Seit einem Jahr RoMed-Klinik und das kbo-Inn-Salzach-Klinikum unter einem Dach
Seit gut einem Jahr befinden sich die RoMed-Klinik und das kbo-Inn-Salzach-Klinikum in Wasserburg unter einem gemeinsamen Dach. Der Umzug brachte für beide Klinikträger große Veränderungen und Chancen.
Nach knapp zehnjähriger Planungs- und Bauzeit entstand in Wasserburg einer der größten Klinik-Neubauten Bayerns. Die Besonderheit daran: Das kbo-Inn-Salzach-Klinikum und die RoMed-Klinik teilen sich seit Dezember 2022 miteinander ein Gebäude und profitieren gegenseitig von Synergie-Effekten. Nicht nur für die Mitarbeitenden beider Kliniken, auch für die Patientinnen und Patienten aus Wasserburg und Umgebung hat sich mit dem Zusammenzug im Neubau so Einiges geändert.
Zum Foto: Dr. Tobias Winkler (links), kbo-Chefarzt der Klinik für Neurologie und Dr. Stephan Bayerl, RoMed-Leiter der Zentralen Notaufnahme – sie stehen sinnbildlich für die hervorragende Zusammenarbeit der beiden Kliniken.
Zeit für ein gemeinsames Interview:
Hier sprechen Dr. Tobias Winkler, Chefarzt der Klinik für Neurologie am kbo-Inn-Salzach-Klinikum und
Dr. Stephan Bayerl, RoMed-Leiter der Zentralen Notaufnahme, darüber,
welch positive Veränderungen in der Zusammenarbeit durch die räumliche Nähe entstanden sind.
Wie sah die Zusammenarbeit der Kliniken vorher aus und wie ist es jetzt?
Dr. Winkler:
Eine sehr gute Zusammenarbeit bestand unter den Fachdisziplinen auch vorher. Wenn es zum Beispiel um Untersuchungen von Patienten aus der RoMed ging, war in der Vergangenheit immer ein Krankentransport nötig, was für die Patienten eine zusätzliche Belastung, wenn nicht sogar Hürde bedeutete.
Jetzt haben wir von einer Klinik in die Andere wirklich kurze Wege, sind sozusagen Tür an Tür. Außerdem muss nicht mehr jede Klinik einen eigenen Computertomographen vorhalten, welcher ja für Notfälle rund um die Uhr einsatzbereit sein muss. In Zeiten des Fachkräftemangels werden so Personalressourcen sinnvoller als zuvor eingesetzt.
Dr. Bayerl:
Und: Patienten werden dadurch Doppeluntersuchungen erspart, weil CT- und Röntgenbilder in beide Kliniksysteme eingespielt werden können. Ein weiterer großer Vorteil ist, dass bettseitig – also beim Patienten auf Station – jetzt klinikübergreifend mehrere Fachrichtungen zusammenkommen, gemeinsam Einblicke in die Krankenakte nehmen und miteinander die besten Optionen für den Patienten besprechen.
Extra Ausdrucke und Postversand der Befunde wie Labor, Krankenverlauf und Arztbrief für den anderen Klinik-Kollegen entfallen damit und das spart richtig Zeit.
Dr. Winkler:
Ein Beispiel: Schwindel ist das häufigste Symptom in der Neurologie. Samstag abends kommt ein Patient mit Schwindel in das kbo-Inn-Salzach-Klinikum. Die Dienstärztin der Neurologie stellt fest, dass in diesem Fall ausnahmsweise keine neurologischen Gründe vorliegen, sondern hier vermutlich doch ein kardiologisches Problem besteht. Dann telefoniert sie mit dem RoMed-Kollegen, bespricht sich und bekommt eine schnelle, fachliche Mitbeurteilung. In diesem Beispielsfall wird der Patient dann über den Gang in die andere Klinik verlegt und ist dort richtig aufgehoben.
Was ist der größte Benefit für Patientinnen und Patienten?
Dr. Bayerl:
Ganz offiziell wird das kbo-Inn-Salzach-Klinikum und die RoMed-Klinik Wasserburg gegenüber der Rettungsleitstelle als eine interdisziplinäre Einheit dargestellt. Das heißt, in IVENA (die Abkürzung steht für „Interdisziplinärer Versorgungsnachweis“) sind wir als ein gemeinsam agierendes Krankenhaus abgebildet – meines Wissens deutschlandweit einzigartig!
