Spannender Austausch zur Kleinwasserkraftnutzung bei Rosenheimer Energiedialog
Die Informationsveranstaltung „Kleinwasserkraft – Energie und Ökologie?“ im Schützen- und Trachtenhaus Westerham war gut besucht. Über 70 Interessierte waren der Einladung der „Rosenheimer Energiedialoge“ gefolgt. Kurze Vorträge und eine anschließende Podiumsdiskussion vermittelten spannende Einblicke in dieses Thema. Moderiert wurde der Abend von Florian Schrei, Fernsehjournalist und Hörfunksprecher.
Prof. Markus Aufleger, Leiter des Lehrstuhls Wasserbau der Universität Innsbruck, erläuterte zunächst die Funktionsweise von Wasserkraftanlagen und stellte die Unterschiede von Laufwasserkraftwerk, Ausleitungskraftwerk und Speicherkraftwerk dar. Im Rahmen der Energiewende, so Prof. Aufleger, müsse aus der fossilen Wärme ausgestiegen werden. Das verdopple jedoch in etwa den Stromverbrauch. Wasserkraftanlagen seien deshalb ein wesentlicher Baustein. Verschiedene ökologische Probleme müssten zuvor gelöst werden. Dazu zählen unter anderem die stark schwankenden Wasserstände bei Speicherung und die Durchgängigkeit für Fische. Lösungen hierfür bietet unter anderem der Fish-Protector und das Fließgewässerkraftwerk.
Dr. Christoph Rapp, Leiter des Bereichs Wasserkraft der Stadtwerke München (SWM), stellte die Stromerzeugung und die CO2-Einsparung durch die Isarkraftwerke in München sowie der Uppenborn- und Leitzachwerke hervor. Die Wasserkraftnutzung sei aus einer historischen Perspektive meist ein Nebenprodukt anderer Ziele wie die Gewässersanierung oder der Hochwasserschutz gewesen. Als weitere Vorteile der (SWM-)Wasserkraft nannte Dr. Rapp unter anderem die lange Lebensdauer, die Netzstabilisierung sowie die Schaffung von neuen Habitaten.
Dr. Stefan Ossyssek, Referent für Arten- und Biotopschutz beim BUND Naturschutz (BN), präsentierte aktuelle Daten: Wasserkraftanlagen tragen zu ca. 15 Prozent zum bayerischen Strommix bei, in Trockenjahren deutlich weniger. 95 Prozent der Anlagen sind Kleinwasserkraftanlagen, die insgesamt nur 1,5 Prozent des Stroms erzeugen. Auch in Natur- und Landschaftsschutzgebieten würden solche Anlagen geplant. Die rechtlichen Anforderungen, wie zur ökologischen Durchgängigkeit, würden sehr häufig verletzt. Dadurch entstünden zum Beispiel durch Rückstau und fehlende ökologische Durchgängigkeit negative Effekte.
Prof. Jürgen Geist, Leiter des Lehrstuhls für Aquatische Systembiologie der TUM gab einen Einblick in aktuelle Untersuchungen zu Fischmortalität und Lebensraumveränderungen an nachgerüsteten konventionellen und innovativen Wasserkraftanlagen im Auftrag des Bayerischen Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz. Die Ergebnisse zeigen, dass Wasserkraftanlagen teils erhebliche Fischschädigungen verursachen können. Innovative Anlagen waren generell nicht besser als konventionelle. Auch durch Rechen mit geringem Stababstand gelangen Fische in die Turbine. Die Mortalitätsrate betrug zwischen 2 und 43 Prozent. An einem Standort lag die Zahl für eine Art allerdings bei über 80 Prozent. Ebenso konnten innovative Anlagen Lebensraumveränderungen in den Staubereichen nicht verbessern. Strömungsliebende Arten gingen auch hier zurück.
Die „Rosenheimer Energiedialoge“ sind eine gemeinsame Initiative der Technischen Hochschule Rosenheim, des Landkreises Rosenheim, des Klimaschutzmanagers der Stadt Kolbermoor, des Rosenheimer Solarfördervereins (Rosolar) sowie des BUND Naturschutz Rosenheim in Zusammenarbeit mit der Energiezukunft Rosenheim (ezro). In regelmäßigen Abständen werden Informationsveranstaltungen zu den Themen Energiewende und Nachhaltigkeit organisiert.
Hinterlassen Sie einen Kommentar