Wie die Stiftung Attl weg von fossilen Energieträgern kommen will
Studenten der Technischen Hochschule Rosenheim haben sich im Rahmen von Projektarbeiten überlegt, wie die Stiftung Attl weg von fossilen Energieträgern kommen kann. Die Zusammenarbeit ist eine Win-Win-Situation: Die Stiftung Attl erhält innovative Ideen, die Studenten entwickeln mit Praxisbezug und müssen auch die Rentabilität der Anlagen berücksichtigen.
In den kommenden Jahren steht die Stiftung Attl vor enormen Herausforderungen. Die Liegenschaften im Wasserburger Ortsteil und in den umliegenden Gemeinden haben einen hohen Energiebedarf und sind auf fossile Brennstoffe angewiesen. Wie eine Umstellung auf regenerative Energien gelingen soll, haben sich die Studierenden im sechsten Semester des Studiengangs Energie- und Gebäudetechnologie im Rahmen von sechs Seminararbeiten überlegt.
Schon seit einigen Jahren arbeiten das Attler Gebäudemanagement und die TH Rosenheim projektbezogen zusammen. Zum einen leisteten Studierende in Attel ihr Praxissemester ab, zum anderen entwickelten diese im Rahmen von Studienarbeiten bei Professor UIrich Schanda bereits einen verbesserten Schall- oder Brandschutz für verschiedene Standorte.
Von dieser Zusammenarbeit profitieren beide Seiten: Die Stiftung Attl, weil sich innovative Köpfe um kreative Lösungen bemühen und dafür verschiedene Ansätze beleuchten. Aber auch die Studierenden, weil sie auf die Daten der Stiftung Attl zurückgreifen und damit unter realen Bedingungen ihre Konzepte entwickeln und testen können.
Allein eine Million Liter Heizöl benötigt die Stiftung in einem Jahr und hat einen Stromverbrauch von 2,3 Gigawattstunden für alle Standorte. Außerdem soll die Umstellung natürlich finanziell realisierbar sein.
„Zunächst überlegten wir uns mit den Studierenden der TH Rosenheim erstmals übergreifend, wie wir die Stiftung Attl autark und nachhaltig versorgen können“, so Markus Dullinger, technischer Leiter der Stiftung Attl.
Zum Projektstart erläuterte die Einrichtung ihre Ziele und Prioritäten zu Beginn des Sommersemesters. Schon Mitte Mai präsentierten die 15 Studierenden in acht Projektgruppen einen ersten Zwischenbericht und arbeiteten das Feedback in ihre Themen mit ein. Nun stellten sie ihre Ergebnisse in der Stiftung Attl vor, die sie auch im Rahmen einer Semesterarbeit jetzt Mitte Juli der Hochschule vorlegen …
„Die Vorschläge waren für uns teils sehr erkenntnisreich“, so Markus Dullinger. Die Studierenden analysierten die Möglichkeiten einer Photovoltaik- und Solarthermieanlage, einer Hackschnitzelheizung sowie einer Biogasanlage und beleuchteten die energetische Sanierung von einzelnen Wohngebäuden sowie der Gärtnerei. Dabei haben sie nicht nur den Ist-Zustand analysiert und die Anforderungen der Attler Techniker umgesetzt, sondern auch Varianten errechnet, in denen ein Betrieb rentabel laufen kann.
„Spannend ist für uns die Erneuerung der zentralen Energieversorgung, die sich nur dann lohnt, wenn wir Synergieeffekte nutzen wie für einen Technikraum oder für Pufferspeicher“, so Markus Dullinger. Denn bei der Präsentation wurde klar, dass eine sinnvolle Versorgung übers Jahr nur gelingen kann, wenn die Stiftung Attl auf verschiedene Energieträger setzt. „Es ist erstaunlich, was wir noch an Energie rausholen können, wenn wir zum Beispiel nur unseren Grünabfall selbst verwerten.“
Auch mit der finanziellen Umsetzung mussten sich die Studierenden auseinandersetzen. Material- und Arbeitskosten, Fördermittel sowie Abschreibungszeiträume entscheiden schließlich darüber, ob sich die Maßnahme über zehn oder 20 Jahre rechnet. Außerdem setzte die Stiftung Attl als Vorgabe, dass auch Menschen mit Lernschwierigkeiten in die Wartung und Instandhaltung der Anlagen mit eingebunden werden sollen.
Die neuen Technologien bieten eine Chance auf neue Arbeitsplätze …
„Im Laufe der dreimonatigen Zusammenarbeit entstanden durchdachte und detaillierte Lösungen für eine nachhaltige Energieversorgung, die als Basis für weitere Planungen dienen“, betont Professor Frank Buttinger, Leiter des Studiengangs Energie- und Gebäudetechnologie.
