Masterclass der Schauspielschule Zerboni gibt mit Stück von Woody Allen bemerkenswertes Gastspiel in Wasserburg

Die Schauspielschule Zerboni nennt sich selbst „Die Nummer eins unter den privaten Schauspielschulen“. Und deren „Masterclass“ trat nun im Theater Wasserburg auf. Diese Masterclass, es standen acht Schauspielerinnen und sechs Schauspieler in verschiedenen Rollen auf der Bühne, entwickelte von der ersten Sekunde an eine ungeheure Dynamik, ein hohes Tempo bei ihrer Aufführung. Und die vierzehn Akteure schlüpften in Windeseile von einer Rolle in die nächste, ja selbst die Figur des Kleinman, die Hauptrolle in diesem Stück, wurde unter den Schauspielern durchgewechselt.

Gegeben wurde das Stück „Tod“, das Woody Allen in den siebziger Jahren des 20. Jahrhunderts geschrieben hatte. In dem Stück wird geschildert, zu welchen Handlungen eine Gesellschaft sich verleiten lassen kann, wenn sie die Sicherheit bedroht sieht und ihr Vertrauen in die Handlungsfähigkeit des Staates abnimmt.

Kleinman schläft in seiner Wohnung, es ist mitten in der Nacht, kurz nach 2 Uhr, als eine Bürgerwehr in seinem Schlafzimmer auftaucht, ihn weckt und von ihm verlangt, dass er die anderen zu unterstützen habe. „Wir müssen ihn stoppen, bevor er wieder zuschlägt“, erfährt Kleinman und ein weiteres Mitglied jener Bürgerwehr macht es deutlich: „Alle haben irrsinnige Angst!“ Kleinman ist dieses Auftreten nicht so recht geheuer, aber er erfährt von seinen ungebetenen nächtlichen Gästen „wir tun nur unsere Pflicht!“ Um welche Pflicht es sich dabei handelt, blieb aber ebenso unbeantwortet wie die Frage, welchen Plan diese Bürgerwehr habe. Anna, mit der Kleinman sprach, meinte dazu nur: „Hauptsache, die haben einen Plan!“

Die Bürgerwehr, die Kleinman weckt und ihn auffordert, mitzumachen, trägt jene Anzüge, die wir von der Spurensicherung in den Kriminalfilmen kennen und, auch dieses Detail ist nennenwert, die Leute verbreiten sehr viel Nebel auf der Bühne, so sehr, dass man wenig Durchblick hat.

Grund für den Aufruhr sei eben die Tatsache, dass „die ganze Stadt in Panik“ sei und schon bald wurde der Titel des Theaterstücks „Tod“ auch Thema der Dialoge.

„Ich habe keine Angst zu sterben, ich will nur nicht dabei sein, wenn es passiert“, sagt einer der Akteure und trifft damit den Kern von Woody Allens sarkastisch anmutender Lebensphilosophie. In einem Interview sagte Woody Allen einst: „Zu leben ist beängstigend. Das Leben ist traurig und tragisch, kurz und voller Leiden. Der Tod ist wie ein Termin zur Koloskopie. Es gibt keinen Grund, sich deshalb Sorgen zu machen.“

Im Stück hört sich das dann so an: Anna fragt Kleinman, „Also wie wollen Sie sterben?“ und Kleinman antwortet, „im hohen Alter. In vielen Jahren, in der Zukunft. Wenn ich die weite Reise durch das Leben hinter mich gebracht habe. Umgeben von Verwandten, in einem gemütlichen Bett – wenn ich neunzig bin.“ Daraufhin zerstört Anna sofort diese romantisierende Haltung: „Aber so geht’s doch nur im Traum. In Wirklichkeit kann Ihnen jeden Augenblick ein blutrünstiger Mörder das Genick brechen oder die Gurgel durchschneiden … nicht, wenn Sie neunzig sind, sondern jetzt, gleich.“

In diesem hochdynamischen Tanztheater, das von Miguel Abrantes Ostrowski, der auch als Regisseur und Dozent bei diversen Schauspielschulen tätig ist, inszeniert wurde, geben alle Akteure, man ist versucht zu sagen, alles. Unterlegt mit Musik, auch Falcos „Jeannie“ wird dargeboten, aber das Publikum hört auch „Die Gedanken sind frei“ und gegen Ende auch kirchliche Lieder, womit auch eine gewisse Blasphemie in die Darbietung Einzug halten konnte.

Am Schluss entpuppt sich die ganze Aufführung auch als Teil einer Geburtstagsfeier für Kleinman, alles sei eine Frage der Illusion, erfährt das Publikum, und, ganz plötzlich: „Der Tod ist Entscheidungssache“. Wessen, das bleibt allerdings offen.
Die Masterclass der Schauspielschule Zerboni hat das Publikum begeistert, große, teilweise lang anhaltende Heiterkeitsbekundungen zeugten während der siebzigminütigen Darbietung davon, ebenso wie der nicht enden wollende Applaus am Ende des Stücks.

„Tod“ von Woody Allen ist im Theater Wasserburg noch am 22. und 23. März zu sehen, jeweils um 20 Uhr. Karten sind online erhältlich unter www.theaterwasserburg.de. Oder an den Vorverkaufsstellen Versandprofi Gartner und Tourist-Info in Wasserburg, bei Kroiss-Ticket-Zentrum in Rosenheim, Foto Flamm in Haag sowie an allen Vorverkaufsstellen von Inn-Salzach-Ticket. Man darf sich auf einen kurzweiligen Theaterabend freuen, bei dem manches Lachen aber auch im Halse stecken bleiben kann.

PETER RINK/Fotos: Christian Flamm