Theater- und Musikverein Albaching bringt Komödie über Römertragödie beherzt auf die Bühne

Der „Raub der Sabinerinnen“ ist kein einfacher Stoff, den sich der Albachinger Theater- und Musikverein heuer angenommen hat. Schließlich ist die von Franz und Paul von Schönthan 1883 geschaffene Komödie mehrfach mit Schauspielern wie Gert Fröbe, Martin Held oder Rudolf Platte verfilmt worden. Es war also keine einfache Herausforderung für die Albachinger. Dennoch ist es der Gruppe um Herbert Binsteiner, der den Schuldirektor Gollwitz höchst überzeugend spielte, in beeindruckender Weise gelungen, die komische Handlung auf die Bühne zu bringen.

Kurzweilig, mit viel Szenenapplaus begleitet, versucht der Theaterdirektor Striese (überzeugend gespielt von Bernhard Seidinger), nie um ein Selbstlob verlegen, das vom Schuldirektor geschriebene Stück als sein eigenes geniales Werk zu verkaufen. Dabei hat er natürlich immer vordringlich das Publikum im Auge und nicht die Qualität des Werkes. Als es um die Frage geht, ob eine Tragödie nicht besser sei, entgegnet er kaltschnäuzig: „Ein Sittendrama verkauft sich besser – immer ans Publikum denken“!

Aber auch tragische Szenen versteht die Truppe ins Komische zu lenken, wenn es heißt „Dann sterbe ich halt stehend!“ Und er Theaterdirektor, der angeblich alles so perfekt beherrscht, immer wieder Texthänger hat und die Souffleuse braucht, die er natürlich gar nicht so richtig versteht. Und als der Theaterdirektor Striese eine römische Uniform anzieht, was hier durch zwei Backbleche symbolisiert wird, dann ist der Übergang vom Komischen ins Groteske schon so gut wie vollzogen.

Natürlich bedient sich das Stück auch zahlreicher literarischer Vorlagen und so nimmt es nicht wunder, dass immer wieder Zitateinsprengsel von Goethe, Schiller oder Shakespeare den Weg in diese Komödie finden. Als der Theaterdirektor dem Schulmeister dfas korrekte Sprechen auf der Bühne beizubringen versucht, fühlt man sich an „My fair Lady“ erinnert, wo der Sprachforscher Professor Higgins der Blumenverkäuferin Eliza Doolittle verwzweifelt das korrekte Sprechen beizubringen versucht.

Und so nimmt die Handlung des Stückes ihren tragisch-komischen Verlauf. Gollwitz, der kleinstädtische Schuldirektor, der mit finanziellen und häuslichen Problemen zu kämpfen hat, begegnet dem Theaterdirektor Striese, der mit seiner Wandertruppe zufällig in der kleinen Stadt gastiert und der erfährt, dass Gollwitz, seiner geheimen Theaterleidenschaft folgend, ein Stück geschrieben hat und dies vor seiner kritischen und dominanten Frau Regula (dargestellt von Angela Sanftl, die ihre ganze Erfahrung hier auf die Bühne zu bringen vermochte) verborgen hält. Da Gollwitz’ Frau sich auf einer Kur befindet, bereiten Gollwitz und Striese gemeinsam die Uraufführung des Stückes vor, was durch die vorzeitige Rückkehr der Frau letztlich zu einer kombinierten Familien- und Bühnenkatastrophe führen muss. Das Ganze wird begleitet von Szenen einer sich anbahnenden Liebe, immer wieder unterbrochen von komischen Einflechtungen, wenn der Bedienstete Beppo (hervorragend dargestellt von Hans-Jürgen Wagner) Katastrophen in die Wege leitet, während er sie verhindern will.

Wenn der Papagei von Gollwitz (sehr überzeugend gespielt von Marcel Sitz) vor dem Rednerpult der römischen Konsuln sitzt und hinter dem Siegel des Römischen Senats seine Kommentare zum Besten gibt, drängt sich die Parallele zu Caligulas Ansinnen, sein Pferd zum Konsul zu machen, förmlich auf.

Und so ist dem Regisseur Christian Huber hier wieder einmal eine äußerst komische, das Publikum immer wieder zu großen Begeisterungsstürmen ermunternde, Produktion gelungen. Der Berliner Theaterkritiker Alfred Kerr schrieb seinerzeit bei einer Erstaufführung dieses Stückes in Berlin: „Die Leute liegen (vor Lachen) unter dem Stuhl“. Ganz so weit ist es in Albaching an diesem Abend nicht gekommen, aber das Publikum war doch sehr begeistert.

„Der Raub der Sabinerinnen“ ist noch am 11., 17. und 18. November jeweils um 20 Uhr sowie am 12. und am 19. November. um 18 Uhr im Bürgersaal in Albaching zu sehen. Ein Besuch lohnt sich. Karten gibt es beim Bankhaus RSA Albaching und an der Abendkasse. 

PETER RINK