Vortragsveranstaltung beim Heimatverein Wasserburg mit Peter Rink
Am 7. Oktober gibt es um 19.30 Uhr im Gimplkeller eine Vortragsveranstaltung des Heimatvereins: Der Erste Vorsitzende, Peter Rink, referiert über: „1949 – 2024 — 75 Jahre Bundesrepublik Deutschland“. Die Gründung der Bundesrepublik und die Verabschiedung des Grundgesetzes markieren ein Ende des vierjährigen Fehlens einer Staatlichkeit in Deutschland. In dem Vortrag will Rink den Bedingungen nachspüren, unter denen seinerzeit die Bundesrepublik hat gegründet werden können und wie diese Gründung auch in Wasserburg wahrgenommen wurde.
Mit dem Ende des Zweiten Weltkrieges 1945 hatte in Deutschland ja eine wirkliche Zeitenwende stattgefunden: Das Deutschland der Nationalsozialisten hatte einen furchtbaren Krieg über die Welt gebracht und für diesen Aggressionskrieg die Deutschen sehr teuer bezahlen lassen, und das Ende dieses furchtbaren Kriegs bedeutete für die Menschen in Deutschland zweierlei: Eine totale Niederlage des Regimes, das in Deutschland herrschte, gepaart mit der Chance, aus diesen Erfahrungen zu lernen und ein demokratisches System aufzubauen, allerdings war das den Deutschen nur allzu häufig gar nicht bewusst.
In zielgerichteter Abkehr von preußischen Tugenden hat der damalige Vorsitzende der CDU in der britischen Zone, der ehemalige Oberbürgermeister von Köln, Konrad Adenauer, 1946 feierte er seinen 70. Geburtstag, ein Gemeinwesen aufbauen wollen, dass sich eindeutig nach Westen orientieren sollte. Das Deutschland, an dessen Gestaltung er arbeitete, sollte keine neutrale Rolle zwischen West und Ost mehr spielen wollen, sondern sollte sich dezidiert zum Westen bekennen. Adenauers Wahlspruch lautete deshalb auch immer wieder: „Wir wählen die Freiheit“ und damit war die Freiheit im atlantischen Sinne gemeint, wie es Franzosen, US-Amerikaner und Briten verkörperten.
Und so bildete er nach der ersten Bundestagswahl vom 14. August 1949 eine Regierung unter Ausschluss der SPD, aber mit FDP und DP (Deutsche Partei), weil für ihn die SPD unter Kurt Schumacher zu sehr an einer Rolle der „Mittellage“ orientiert war und für die Wiedervereinigung auch zu Kompromissen mit der UdSSR bereit war, was Adenauer strikt ablehnte. Dennoch sollte diese Bundesrepublik ein Provisorium bleiben, weshalb man die Verfassung auch nicht Verfassung nannte.
Wann feiert man nun den 75. Geburtstag dieses Gemeinwesens Bundesrepublik Deutschland? Das ist eine sehr schwierige Frage. Im April 1949 wird in Washington D.C. die NATO gegründet, ein Militärbündnis, das sich gegen die Sowjetunion positionierte. Ebenfalls im April 1949 tritt die französische Zone der Bizone bei, so dass alle drei westlichen Zonen (Trizone) ein Gemeinwesen bildeten. Im Mai wird Bonn durch den Parlamentarischen Rat zur neuen Bundeshauptstadt erkoren und das Grundgesetz verabschiedet. Im August wird der erste Bundestag gewählt. auf der Rhöndorfer Konferenz Ende August 1949 lehnt Adenauer eine Koalition mit der SPD vehement ab. Am 7. September tritt der Bundestag erstmalig zusammen. Seither gilt dieser 7. September als der Gründungstag der Bundesrepublik Deutschland. Am 12. September wird Theodor Heuß zum Bundespräsidenten und am 15. September Kontrad Adenauer zum Bundeskanzler gewählt. Anfang Oktober verurteilt die UdSSR die Gründung der Bundesrepublik als Bruch bestehender Verträge und am 7. Oktober 1949 wird auf dem Territorium der SBZ die DDR gegründet.
Der 75. Geburtstag der Bundesrepublik Deutschland vollzieht sich also vom Frühjahr bis in den Herbst 1949.
Die Bundesrepublik formulierte die Hallstein-Doktrin, wonach die Bundesrepublik die einzig rechtmäßige Vertretung der Deutschen sei. Eine Anerkennung der DDR stellte einen unfreundlichen Akt gegenüber der Bundesrepublik dar.
In der Bundesrepublik wurde die Gründung der Bundersepublik nicht gefeiert. Es dauerte bis 1989, als Bundespräsident Richerd von Weizsäcker in einer viel beachteten Rede auf die Gründung der Bundesrepublik einging. Er verschwieg nicht, dass die Menschen in Deutschland der neuen Ordnung innerlich sehr fern standen. Sie mussten sich mit der neuen Ordnung abfinden, sich an sie gewöhnen, bevor sie sie akzeptieren konnten.
In der DDR war das anders. Jedes Jahr wurde der 7. Oktober zu einem Festakt der DDR mit militärischem Aufmarsch. Der „Geburtstag der Republik“ war jedes Jahr ein wichtiges Datum.
Im Westen war der Geburtstag der Bundesrepublik kein Feiertag, sondern ab 1954 der 17. Juni, dem Tag, an dem 1953 die Arbeiter in der Stalinallee gegen die Erhöhung der Normen demonstrierten. Dieser Tag wurde zu einem Feiertag in der Bundesrepublik.
Dabei war dieses Grundgesetz der große Wurf: „Die Würde des Menschen ist unantastbar“. Das war eine Kriegserklärung an alle, die dem NS-Staat nachtrauerten.
Im Landkreis Wasserburg dominierte die Bayernpartei, der Landrat war ein Mitglied dieser Partei, die die staatliche Unabhängigkeit Bayerns forderte. Es war eine bewegte Zeit.
Hinterlassen Sie einen Kommentar