden. Für eine Stadt mit etwa 13.000 Einwohnern sei eine Investition von vier Millionen Euro in ein Museumsdepot schon auch eine beträchtliche Summe, aber Wasserburg könne hier eine Vorreiterrolle für andere Kommunen spielen. Mit dem Satz: „Das Depot ist das Herzstück des Museums“ beendete Landrat Lederer seine Einführung, dankte allen, die sich dafür eingesetzt haben und bedankte sich ausdrücklich bei der Leiterin des Wasserburger Museums, Sonja Fehler, für ihren unermüdlichen Einsatz. Mit dem Museumsdepot sei auch ein „Gedächtnisort unserer Heimat“ entstanden.
Der Leiter der Landesstelle für die nichtstaatlichen Museen in Bayern, Dr. Dirk Blübaum, erinnerte anschließend daran, dass man mit dem Depotbau neue Konzepte umsetzen wolle. Er betonte auch, dass man nicht alles sammeln könne, dann würde man nicht mehr fertig. Deshalb müsse man auf die Geschichte achten und man müsse auch genau hinschauen.
Stadtpfarrer Bruno Bibinger segnete im Anschluss daran das neue Gebäude und betonte, dass ganz Wasserburg im Grunde ein einziges Kunstdepot sei und legte sein Augenmerk auch auf die Kirchengeschichte. Nach der Segnung des Gesamtgebäudes sprach noch der verantwortliche Architekt, Alexander Schwab, der anschließend den Schlüssel an Michael Kölbl überreichte. In seiner Begrüßung betonte auch er den wichtigen Wert eines Museumsdepots für das historische Gedächtnis der Stadt.
„Woher komme ich? Wer bin ich? Wohin gehe ich?“ Diese drei Fragen seien es, die einen bei einem Depot begleiteten. Man habe hierfür viel Geld ausgegeben, aber er sei sehr zuversichtlich, dass es sich auszahlen werde.
Nach der Schlüsselübergabe fand ein Rundgang durch das Depot statt, die leeren Regale kündeten von den vielfältigen Möglichkeiten, hier Objekte zu lagern. Pfarrer Bibinger segnete die noch schmucklosen Räume und Sonja Fehler erklärte den interessierten Besuchern die Einzelheiten des neuen Depots.
Im Herbst 2023 soll dann der Umzug beginnen. Wie die Museumsleiterin Sonja Fehler in einem Gespräch mit unserer Zeitung anschließend erläuterte, soll der Umzug im Frühjahr 2024 beginnen, und zwar im halbjährlichen Rhythmus. Man müsse die Objekte vorbereiten, für das Depot auch konservatorisch bearbeiten, damit keine Erreger mehr den Verfall der Objekte begünstigen können. Außerdem stelle sich natürlich die Frage, so Fehler, wieviel könne die Stadt an weiteren Kosten finanzieren, denn es stelle sich natürlich auch die Personalfrage, denn neues Personal könne nicht eingestellt werden und da müsse das Museum entscheiden, wie man die Doppelaufgabe, Museumsbetrieb und Depoteinrichtung, mit dem bestehenden Personal bewerkstelligen werde.
Nach der feierlichen Einweihung begann der „Tag der Offenen Tür“ im neuen Museumsdepot.
VON PETER RINK
Das meint der Autor:
„Wasserburg kann sich glücklich schätzen, ein Gebäude zu haben, durch das das historische Gedächtnis gepflegt und bewahrt werden kann.“
Wer trägt eigentlich die Betriebs und Nebenkosten für diesen Größenwahn?
Hoffe es sind nicht die Bürger, bin gespannt, ob es das Museum selber finanziert.
Die klugen Planer haben das sicher auch geplant.
@“Historiker“: was erwarten Sie groß an Nebenkosten bei einem Energie-plus-Bau?
Lesen und nicht nörgeln, würde der Welt ganz gut tun. Aber Hauptsache man liest sich in der Zeitung.
@ Historiker: Sich als „Historiker“ so zu äußern, ist eine Anmaßung. Die sach- und fachgerechte Unterbringung des kulturhistorischen Erbes einer Region als Größenwahn zu bezeichnen, hat nichts mit einem begründeten Kommentar zu tun, sondern ist für mich einfach nur geschmacklos. Mich verwundert, dass so etwas veröffenlicht wird.
Was hat das mit Energie plus Bau zu tun. Nebenkosten sind Gesamtkosten die anfallen.
Strom wird in naher Zukunft selbst gemacht. Mit dem wird die WP und die Lüftungsanlage betrieben. Soweit ich es mitbekommen habe gibt es ein WC und eine Teeküche. der Wasserbedarf sollte sich in Grenzen halten. Unterhaltskosten werden vermutlich nur für Reinigung und Brotzeit für Angestellte ( 2 Pers,) anfallen. Schneeräumen brauchts ja nimmer (Klimawandel) Rasen gibt es keinen (Klimawandel-2). Das Regenwasser vom Dach läuft selbst in die Zisterne.
De hob i blos gschrim, damid von mia a wos drin stähd.
Genau darum ging es hier. Mit einer guten Bauweise, die nur einmal bezahlt werden muss, Betriebs- und Unterhaltskosten einzusparen, die jeden Tag anfallen und bei einem konventionellen Gebäude 80% der Lebenszykluskosten ausmachen. Das Plusenergiedepot in Wasserburg erzeugt sogar einen Überschuss.