Zweiter Sorten-Erhaltungs-Areal des Landkreises in Kohlstatt eröffnet
Der Landkreis Rosenheim will sich intensiv für den Erhalt alter Apfel- und Birnensorten einsetzen und hat nun nach Höhenmoos den zweiten Sorten-Erhaltungs-Garten im Kreisgebiet auf einer landkreiseigenen Fläche bei Kohlstatt (Gemeinde Riedering) eröffnet. Am gestrigen Donnerstag wurde mit den Vorarbeiten für die Pflanzarbeiten vor Ort begonnen. Parallel zu Kohlstatt entsteht momentan zudem bereits eine dritte Fläche bei Unterapfelkam in der Gemeinde Rohrdorf.
95 vergessene Apfel- und Birnensorten werden auf der Fläche nördlich des Zeltplatzes in Kohlstatt ihre neue Heimat finden. Diese Sorten wurden im Rahmen des Biodiversitätsprojektes „Apfel – Birne – Berge – Alte Obstsorten im oberbayerischen Alpenvorland“ gesucht, genetisch untersucht und nachgezogen, so dass sie nun in diesem Sorten-Erhaltungs-Garten wachsen und gedeihen können.
Das Foto oben zeigt beim Projektstart in Kohlstatt Mitarbeiter des Bauhofs zusammen mit Kreisfachberater Daniel Richter (3. von links), Streuobstberater Martin Landes (4. von links), Landrat Otto Lederer (6. von links), Pomologe Georg Loferer (5. von rechts), Kreisfachberater Roman Pröll (4. von rechts) und Projektmanagerin Evi Bichler-Öttl (rechts).
Landrat Otto Lederer zeigte sich erfreut über die Vielfalt, die in den zurückliegenden Jahren gesammelt wurde und dankte allen Beteiligten für das Engagement und den tatkräftigen Einsatz für unsere Heimat: „Es gab Höhen und Tiefen in der Vergangenheit, aber wir sehen heute einmal mehr, dass sich die Mühen gelohnt haben. Wir haben unbekannte Sorten wieder entdeckt und nun ist die nächste Aufgabe, diese auch den Menschen näher zu bringen.“
Ein Ziel, das auch Projektmanagerin Evi Bichler-Öttl, verfolgt: „Ein Sorten-Erhaltungs-Garten wie dieser ist eine Keimzelle für den Erhalt und die Wiederverbreitung dieser besonderen Obstsorten. Um eine solche Keimzelle zu werden, müssen wir die Menschen hierherbringen und sie für die Vielfalt interessieren. Es sollten lebendige Gärten statt stille Archive entstehen.“
Der Kreisfachberater Roman Pröll ist neben Eva Bichler-Öttl ebenfalls schon seit Projektbeginn involviert und gab vor Ort einen kurzen Rückblick zu den Anfängen bis heute. „Es ist über die Jahre ein Projekt entstanden, das bayernweit Aufmerksamkeit bekommt. Wir haben Sorten entdeckt, die hier aus der Region stammen und für uns völlig unbekannt sind. Wir kennen die Eigenschaften nicht und wissen auch heute noch nicht, wie wichtig diese für uns werden können. Wir stehen hier in einer lebenden Genbank, die wir schützen müssen.“
Pink Lady, Granny Smith oder Golden Delicious – diese Sorten hört man in Zusammenhang mit Äpfeln heute häufig. Doch es gibt so viel mehr Sorten, die zum Teil bereits hunderte von Jahren alt sind und drohen, in Vergessenheit zu geraten. Jedoch seien genau diese Sorten an unsere neuen Klimabedingungen bestens adaptiert, heißt es aus dem Landratsamt.
272 vergessene Apfel- und Birnensorten seien im Rahmen des Projekts wiederentdeckt worden, darunter attraktive Tafelsorten, aber auch ertragreiche und aromatische Wirtschaftssorten wie Dorr- und Brennbirnen.
An dem Projekt beteiligen sich neben dem Landkreis Rosenheim auch die Landkreise Traunstein, Miesbach, Bad Tölz-Wolfratshausen, Weilheim-Schongau, die Biosphärenregion Berchtesgadener Land sowie der Bezirksverband Oberbayern für Gartenkultur und Landespflege.
Die Errichtung des Sorten-Erhaltungs-Gartens in Kohlstatt wird gefördert aus Mitteln der Landschaftspflege und Naturpark Richtlinie des Bayerischen Staatsministeriums für Umwelt und Verbraucherschutz. Das Gesamtprojekt wird gefördert vom Bayerischen Naturschutzfonds.
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