Auch für seine Studierenden waren die Herausforderungen spannend: „Die Bearbeitung einer Fragestellung unter echten Randbedingungen war eine gute Möglichkeit, die bisher im Studium erlernte Theorie konkret in der Praxis umzusetzen“, resümiert Student Samuel Siller und lobt den Praxisbezug mit einer konkreten Zielvorstellung für das Projekt. „Ebenfalls motivierend war die Aussicht auf eine spätere Umsetzung einiger der Projekte durch die Stiftung Attl, basierend auf den Grundlagen, die wir im Zuge der Projektarbeit erarbeitet haben.“
Fallstricke in der praktischen Arbeit wie Probleme bei der Datenerhebung oder sich wandelnde Zielvorgaben würden den Studierenden zudem einen guten ersten Einblick für Projekte im späteren Berufsleben vermitteln.
Siller: „Allgemein halfen uns alle Beteiligten der Stiftung bei aufkommenden Fragen oder Problemen zügig weiter.“ Als besonders zielführend nennt er die wöchentlichen Jour-Fix-Termine mit der Einrichtung: „Hier konnten unsere Fragen umgehend geklärt werden. Ebenfalls erhielten wir die Möglichkeit, vor Ort die Gegebenheiten zu besichtigen, um ein genaues Bild der Anforderungen zu erhalten.“
Kritisch sieht er hingegen seine Erfahrungen mit manchen Herstellern und Zulieferern: „Die Auskunft zu Produkten und Materialpreisen kam von manchen Firmen teilweise recht schleppend. Es ist scheinbar nicht unüblich, als Student teilweise überhaupt keine Rückmeldung von Unternehmen zu erhalten.“
Ein weiteres Projekt soll als nächster Schritt die Einführung von Photovoltaik, Solar, Hackschnitzel und Biogas mit einem Investitionsvolumen von knapp fünf Millionen Euro untersuchen und einen Zeitplan für eine Umsetzung erstellen.
Dafür sucht die Stiftung Attl noch Studierende, die dieses Vorhaben zum Beispiel im Rahmen einer Bachelorarbeit ausarbeiten.
„Auch, wenn wir nicht alle Ideen der TH Rosenheim gleich umsetzen, gaben die Arbeiten doch wichtige Impulse für unsere zukünftige Ausrichtung“, so Markus Dullinger. „Durch die Zusammenarbeit mit der Technischen Hochschule sind wir nah an der Forschung und können entsprechend nach vorn denken, auch wenn manche Ideen derzeit noch nicht marktreif sind.“
Dem pflichtet auch Professor Frank Buttinger zu: „Die Kooperation mit der Stiftung Attl bietet unseren Studierenden die Möglichkeit, praxisnah Erfahrungen an realen Projekten zu sammeln.“
Für eine Zusammenarbeit sieht die Stiftung Attl weiterhin großes Potenzial und bietet den Studierenden der TH Rosenheim auch künftig Zugang zu ihrem System an. Dullinger: „Wir wollen eine unabhängige Energieversorgung, weg von fossilen Energien und unsere Klienten in den Umbau einbinden. Dafür bieten wir den Studierenden eine Spielwiese an, auf der sie ihre Ideen testen können. Davon profitieren beide Seiten.“
Fotos: Stiftung Attl
Bei der Präsentation der Projektergebnisse in der Stiftung Attl (von links):
Prof. Dr. Ulrich Spindler, der ehemalige Vorstand Franz Hartl und Stefan Pfuhl (Stiftung Attl), Prof. Dr. Ulrich Schanda, Markus Dullinger, Prof. Dr.-Ing. Isabel Nemeth, Prof. Dr.-Ing. Frank Buttinger, Professor Dr. Harald Kraus sowie
Studierende des sechsten Semesters Energie- und Gebäudetechnologie, darunter Samuel Siller (9. von rechts).
Man muss den Tatsachen ins Auge sehen !
Wie soll ein einfacher Arbeiter oder Rentner oder Familie mit mehreren Kindern, die jetzt schon durch die vielen Preiserhöhungen kaum um die Runden kommen, das privat finanzieren?
Auch durch staatliche Subventionen kann er das nicht bezahlen.
An öffentlichen oder staatlichen Gebäuden kann man natürlich die tollsten Sachen verwirklichen.
Wenn man selbst bezahlen muss, dann sieht es anders aus.
@Michael
Der Staat sollte natürlich für Menschen unter 100.000€ Jahreseinkommen die gesamte Sanierung finanzieren, finanziert durch Steuereinnahmen, welche durch das verbieten und konsequente Ahnden von Steuerflucht und Tricks von Milliarden Konzernen und Superreichen generiert werden.
Sonst muss man der Tatsache ins Auge sehen, dass spätestens unsere Ur-Enkel in einer von katastrophalen, von Krieg und Wetterextremen geprägtem Welt überleben müssen.