IHK-Konjunkturumfrage: Südostoberbayerische Wirtschaft weiter auf Talfahrt
Die Stimmung in der südostoberbayerischen Wirtschaft setzt zu Beginn des neuen Jahres ihre Talfahrt fort. Der regionale IHK-Konjunkturindex fällt von 98 auf 90 Punkte und ist damit seit einem Jahr ohne Unterbrechung am Sinken. Schwächelnde Nachfrage und strukturelle Standortnachteile wie nicht wettbewerbsfähige Energiepreise, fehlende Arbeitskräfte und ausufernde Bürokratie sorgen bei den Unternehmen für größere Unzufriedenheit und stärkeren Pessimismus im Vergleich zur vergangenen Befragung im Herbst, wie die IHK für München und Oberbayern mitteilt.
Die aktuelle Geschäftslage gibt erneut deutlich nach: 33 Prozent der Unternehmen bewerten ihre Lage als gut, 23 Prozent sind unzufrieden. Preissteigerungen bereiten den Unternehmen unverändert große Probleme: 69 Prozent der Betriebe melden starke Preissteigerungen bei Energie und 60 Prozent bei Rohstoffen sowie Waren. Zudem verfestigt sich die fehlende Nachfrage mit nun 67 Prozent weiter als Problem für die regionale Wirtschaft. Der Personalmangel bleibt mit 59 Prozent auf anhaltend hohem Niveau.
Während sich im gesamtbayerischen Durchschnitt die Geschäftserwartungen auf niedrigem Niveau stabilisieren, nimmt bei den Unternehmen in Südostoberbayern der Pessimismus weiter zu: Nur 13 Prozent der Unternehmen rechnen mit einer Belebung ihrer Geschäfte, 40 Prozent mit einer Verschlechterung. Im Herbst hatte das Verhältnis bei 11 Prozent zu 32 Prozent gelegen. Die Gemengelage an Risiken bleibt hoch und vielseitig. Die Inlandsnachfrage erfüllt mit aktuell 64 Prozent der Nennungen die meisten Unternehmen mit Sorge. 62 Prozent der Betriebe nennen die hohen Energie- und Rohstoffpreise, 59 Prozent die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen und 57 Prozent den Arbeitskräftemangel als Risiko für ihre Geschäfte.
Die Investitionsdynamik nimmt angesichts der pessimistischen Erwartungen weiter ab: Etwa ein Viertel der Betriebe möchte Investitionen ausweiten, etwa ein Drittel möchte sie zurückfahren. Der Anteil der Unternehmen, der gar keine Investitionen plant, sinkt und liegt bei 14 Prozent. Auch bei den Beschäftigungsplänen werden die Unternehmen zurückhaltender: Neun Prozent wollen zusätzliches Personal einstellen, 24 Prozent wollen Stellen streichen.
„Die Stimmung in der südostoberbayerischen Wirtschaft hat sich leider auch zu Beginndes neuen Jahres nicht verbessert“, sagt Andreas Bensegger (Foto), Vorsitzender des IHK-Regionalausschusses Rosenheim. „Im Gegenteil: Die heimische Wirtschaft setzt ihre Talfahrt fort. Das sind keine guten Nachrichten und muss für alle ein deutliches Signal sein, dass es mehr Rückendeckung für die Unternehmerinnen und Unternehmer braucht. Die Lust am Unternehmertum ist weiter da, aber damit sich Innovationen und neue Geschäftsmodelle voll entfalten können, brauchen die Unternehmen bessere wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen.
Ganz konkret fordert Bensegger drei Maßnahmen, mit denen die Politik der Wirtschaft in der Region wieder Aufschwung geben kann: „Erstens braucht es ein Ende der Bürokratieflut und einen Stopp neuer Auflagen sowie Berichtspflichten für Firmen. Anstatt alles im Klein-Klein zu regeln, muss das Credo lauten: Die Unternehmen einfach machen lassen!“, fordert der IHK-Regionalausschussvorsitzende. „Zweitens braucht es wettbewerbsfähige Unternehmenssteuern sowie eine Steuerpolitik, die mehr private Investitionen ermöglicht, um den Standort voranzubringen. Drittens brauchen wir mehr Tempo bei der Energiewende. Für mehr Versorgungssicherheit und Energie zu wettbewerbsfähigen Preisen müssen wir die Genehmigungs- sowie
Planungsverfahren beschleunigen sowie entschlacken. Das bedeutet auch, bei den Planungen von Energieprojekten in der Region, zum Beispiel von Windparks, die Bürger frühzeitig einzubinden, die Vorteile einer heimischen Energiegewinnung transparent und offensiv zu erklären und die Kommunen sowie die Bevölkerung vor Ort finanziell beteiligen.“
Die IHK hatte für ihren Konjunkturbericht Mitte Januar zahlreiche Unternehmen in den Landkreisen Altötting, Berchtesgadener Land, Mühldorf und Traunstein sowie in Stadt und Landkreis Rosenheim befragt. Dreimal im Jahr wird der IHK-Konjunkturbericht veröffentlicht
Tja, wer hätte das gedacht…?