Beim Rathauskonzert: Sigrun Vortisch und das Arias Ensemble begeisterten die Wasserburger im Rathaussaal

Beim vierten Abonnement-Konzert im Rathaussaal in diesem Jahre trat Sigrun Felicitas Vortisch gemeinsam mit dem Arias-Ensemble auf und faszinierte das Publikum dank eines zarten und weichen Klarinettenspiels und eines Streicherquintetts, das es durch sein eindringliches Zusammenspiel verstand, die Zuhörer zu begeistern. „Höchste künstlerische Qualität“, eine „tief berührende Musikalität“ und ein „von beseeltem Atem erfülltes Spiel“, so wurde dieses Konzert im Vorfeld angekündigt und die Künstler verstanden es sehr gut, sich dieser Vorschusslorbeeren auch als verdient zu erweisen.

Sie stammt aus Innsbruck und absolvierte erfolgreich ein Studium der Volkswirtschaftslehre, bevor sie ihre Leidenschaft für die Klarinette entdeckte und fortan pflegte: Die jetzt in der Nähe von Erlangen lebende Sigrun Felicitas Vortisch. Es ist nicht das erste Mal, dass sie bei einem Rathauskonzert in Wasserburg ihr großes Können zeigen konnte. Den Wasserburgern ist sie wohl bekannt. An diesem Abend hatte sie leider nur einen Einsatz, das Klarinettenkonzert in A-Dur von Wolfgang Amadeus Mozart (KV 622). Mozart hatte seine Liebe zur Klarinette erst drei Jahre vor seinem Tode entdeckt und das Klarinettenkonzert, das an diesem Abend dargeboten wurde, war sein letztes, das er noch hat vollenden können. Es bestach schon damals, als Mozart es komponiert hatte, durch seine Schlichtheit in der Komposition, ein schneller erster Satz, ein getragener zweiter und ein schmissiger Kehraus zum Schluss. Das Publikum wollte nicht aufhören zu applaudieren, zumal Sigrun Felicitas Vortisch mit großer Virtuosität und höchster Gefühlfülle den gesamten Tonumfang ihres Instrumentes zu präsentieren verstand.

Doch auch das fünfköpfige Streichorchester wusste zu begeistern: der aus Mexiko stammende Raúl Teo Arias, der seit über 40 Jahren weltweit als Solist und Kammermusiker tätig ist und heute bei den Bamberger Symphonikern wirkt, hat dieses Ensemble gegründet. Es darf sich wohl rühmen, viele Konzertabend zu einem vollen musikalischen Erfolg geführt zu haben. Die zweite Violine spielt Michael Hartmann, ein gebürtiger Berliner, der Mitglied der 1. Violinen bei den Bamberger Symphonikern ist. Paulina Riquelme, eine gebürtige Chilenin, ergänzt das Ensemble mit ihrem Spiel an der Bratsche. Sie hat Geige und Bratsche studiert und begeistert durch ihr harmonisches, nie aufdringliches Spiel an der Viola. Gregor Babica, aus Passau stammend, ist international als Cellist bereits sehr häufig hervorgetreten und ergänzt das Orchester durch seine getragene, stets sich harmonisch einfügende Musik. Schließlich in der in der Slowakei geborene ungarische Bassist, Mátyás Németh zu nennen, der seit 2009 Mitglied der Bamberger Symphoniker ist und in verschiedenen Besetzungen seine Liebe zur Kammermusik zu pflegen versteht.

Das Ensemble präsentierte zunächst das bekannte Divertimento in D-Dur (KV 136), die „Salzburger Sinfonie Nr. 1“, in wunderbarer Weise. Violinen, Viola, Violoncello und Kontrabass verschmolzen zu einer musikalischen Einheit, der es ein Genuss war, zuhören zu dürfen. Dieses Werk hat Mozart im Alter von 16 Jahren geschaffen, zunächst als Hommage an den neuen Erzbischof  von Salzburg, Hieronymus von Colloredo, der selbst passionierter Geiger war. Mozart selbst wollte es zwar als „fürstliche Unterhaltung“ virtuos für die Geigen wissen, aber nicht so, dass der Herr Erzbischof „aus der Bahn geworfen“ werde. Da Mozart auch bereits Italien kennengelernt hatte, scheint er jene Leichtigkeit im Lebensgefühl, verbunden mit Virtuosität und Heiterkeit, in dieses Divertimento hat integrieren können, und das Arias Ensemble spielte es mit eindringlicher Liebe zum Detail. Sicher hätte auch Mozart seine große Freude an dieser Präsentation gehabt. Peter Tschaikowsky soll einmal gesagt haben: „Mozart schrieb Musik wie die Nachtigallen singen, das heißt, ohne nachzudenken“. Diesen Eindruck konnte man auch an diesem Abend im Wasserburger Rathaussaal gewinnen.

Nach der Pause brachte das Ensemble das „Serenaden-Quintett“, Op. 3, Nr. 5 von Joseph Haydn zu Gehör, auch dieses Werk war Manchem im Publikum wohlbekannt. Dieses Quintett hatte Haydn 1777 komponiert und es erfreute sich schon damals großer Beliebtheit auch wegen seiner fließenden Melodien, die bei aller Schönheit im Klang doch auch einfach wirken können.

Den abschließenden Höhepunkt stelte dann wieder Mozarts Serenade in G-Dur, die wohl besser bekannt ist unter dem Namen „Eine kleine Nachtmusik“ (KV 525). Die wohl zu den populärsten Kompositionen Mozarts gehörende Serenade schrieb Mozart 1787, parallel zu seiner Komposition der Oper „Don Giovanni“.

Nach dem Konzert wollte der Applaus, der ja bekanntlich das Brot des Künstlers sei, gar nicht abebben, sodass das Ensemble Sigrun Felicitas Vortisch nochmals auf die Bühne bat, wo alle Künstler als dankbare Anerkennung eine Blume erhielten und ihrerseits als Zugabe die Vertonung eines Gedichtes mit dem Titel „Spätsommerträume“ darboten. Sigrun Felicitas Vortisch hat dieses Gedicht selbst geschrieben und die Musik dazu komponiert. Die Darbietung war eine Uraufführung und sie gelang herausragend gut. Die Musik zu diesem Gedicht mutete romantisch an, ja selbst Elemente der Programmmusik hat sicher mancher vernehmen können. Der abschließende Applaus erreichte eine hohe Euphorie, sodass das Ensemble diese Zugabe ein zweites Mal darbot. 

Erfüllt und angetan von der Musik Mozarts und Haydns, machte sich das Publikum dann auf den Heimweg.

 

PETER RINK