In diesem Online-System können Krankenhäuser ihre Ressourcen eintragen und die Rettungsleitstellen finden eben über dieses System IVENA ein freies Krankenhaus. Konkret heißt das, dass die Ressourcen von RoMed, wie Anästhesie und Innere Medizin, und die Ressourcen von kbo, wie Neurologie, von der Rettungsleitstelle quasi gemeinsam gebucht werden können.
Für schwerstkrankte Patienten, wie bei einem Schlaganfall oder bei unklaren Bewusstseins-Störungen, heißt das, dass wir von kbo und RoMed beim CT oder Schockraum eintreffen und den Patienten vom Rettungsdienst übernehmen und uns gemeinsam um ihn kümmern.
Dr. Winkler:
Das bedeutet für die Menschen in der Region, dass sie auch mit schwerwiegenderen Erkrankungen hier behandelt werden können, was zuvor die einzelnen Standorte für sich alleine nicht hätten leisten können.
Man spricht gerne von Prozess-Themen, wie sieht es da aus?
Dr. Winkler:
Wir haben viele gemeinsame Schnittstellen, die auch immer weniger Feinjustierung benötigen. Am gleichen Standort ist es viel unkomplizierter, der Austausch untereinander einfacher und vor allem viel persönlicher, weil man sich kennt. Diese neue Kollegialität macht uns allen sehr großen Spaß.
Dr. Bayerl:
Die gegenseitigen Patienten-Besuche werden als sogenannte Konsile untereinander verrechnet, wobei wir bereits feststellen konnten, dass uns auch verwaltungstechnisch der Zusammenzug sehr zu Gute kommt, da viele Kleinigkeiten unkompliziert und auf schnellem Weg gelöst werden können.
Ein weiteres Beispiel für die sehr gute Zusammenarbeit ist auch, dass wir angefangen haben gemeinsame Fortbildungen zu machen.
Welche weiteren positiven Entwicklungen fallen Ihnen auf?
Dr. Winkler:
Als großen Vorteil für das kbo-Inn-Salzach-Klinikum sehe ich auch, dass unsere Klinik für Neurologie auch räumlich mit einigen psychiatrischen Stationen verbunden ist. Dadurch rücken wir Neurologen und Psychiater auch im eigenen Klinikum noch näher zusammen. Wir waren zwar hier schon immer an einem Standort, aber unsere Schnittstellen sind durch die kurzen Wege nochmal einfacher geworden.
Dr. Bayerl:
Echt gelungen finde ich übrigens die lockere Atmosphäre der gemeinsamen Cafeteria.
Mitarbeitende, Besucher und Patienten – egal, mit welcher Erkrankung – treffen aufeinander. Das trägt zu weniger Stigmatisierung bei.
Dankeschön für das Interview.
Ein Fazit:
Ein Jahr nach Inbetriebnahme des Neubaus kann also auf eine sich erfolgreich entwickelte „Klinik-WG“ zurückgeblickt werden. Unisono betonen beide Ärzte, dass die Kliniken im Krankenhausalltag voneinander profitieren und es ein gelungenes Miteinander ist – zum Wohle aller Patientinnen und Patienten der Region.
Die RoMed-Klinik konnte mit Bezug der Räumlichkeiten die Umzüge bereits abschließen, in der Psychiatrie gehen die baulichen Veränderungen noch weiter.
Der Neubaubereich des kbo-Inn-Salzach-Klinikums wird in den nächsten Jahren nach und nach um weitere Bauten, sogenannte Pavillons, ergänzt. Die vorbereitenden Arbeiten für den nächsten Bauabschnitt haben bereits begonnen.
Das Projekt „Klinik-WG“ wird also weiterhin wachsen,
denn auch für die weitere Zukunft steht eine kontinuierliche Verbesserung der Gesundheitsversorgung in der Region im Fokus,
um den Bedürfnissen aller Patientinnen und Patienten weiterhin bestmöglich gerecht zu werden.
Foto: kbo-Inn-Salzach-Klinikum
Es wäre schön wenn es so wäre, aber die Bürokratie schiebt so manchen Riegel vor.
Man sollte mal mit dem Fachpersonal sprechen wie unkompliziert der Klinikalltag wirklich funktioniert, dann kämen entsprechende Verbesserungen heraus.