Theater Wasserburg inszeniert „Der Messias“ von Patrick Barlow
Man befinde sich im Jahr „Null vor Christus“, jenem Jahr, das es nie gegeben hat, weil man in Rom keine „null“ kannte. Maria ist einsam, hat nicht einmal einen „Thermomix“. Es ist auch still. Nur in der Ferne „bellt ein Kamel“. In diesem Gemengelage von Langeweile, Sinnkrise und Weltschmerz warten alle auf die Erlösung. Nik Mayr hat die Komödie „Der Messias – Hurra, ein Krippenspiel“ von Patrick Barlow aktuell fürs Theater Wasserburg in Szene gesetzt, und das mit großem Sinn für Persiflage und groteske Situationen.
Theodor, der ambitionierte Kaffeefahrten-Animateur, will die Weihnachtsgeschichte spielen und holt sich immer wieder Hilfe in der Gegenwart. Konnten sich Maria und Joseph lieben? Ja, denn es gibt ja die Disco, denn Disco ist zeitlos. Nie mehr wolle Theodor das Publikum einbeziehen und tut es dann gleich mehrfach. Und er bezeichnet das Ergebnis mal als Stück, dann als Werk oder gar als Stück-Werk.
Und dann ist man schon bei der Persiflage von heilbringenden Lebensformen, wenn von einem „Rezept für Volksauflauf“ die Rede ist und man eine wirksame „Zwangsveganisierung“ anstrebt. Lebkuchen, so kann es das Publikum vernehmen, sei ein „mit arabischen Gewürzen überfrachteter Leberkäs“. Als die Akteure auf der Bühne, Theodor, sehr überzeugend dargestellt von Hilmar Henjes, Bernie sehr gut getroffen durch Rosalie Schlagheck und Tim, höchst gekonnt dargestellt von Andreas Hagl, auf die Umweltdebatte zu sprechen kommen und feststellen, dass es der Mensch ist, der das Problem darstellt, da kann man ahnen, wohin diese Komödie führen soll. Heilbringende Lebenslösungen haben schon im Alltag keinen Erfolg.
Die Darsteller kopieren den Loriot-Sketch „Ich will nur hier sitzen“. Im Theater Wasserburg ist es der Mann, der der Frau mit seinen heilbringenden Vorschlägen auf die Nerven geht. Dann bereitet Theodor ein Musical vor, während Bernie sich zwei Engelsflügel anlegt und in die Rolle des Erzengels Gabriel schlüpft. Der Titel des Musicals, das Theodor vorbereitet, heißt: „Jesus war so cool“.
Dazu kann man dann Michael Jacksons „Heal the world“ hören, womit die heilbringende Botschaft des Theaterabends oder der Geburt Christi nahegelegt ist. Die Absurditäten sind aber noch nicht an ihrem Ziel angelangt: Es wird eine tote Katze auf die Bühne gebracht, die sich naturgemäß nicht bewegt und die Akteure philosophieren über die Frage, welche Bedeutung die Katze für die Wissenschaft habe. Als dann Nutella mit Salzgurke als Delikatesse für Schwangere angeboten wird, verschwindet selbst die tote Katze und Theodor lässt Joseph sagen, dass dieser nur das Beste wolle. Das Bonmot: „Gut gemeint ist der Gegensatz von gut gemacht“ kommt einem da in den Sinn. „Du brauchst einen Engel“, wird auf der Bühne gesagt, nur um sofort feststellen zu können, dass Engel eben selten seien.
Gegen Ende wird Jesus dann auf der Bühne, wenngleich virtuell, geboren und, da Disco eben zeitlos ist, ziehen sich alle drei Spieler Glitzerjacken an.
Beeindruckt an diesem Abend hat das Spiel der drei Akteure, dabei ist besonders Andreas Hagl der schnelle und zügige Wechsel von Rollenverkörperungen in eindrucksvoller Weise gelungen.
„Der Messias – Hurra, ein Krippenspiel“ ist noch mehrfach im Theater Wasserburg zu sehen, und zwar am 10. und 17. Dezember 2023 um 19 Uhr sowie am 25., 26., 29., 30., und 31. Dezember 2023 jeweils um 20 Uhr im Theater Wasserburg an der Salzburger Straße.
PETER RINK / Fotos: Christian Flamm
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