Rathauskonzert: Wiener Quintett bringt auch Bassethorn und Bassettklarinette zu Gehör

Die Rathauskonzerte in Wasserburg gibt es nun seit 50 Jahren. Und zu diesem Jubiläum hat sich der Kulturreferent des Landkreises Rosenheim, Christoph Maier-Gehring, ein besonderes Programm ausgedacht. Jetzt wurde das vierte von fünf Konzerten in diesem Jahre im Historischen Rathaussaal zur Aufführung gebracht.

Und es gab ein besonderes Schmankerl: Das „Concilium musicum“ aus Wien, 1982 gegründet in der festen Absicht, Musik des 18. Jahrhunderts, auch auf Originalinstrumenten gespielt, dem Publikum zu Gehör zu bringen. Das „Concilium musicum“ tritt in verschiedenen Besetzungen auf, Orchester mit vier, fünf, sieben oder auch 21 Instrumentalisten bringen gerne und oft gehörte, aber auch seltener gespielte Werke von klassischen Komponisten des 18. Jahrhunderts zur Aufführung.

In Wasserburg traten sie zu fünft auf und unter der Leitung des Gründers Christoph Angerer, der selbst die Violine spielte, trat auch Ernst Schlader auf, der das Bassetthorn und die Bassettklarinette spielte.

Dieses Instrument hat unter den Klarinettisten nicht nur euphorische Freunde, vielleicht, weil die Ansprache noch heikler und die Intonationsprobleme noch launischer seien als bei den anderen Instrumenten der Klarinettenfamilie. Und dennoch: Der Klarinettist bekommt für die Anstrengung einen eher melancholischen und in gewisser Weise auch mysteriösen Klang. Johannes Brahms soll anlässlich einer Aufführung von Mozarts Werken gesagt haben: „Kein Instrument passt besser zur menschlichen Stimme.“

Gemeinsam mit Milan Nicolić (Violine), Cecilia Hatos (Viola) und Elisabeth Zeisner (Violoncello) präsentierten Christoph Angerer und Ernst Schlader zunächst ein Quintett in F-Dur von Johann Georg Heinrich Backofen. Und die Einschätzung über das Bassetthorn wurde durch die Musik eindringlich bekräftigt. Ernst Schlader brachte mit seinem Bassetthorn tatsächlich eine geheimnisvolle Klangnote in die Darbietung. Denn das Bassetthorn notiert eine Quinte tiefer als eine A-Klarinette und erzeugt dadurch auch den tieferen Klang. Mozart liebte das Bassetthorn, das sich im Laufe des 19. Jahrhunderts aber leider nicht recht durchsetzen konnte.

Das „Concilium musicum“brachte es nun erneut zu Gehör und der Applaus des Publikums machte deutlich, das Bassethorn ist es wert, gespielt zu werden, das Klangerlebnis war enorm, wenn man den Applaus im sehr gut gefüllten Rathaussaal als Gradmesser der Qualität anerkennen mag.

Johann Michael Haydn, der jüngere Bruder Joseph Haydns, komponierte sein Quartett in g-moll wohl um 1780 und hier zeigte sich, dass auch die vier Streicher ohne den Holzbläser eine herausragende musikalische Ansprache zu vermitteln imstande sind. Die eher getragene Musik nahm das Publikum gefangen, und das sollte wohl auch so sein.

Nach der Pause spielten die fünf Musiker dann Mozart, und zwar sein Quintett in A-Dur. Hier kommt die Bassettklarinette zum Zuge, jenes Instrument, das Mozart so liebte. Dieses Quintett gilt bis heute als eine der bedeutsamsten Kompositionen für Klarinette. Steng nach dem Muster der klassischen Symphonie gestaltet, nahm die Bassettklarinette die Zuhörer eng in ihren Bann. Normalerweise stellt dieses Quintett gerade den Klarinettisten vor eine große Herausforderung, die Ernst Stadler aber mit großer Verve, viel Einfühlungsvermögen und wunderbarer Interpretation zu meistern verstand. Zwischen zwei Sätzen erklärte der Klarinettist das Geheimnis der Bassettklarinette: Sie habe fünf Löcher, von denen das unterste nur mit den Knien geschlossen werden könne und nur dann könne ein sehr tiefer Ton erzeugt werden.

Lang anhaltender, euphorisch anmutender Applaus und ein kleines Blumengesteck für die Musiker war der Lohn für ein eindrucksvolles Konzert, von dem mancher noch danach zu schwärmen wusste.

Das Orchester bedankte sich mit einem Menuett des Salzburger Komponisten Sigismund von Neukomm und alle gingen wohl erfüllt nach Hause.

Im Jubiläumsjahr 2023 wird es noch ein fünftes Rathauskonzert geben, und zwar am 11. November um 20 Uhr. Dann wird das Georgische Kammerorchester gastieren. und Werke von Edvard Grieg, Felix Mendelssohn-Bartholdy und Carl Philipp Emanuel Bach zur Aufführung bringen. Karten können in der Tourist-Info in Wasserburg oder online über wasserburg.de erworben werden.

PETER RINK