IHK-Konjunkturumfrage: Stimmung bei Unternehmen sinkt spürbar
Bei der Wirtschaft in Südostoberbayern setzt sich die schlechte Stimmung auch im Herbst fort und sackt im Vergleich zum Frühjahr noch einmal spürbar ab. Der regionale IHK-Konjunkturindex fällt von 108 auf 98 Punkte, wie die IHK für München und Oberbayern mitteilt. Gestiegene Zinsen, schwächelnde Nachfrage, anhaltende Inflation und strukturelle Standortschwächen lassen die Unternehmen vor allem für die kommenden Monate nichts Gutes vermuten.
Die Beurteilung der aktuellen Geschäftslage bleibt im Vergleich zur letzten Befragung im Frühjahr stabil: So bewerten 38 Prozent der Unternehmen ihre Lage als gut, 17 Prozent sind unzufrieden. Positiv sticht, nach einer guten Sommersaison, der Tourismus heraus. Aber vor allem Preissteigerungen bereiten den Unternehmen nach wie vor große Probleme, wenngleich die Dramatik im Vergleich zum Frühjahr deutlich abgenommen hat: 68 Prozent der Betriebe melden starke Preissteigerungen bei Energie und 65 Prozent bei Rohstoffen sowie Waren. Dafür verfestigt sich die fehlende Nachfrage als weitere Belastung: 62 Prozent der Unternehmen beklagen ausbleibende Kunden. Auch der Personalmangel zieht mit 61 Prozent der Nennungen gegenüber dem Frühjahr deutlich an.
Wie auch im gesamtbayerischen Durchschnitt sieht die IHK bei den Geschäftserwartungen für die Region eine anstehende Talfahrt: Nur 11 Prozent der Unternehmen rechnen mit einer Belebung ihrer Geschäfte, 32 Prozent mit einer Verschlechterung. Im Frühjahr hatte das Verhältnis noch 18 zu 21 Prozent betragen. Besonders pessimistisch ist das Baugewerbe, gefolgt vom Tourismus. Die
Risikogemengelage bleibt weiterhin hoch und vielseitig: 63 Prozent der Unternehmen nennen die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen als Unsicherheitsfaktor für die kommenden Monate. Die Inlandsnachfrage löst bei 62 Prozent der Unternehmen jedoch in fast gleichem Maße Sorgen aus, ebenso wie der Arbeitskräftemangel (61 Prozent) und die hohen Energie- und Rohstoffpreise (60 Prozent).
Die Investitionsdynamik nimmt angesichts der pessimistischen Erwartungen weiter ab: Mehr Unternehmen möchten Investitionen zurückfahren als ausweiten. Der Anteil der Unternehmen, der gar keine Investitionen plant, nimmt zu und liegt im Herbst bei 19 Prozent. Auch beim Beschäftigungsaufbau werden die Unternehmen wieder deutlich zurückhaltender: 12 Prozent wollen zusätzliches Personal einstellen, 24 Prozent wollen Stellen streichen.
Bensegger: Wachstumsschwäche mit mutigen Schritten entgegenwirken
„Wir erleben aktuell eine massive Verunsicherung in der südostoberbayerischen Wirtschaft“, sagt Andreas Bensegger, Vorsitzender des IHK-Regionalausschusses Rosenheim. „Vor allem der Blick nach vorne stimmt viele Unternehmerinnen und Unternehmer in der Region pessimistisch. Uns steht eine Talfahrt bevor – ohne die Talstation sehen zu können. Die Firmen sind derzeit mit einer regelrechten Gemengelage an Risiken und Unsicherheiten konfrontiert: Wirtschaftspolitisch schwierige Rahmenbedingungen, eine schwächelnde Weltwirtschaft und geopolitische Spannungen führen in Kombination zu massiver Verunsicherung und Zurückhaltung in der heimischen Wirtschaft.“
Um die Rahmenbedingungen am Standort für die Firmen zu verbessern, fordert Bensegger von der Politik auf allen Ebenen mutige Schritte und echte Reformen. „Die größten Baustellen sehen unsere Unternehmen bei der Energiepolitik, dem Mangel an Arbeitskräften sowie an der zunehmenden Flut von bürokratischen Auflagen. Wir brauchen einen schnellen Ausbau der erneuerbaren Energien und vor allem der Stromnetze sowie verlässlich wettbewerbsfähige Energiepreise. Außerdem erwartet die Wirtschaft von der Politik, an allen Stellschrauben zu drehen, die den
Arbeitskräftemangel abmildern – vor allem bei Leistungsgerechtigkeit, Kinderbetreuung und Arbeitsanreizen, für alle Menschen in Deutschland. Zudem braucht es ein Ende der Bürokratieflut, die Innovationen und Lust am Unternehmertum ausbremst, und die Firmen in der Region mehr und mehr an die Belastungsgrenze bringt.“
Die IHK hatte für ihren Konjunkturbericht Mitte bis Ende September zahlreiche Unternehmen in den Landkreisen Altötting, Berchtesgadener Land, Mühldorf und Traunstein sowie in Stadt und Landkreis Rosenheim befragt. Dreimal im Jahr wird der IHK-Konjunkturbericht veröffentlicht.
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