Vortrag der Sternwarte mit Dr. Rainer Beck vom Max-Planck-Institut für Radioastronomie
Aufgrund der hohen Sonnenaktivität mit Polarlichtern in den letzten Wochen besonders aktuell: Dr. Rainer Beck vom Max-Planck-Institut für Radioastronomie in Bonn ist nächste Woche am Dienstag, 18. Juni, um 18.30 Uhr an der Hochschule in Rosenheim zu Gast. Das magnetische Universum – Schutzschild für das irdische Leben und Geburtshelfer von Sternen und Galaxien: Darum geht es in seinem Vortrag, zu dem die Sternwarte einlädt.
Magnetfelder sind allgegenwärtig. Das starke Magnetfeld der Erde schützt die Menschen vor der schädlichen Partikel-Strahlung der Sonne. Ohne Magnetfelder gäbe es kein höheres Leben. Die Geburt der Sterne ist auf die Unterstützung von Magnetfeldern angewiesen. Auch das übrige Weltall wäre ziemlich langweilig: Die meisten spannenden Phänomene wie die Sonnenflecken, die Sonnenkorona, Pulsare oder Quasare gibt es nur dank ihrer Magnetfelder.
Vor einem Monat – am 10./11. Mai – gab es Polarlichter (wir berichteten) bei uns und über ganz Deutschland, teilweise bis in die Tropen. Dies waren die sichtbaren Zeichen eines extremen, geomagnetischen Sturms, verursacht durch Massenaufwurf aus der Sonnenatmosphäre.
In der Historie gab es 1859 Funkenschlag in Telegrafenpapieren, 1989 Stromausfall in Quebec und immer wieder Ausfall von Radaranlagen, Satelliten, GPS und Funkverbindungen. Heutzutage wären Internet-Totalausfall oder Löschung von vielen Festplatten durch Sonnenstürme mögliche Extremszenarien. Aber das Erdmagnetfeld schützt vor den stärksten Auswirkungen …
Bereits in der Frühzeit des Universums gab es Magnetfelder. Wann die ersten Magnetfelder im Universum entstanden sind, wissen wir (noch) nicht. Wir verstehen aber, wie es schwache „Saatfelder“ bis zur heutigen Stärke gebracht haben. Die fossilen Felder wurden durch einen Dynamo so schnell verstärkt, so dass sie die Bildung von Milchstraßensystemen (Galaxien) vor rund 13 Milliarden Jahren unterstützen konnten. In den Galaxien wurden Magnetfelder durch den Dynamo bis heute verstärkt und auch großräumig geordnet. Einmal vorhanden, sind Magnetfelder extrem langlebig.
Anders als elektrische Ladungen scheint es magnetische Ladungen („Monopole“), die die Magnetfelder zerstören könnten, in unserem Universum nicht zu geben.
Kosmische Magnetfelder lassen sich mit Hilfe von Infrarot- oder Radiowellen messen. Warme Staubteilchen im interstellaren Medium sind senkrecht zu Magnetfeldlinien ausgerichtet und senden polarisierte Infrarotstrahlung aus, die z.B. mit dem Teleskop an Bord des Flugzeugteleskops SOFIA gemessen werden konnte. Schnelle elektrisch geladene Teilchen senden Radiowellen („Synchrotronstrahlung“) aus, sobald sie in ein Magnetfeld geraten.
Mit dem 100-m-Radioteleskop Effelsberg konnte der Referent erstmals „Magnetkarten“ von Galaxien erstellen. Es gelang ihm der Nachweis, dass Magnetfelder in Spiralgalaxien viel stärker und damit viel einflussreicher sind als früher angenommen. Außerdem lieferte er die bisher deutlichsten Hinweise auf die Aktivität von gigantischen Dynamos in Galaxien. Die neue Generation von Radioteleskopen, LOFAR, Meer-KAT und das Square Kilometer Array, wird für die Erforschung der kosmischen Magnetfelder weiter voranbringen.
Der Referent Dr. Rainer Beck (Foto) forschte von 1976 bis 2016 am Max-Planck-Institut für Radioastronomie in Bonn mit den weltweit größten Radioschüsseln über Magnetfelder in nahen und fernen Galaxien. In seinen zahlreichen Vorträgen versucht er, seinen Zuhörern die Radiowellen nahezubringen.
Ort des Vortrags: Raum B0.23 (Hauptfoyer und dann rechts hinten), Campus Rosenheim der TH Rosenheim, Hochschulstraße 1
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