Ausstellung von Heidi Schmidingers Fotografien und Überblendprojektionen im Museum Wasserburg

Das Museum Wasserburg hat viele Besucher, aber selten so viele zum gleichen Zeitpunkt wie gestern bei der Eröffnung der aktuellen Ausstellung von Werken der Wasserburger Künstlerin Heidi Schmidinger (rechts, hier mit Museumsleiterin Sonja Fehler). Schmidinger hatte im Vorfeld ihre Produktionen, ihre Bearbeitungen von Fotografien zusammengestellt und das Museum präsentiert sie jetzt einem breiten Publikum. An die 100 Produktionen der Fotografin kann man im Wasserburger Museum ansehen und betrachten.

Diese Ausstellung steht unter dem Motto „Staunen“. Staunen sei Anfang aller Erkenntnis. Man fühlt sich an die Worte des ehemaligen Bundespräsidenten Joachim Gauck erinnert, der einmal sagte, „Angst macht kleine Augen“. Denkt man diesen Ansatz weiter, dann kann man wohl nur mit „großen Augen“ staunen.

Bürgermeister Michael Kölbl, der die ausgesprochen zahlreich erschienenen Besucher begrüßte, begann seine kurze Ansprache auch mit dem Begriff „Staunen“. Zuerst staunte er über diese wirklich große Zahl an Besuchern, es wurde in den Räumen des Museums nämlich sehr eng. Es sei auch eine besondere Ausstellung, meinte Kölbl. In den Arbeiten von Heidi Schmidinger könne man sehr gut erkennen, was sie alles in ihrem künstlerischen Schaffen zum Staunen gebracht habe. Man könne von den Bildern ruhig einmal einen Schritt zurücktreten, denn „man sieht besser aus der Distanz“, meinte Kölbl. Schließlich bedankte sich der Bürgermeister nicht nur bei der Künstlerin, sondern bei allen, die zum Gelingen dieser Ausstellung beigetragen hätten, er nannte das Team des Museums Wasserburg mit seiner Leiterin Sonia Fehler, den Bauhof der Stadt Wasserburg und besonders Jörg Plottke, der „alle Objekte an die Wand gebracht“ habe.

Im Anschluss daran würdigte der Zweiter Bürgermeister der Stadt Wasserburg, Werner Gartner, das künstlerische Schaffen von Heidi Schmidinger. Er griff das Motto der Ausstellung „Staunen“ auf und meinte, „aus dem Erstaunen“ sei der Stoff, „der experimentierfreudig“ mache. Die in Wasserburg aufgewachsene Künstlerin sei schon immer fasziniert gewesen, abgeschiedene Orte „mit den darin versteckten Einmaligkeiten“ aufzuspüren. Damit wolle sie nicht nur „den konkreten Augenblick“ widerspiegeln, „sondern eine poetische Interpretation des Geschauten“ finden. Heidi Schmidinger beherrsche es, mit der Kamera zu malen. Und damit wolle sie auch Licht in allen möglichen Facetten erforschen, „Vergängliches im Bild“ bewahren. Und weil sie mit den Fotografien experimentiere, entstünden dabei auch Neuschöpfungen.

Gartner erinnerte auch an eine neun Monate dauernde Reise, die er mit Heidi Schmidinger 1976 unternommen habe. Über die Balkanstaaten seien sie über Griechenland und die Türkei in den Iran, nach Afghanistan, Pakistan und Indien gekommen und hätten schließlich Nepal erreicht. Eine solche Reise, betonte er „wäre heute wohl gar nicht mehr möglich“. Man habe auf dieser Reise sehr viel gesehen und das Sehen beinhalte „mehr als registrieren“. 1986 habe sie erstmals im Deutschen Museum die Ergebnisse ihres künstlerischen Schaffens ausstellen können und sei 1998 nach Wasserburg zurückgekehrt und gestalte seither auch Titelseiten und Buchstrecken für Buch- und Zeitschriftenverlage. Die Fotografie sei für sie „Anbindung an die Welt, Zwiesprache und stille Meditation“. „Nicht was wir sehen, sondern wie wir sehen, bestimmt, was wir fühlen“, meinte Gartner und betonte auch, dass für Heidi Schmidinger die Fotografie stets ein Reisetagebuch sei. Die Motive finde sie in Hinterhöfen, in einem Abfalleimer, in einer verlassenen Kirche. Es seien die abgelegenen Orte, die sie faszinierten, nicht die Attraktionen.

Daran anschließend vertieften Heidi Schmidinger und die Leiterin des Museums, Sonia Fehler, noch das Thema der Ausstellung in einem interviewähnlichen Dialog. Dabei erfuhr man auch, dass die Idee, mit Hilfe von Überblendungen und Mehrfachfotos, Bilder zu schaffen, durch ein Versehen entstanden sei. Einmal wurde in ihrer Fotokamera der Film nicht weiter transportiert. Dadurch sei etwas Ungewolltes entstanden, das sie fasziniert habe, zum Staunen gebracht habe.

Im Gespräch mit der WASSERBURGER STIMME ergänzte Sonia Fehler, dass in der Herrengasse die Wurzeln von Schmidingers künstlerischem Schaffens zu finden seien, deshalb sei die Ausstellung auch hier im Museum und sie habe sich sehr darüber gefreut, dass Schmidingers Werke hier ausgestellt werden könnten. Das Bild von den Lauben in der Herrengasse, in dem viel überblendet ist und das zum Verweilen förmlich einlädt, sagt dann auch viel aus von dem, worum es der Künstlerin in ihrem Schaffen geht.

Nach der umfassenden Einführung in das Ausstellungsthema, staunten die anwesenden Besucher schließlich über die Vielfalt des fotografischen Schaffens von Heidi Schmidinger.

Musikalisch begleitet wurde die Ausstellung vom Echo-Jazz Duo „Frangipani“, die mehrere Stücke spielten, was sich sehr gut in die Atmosphäre der Ausstellungseröffnung zu integrieren wusste.

Die Ausstellung „Staunen“ kann noch bis zum 6. Januar 2024 im Museum Wasserburg besucht werden, und zwar dienstags bis sonntags von 13 bis 17 Uhr (im September) und von 13 bis 16 Uhr (ab Oktober). An den Adventswochenenden öffnet das Museum von 13 bis 18 Uhr. Am 1. November sowie am 24., 25. und 31. Dezember 2023 bleibt das Museum geschlossen. Unter www.museum.wasserburg.de können weitere Informationen zur Ausstellung und dem Begleitprogramm abgerufen werden.

PETER RINK