Blick ins Wasserburger Bilderarchiv: Das „Mayer-Eishäusl" und seine berührende Geschichte

Das „Mayer-Eishäusl“ – ein kleiner Kiosk vor der Brücke an der Rosenheimer Straße in Wasserburg in Kriegszeiten um 1939. Es ist das Kalenderblatt für den September des Wasserburger Stadtbildkalenders 2024, der leider vergriffen ist. Deshalb stellt das Wasserburger Stadtarchiv um Matthias Haupt hier einige Fotos und Geschichten vor …

Dort, wo heute das Hauptgebäude der Sparkasse steht, auf der südlichen Seite der Rosenheimer Straße, betrieb Zenta Mayer (1890 – 1946) seit 1933 eine „Speiseeis-Wirtschaft“. Nach ihrer mutigen Entscheidung und der Genehmigung zur Errichtung des Verkaufsstandes auf städtischem Grund sah sich die ehemalige Hilfsarbeiterin, – die mit dem kleinen Kiosk sechs Kinder zu ernähren hatte – aber bald einigen Konflikten ausgesetzt.

So wurde sie beispielsweise von einem Neider bezichtigt, Waren wie Schokolade oder Kuchen anzubieten, obwohl die Erlaubnis des Stadtrates doch nur den Verkauf von Milcheis aus eigener Herstellung beinhaltet hätte.

Zudem wachte das Bezirksamt streng über Konzession und Ruhezeiten.

Der „Betrieb einer Trinkhalle“ wurde ihr untersagt, da „ein Bedürfnis nicht anerkannt wird“ und es wurde außerdem verfügt:

„Da Zenta Mayer aber Wert darauf legt, auch an Sonntagen […] ihr Geschäft zu betreiben, muss verlangt werden, dass sie während dieser Zeiten den Verkauf […] nur auf Speiseeis nebst den zugehörigen Eiswaffeln und Früchten beschränkt und auf die Abgabe anderer Waren ausnahmslos verzichtet.“

Hinnehmen wollte die Kiosk-Betreiberin diese Einschränkungen freilich nicht, da sie auf längere Öffnungszeiten im Sommer und auf das Geschäft aus dem Fremdenverkehr an Sonntagen wegen ihrer großen Familie doch besonders angewiesen war …

Viele Jahre später wurde der Eisladen auf der nördlichen Straßenseite am Abzweig zum Ziehweg neu errichtet und von 1959 bis Ende 1985 von Antonie Mayer (1920 – 2003) – der Schwiegertochter der Geschäftsgründerin – fortgeführt.

Der Abriss des kleinen Kiosks erfolgte schließlich im Zuge der Sanierung des Unterauerhauses im Jahr 2007/2008.

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Foto: Repro einer Postkarte, Stadtarchiv WS, Bildarchiv – Im1-4490, Fotograf: Wenning.