Stadtarchiv und Verein Wasserburger Bierkultur präsentieren neuen Stadtbildkalender
2017 wurde er für 2018 erstmalig von der Stadt Wasserburg publiziert und wird seither alljährlich ein neuer Stadtbildkalender entworfen und gestaltet. Gestern wurde der Wasserburger Stadtbildkalender 2025 im Gimplkeller vorgestellt. Das diesjährige Motto verrät bereits, worum es heuer gehen soll: „Hopfen und Malz, Gott erhalt’s – Orte ehemaliger Braustätten“.
Matthias Haupt, der Leiter des Stadtarchivs und der geschäftsführende Vorsitzende des Heimatvereins Wasserburg und Georg Raab vom Verein Wasserburger Bierkultur stellten den zahlreichen Zuhörern im Gimplkeller den neuen Kalender vor.
Dabei stand, wie sollte es anders sein, das Bier im Mittelpunkt des Abends, wie Bürgermeister Michael Kölbl in seiner Begrüßung launig feststellte.
Der Schwerpunkt der Präsentation, wie auch des Kalenders liegt dabei in der Zeit von 1850 bis 1950.
Georg Raab, der in Weihenstephan Lebensmitteltechnologie studiert hat, gab interessante Einblicke in die Geschichte des Brauwesens. Die Zeit 1850 bis 1900 ist geprägt vom Übergang von der handwerklichen Brauereikunst bis hin zur maschinellen, industriellen Bierherstellung.
Da kleinere Brauereien bei dieser industriellen Revolution häufig nicht mithalten konnten, ging die Zahl der bayerischen Brauereien im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts um 14 Prozent zurück.
Georg Raab erläuterte den Anwesenden, was die Unterschiede der verschiedenen Produktionsformen im Einzelnen bedeuteten: So konnte zum Beispiel durch die industrielle Malzherstellung, das Heizen, auch das Rühren erreicht werden, dass das Bier insgesamt sauberer wurde und damit deutlich weniger Krankheiten verursacht worden sind.
Die Erfindung des Bierfilters durch den 1849 in Wasserburg geborenen Lorenz Adalbert Enzinger 1878 hat eine weitere Revolution der Braukunst möglich gemacht: Die Herstellung klaren gefilterten Bieres, das nunmehr auch länger haltbar war.
Die Zuhörer erfuhren auch, dass es um 1900 noch 15 Brauereien in Wasserburg gab, von denen drei auch die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg miterlebten (Greinbräu, Bruck-Bräu und Fletzinger), aber heute besteht keine dieser Brauereien mehr. Und so hat es sich der Verein Wasserburger Bierkultur zur Aufgabe gemacht, dass in Wasserburg wieder Bier gebraut wird. Dies dürfte eine wunderbare Ergänzung zu den Aktivitäten der Bierkellerfreunde sein, die regelmäßig Führungen durch die alten Bierkeller am Kellerberg anbieten.
Denn in der vorindustriellen Zeit existierte in Wasserburg auch ein Sommerbrauvrbot. Bier durfte bis 1865 nur vom 29. September (Michaeli) bis 23. April (Georgi) gebraut werden. Dabei waren die Vorschriften des Bayerischen Reinheitsgebotes von 1516 zu beachten, denn vorher gelangte auch Ochsengalle und Hühnerblut ins Bier, was der Hygiene nicht unbedingt zuräglich war.
An Hand von 12 Geschichten zur Geschichte des Bieres in Wasserburg kann jedermann eine Zeitreise in die Wasserburger Bierkultur unternehmen. Der Kalender kann jetzt für 14,90 Euro erworben werden (ab 24. Oktober in der Touristinfo Wasserburg, im örtlichen Buchhandel, Wasserburger Bücherstube, Buchhandlung Herzog, Buchhandlung Fabula, sowie in einigen Geschäften (Gartner Versandprofi, Innkaufhaus, Wasserburger Markthallen).
Versandbestellungen oder größere Mengenbestellungen nimmt auch das Stadtarchiv gerne entgegen.
PETER RINK
Bürgermeister Michael Kölbl und Stadtarchivar Matthias Haupt bei der Vorstellung des Kalenders.
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