Konzert der ARD-Preisträgerinnen und Preisträger begeistert Publikum in einmaliger Weise
Beim zweiten Rathauskonzert in diesem Jahr standen nur fünf Musiker auf der Bühne: Die 22-jährige, in New York geborene französische Harfinistin Alexandra Bidi, die 27-jährige, aus Rheinbach stammende, Violinistin Judith Stapf, der 27-jährige in Melfi in Süditalien geborene Flötist Mario Bruno, der aus Avila in Zentralspanien stammende Cellist Arnau Rovira i Bascompte und der aus Italien stammende Pianist Marco Sanna. Judith Stapf, Arnau Rovira i Bascompte und Marco Sanna bilden das Trio Orelon, das 2023 beim „Internationalen Musikwettbewerb der ARD“, einem der renommiertesten und größten Wettbewerbe für klassische Musik, den ersten Preis gewann. Alexandra Bidi (2022) und Mario Bruno (2023) gewannen jeweils den zweiten Preis bei diesem Wettbewerb.
Und diese fünf Künstlerinnen und Künstler gaben nun zum Abschluss ihrer Tournée durch Bayern und Tirol, die sie auch nach Schloss Elmau und nach Schwaz führte, ein Konzert im Wasserburger Rathaussaal. Der Saal war nahezu ausverkauft, das Publikum gespannt auf die Darbietung.
Und es wurde nicht enttäuscht: Die fünf Musiker spielten Werke der Klassik und Romantik in einer Eindringlichkeit, die das Publikum zunächst in ihren Bann zog, um es dann gefesselt staunen zu lassen ob der Virtuosität, mit der die Akteure ihre Instrumente beherrschten und bespielten.
Zunächst wurden von Jacques Ibert „Deux Interludes“ gegeben und bereits hier zeigte Alexandra Bidi, wie sehr die Harfe ihr zweites Ich zu sein schien. Mühelos zupfte sie die Saiten, bewegte die verschiedenen Pedale mit einer außerordentlich hohen Leichtigkeit, sodass die Zuhörerschaft gar nicht bemerkte, wenn sie die Halbtöne anvisierte und dann in höchster Harmonie und Melodik präsentierte. Doch auch Mario Bruno mit seiner Querflöte faszinierte seine Zuhörer. Mitunter hatte man den Eindruck, Harfe und Flöte führten einen Dialog miteinander, weil es den Solisten gelang, die vorgetragenen Werke als Einheit zu präsentieren.
Anschließend kam Wolfgang Amadeus Mozart mit seinem Klaviertrio in G-Dur zu Gehör. Dabei faszinierte das Trio Orelon die Zuhörer, denn die Musiker präsentierten den zweiten Satz mit fünf verschiedenen Variationen zu dem Thema, was das Publikum sehr in ihren Bann zog. Neben dem sehr vielseitigen Cellisten Arnau Rovira i Bascompte überzeugte Marco Sanna am Klavier bei der Vermittlung der typischen Harmonien, wie Mozart sie liebte. Daneben agierte Judith Stapf an der Violine in einer Virtuosität, die das Publikum scheinbar in Ekstase versetzte.
Vor der Pause gaben dann noch Aleandra Bidi und Mario Bruno die „Fantasie op. 124 für Harfe und Flöte“ von Camille Saint-Saëns, einem Werk aus der späteren Schaffenszeit Saint-Saëns. Er hatte nach dem deutsch-französischen Krieg 1870/71 die „société nationale de musique“ begründet und wollte damit den Einfluss der französischen Musik schützen gegen die Übermacht des Deutschen zu jener Zeit. Französische Musik, so war es Saint-Saëns Auffassung, zeichne sich durch Leichtigkeit, Einfachheit, Klarheit und Eleganz aus, während die Musik in Deutschland eher „germanische Tiefe“ repräsentiere, was wohl Schwere und Militanz meinte. Die dargebotene Fantasie belegt diese Auffassung, konnte man doch unschwer aus der Harfe jene Leichtigkeit und Eleganz heraushören, die Saint-Saëns wohl meinte. Das Spiel der beiden Musiker gab auch genügend Anlass zu der Vermutung, als sprächen die beiden Instrumente miteinander in einem liebevollen, vertrauten Dialog.
Nach der Pause gab es einen erneuten Rückgriff auf die Wiener Klassik. Das Trio Orelon bot Joseph Haydns Klaviertrio in Es-Dur. Dieses nur zweisätzige Trio entstand 1785. Ist der erste Satz noch recht forsch im Allegro moderato unterwegs, so steigert sich die Dynamik im zweiten Satz (Presto). Das Klavier ist zu starker Unbeschwertheit in der Klangfarbe gefordert, während Cello und Violine das Klavier hier eher zu begleiten schienen. Die von Marco Sanna hier geforderte hohe pianistische Vituosität kam zur vollen Geltung, wofür sich das Publikum mit frenetischem Applaus bedankte.
In Eugene Goossens Suite für Flöte, Violine und Harfe hatten Judith Stapf und Alexandra Bidi zum letzten Mal an diesem Abend ihren großen Auftritt. Goossens’ impressionistische Ausrichtung erfordert zweifellos einiges an Können, das die drei Künstler aber hervorragend umzusetzen wussten.
Und zum Schluss gab es dann von Louise Farrenc das „Trio für Flöte, Violoncello und Klavier“ und hier beeindruckten alle drei Herren, weil dieses Trio wirklich einen hohen Anspruch hat und Mario Bruno immer wieder die hierfür erforderlichen staccati präzise und in schneller Abfolge darbot.
Der Schlussapplaus machte es dann für jedermann deutlich: Dieses Konzert war ein highlight im klassischen kulturellen Leben Wasserburgs und wenn dieses Ensemble den küsntlerischen Nachwuchs repräsentiert, dann muss uns um die klassische Musik eigentlich nicht bange sein. Der Applaus wollte nicht enden, so sehr wünschte sich das Publikum eine Zugabe, die die Künstler aber leider nicht darboten. Und so ging man einigermaßen erfüllt nach Hause.
PETER RINK
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