Kulturreferentin Edith Stürmlinger berichtete im Stadtrat über ihre Tätigkeit

In der jüngsten Stadtratssitzung berichtete Kulturreferentin Edith Stürmlinger über die vielen kulturellen Angebote in Wasserburg. Ein gewisses Ungleichgewicht sah sie in der Geldverteilung, fast 80 Prozent der Gelder gehen in die Historie, nur etwa ein Fünftel der Ausgaben bleibe für alle anderen kulturellen Angebote. Um die Kultur lebendig zu halten, müsse mehr Geld in Gegenwart und Zukunft investiert werden.

Rund 780.000 Euro wurden im vergangenen Jahr für das breit gefächerte Kulturangebot in Wasserburg ausgegeben. „Wenn man diesen Betrag aber genauer anschaut, sieht  man, dass dem laufenden Kulturbetrieb gar nicht so viel zur Verfügung steht“, so Stürmlinger. Denn allein für das Archiv und Städtische Museum würden 616.000 Euro verbraucht, somit bleiben rund 164.000 Euro für alle anderen kulturellen Angebote. „Wir haben eine Verpflichtung, unsere Vergangenheit zu bewahren, unsere historische Altstadt ist das Kapital und zieht viele Kunstschaffende an, trotzdem meine ich, dass das Verhältnis etwas unausgewogen ist“, erklärte die Kulturreferentin.

Im Anschluss stellte Stürmlinger die verschiedenen Kultureinrichtungen vor. Sehr gut angenommen wurden heuer die vom Stadtmanagement organisierten Innenhofkonzerte, das „Sommerklavier“ und „Jugend musiziert für die Ferienkasse“.

Ein besonderes Highlight stellte im Sommer das Bürgerspiel „Früher war´s auch nicht besser“, organisiert vom Theaterkreis, dar. Sie dankte den Organisatoren und allen Mitwirkenden, die mitgeholfen haben, diese Meisterleistung auf die Beine zu stellen.

Das Theater Wasserburg sei mit seinen „Theatertagen“ mittlerweile ein weit über die Region bekanntes „Leuchtturmprojekt“. Man könne stolz sein, ein so herausragendes, professionelles Theater in der Stadt zu haben. Eng verbunden mit dem Theater sei das „Tanzstudio Belaqua“. Die regelmäßig stattfinden Tanzaufführungen seien nahezu immer ausverkauft. Auch die Theaterkneipe „Der Berg ruft“ biete ein abwechslungsreiches und interessantes Programm.

Ergänzt werde das kleine kulturelle Zentrum an der Salzburger Straße auch durch die Volkshochschule, mit ihren vielen Angeboten zur Erwachsenenbildung, und die Bücherei.

Ein „Luxusproblem“ habe die Stadtkapelle Wasserburg. Die Proben seien so gut besucht, dass man beim Spielen schon mal den Ellenbogen des Nachbarn im Gesicht habe – bei 70 aktiven Musikern kein Wunder. Daneben gebe es noch das Anfänger- und Jugendorchester mit jeweils 25 bis 35 Kindern und Jugendlichen. Der Vorsitzende der Stadtkapelle, Markus Obergehrer, habe schon Bedarf bei der Stadt angemeldet und hofft, dass bei eventuellen Umbaumaßnahmen am Badria auch der Probenraum erweitert werden könne.

Neben der Stadtkapelle habe auch der Verein „Movinn Forward“ neben dem Badria eine neue Heimat gefunden. Seit Fertigstellung der Skaterbahn sei der Verein im Aufwind und sehr motiviert. Ab Frühjahr 2025 möchte man an der Skaterbahn monatliche Konzerte etablieren.

Seit 2021 findet die „Biennale Bavaria International“ alle zwei Jahre in Mühldorf, Burghausen, Altötting und Wasserburg statt. In den Jahren dazwischen gibt es mit „Neuer Heimatfilm unterwegs“ eine kleine Version des Festivals. Die Vorbereitungen für die Biennale Bavaria 2025 laufen auf Hochtouren. Schulen haben schon ihre Beteiligung zugesagt. Das Festival werde mit Rahmenprogramm vom 5. bis 11. Mai stattfinden.

Die Biennale soll neben dem kulturellen Angebot vor allem auch Filmförderung für das kleine preisgekrönte Kino Utopia in Wasserburg sein, das unbedingt erhalten werden sollte. Die dazugehörige „Kinowerkstatt“ werde in Kürze in die ehemaligen Räume vom Cafesito, im  Bürgerbahnhof, umziehen.

„Ausgesuchte Kammermusik auf hohem Niveau“, so bezeichnete Stürmlinger die Rathauskonzerte, welche nach wie vor sehr beliebt und gut besucht seien.

Bildende Kunst werde hauptsächlich vertreten durch den AK68, der in Wasserburg fast schon die Funktion einer städtischen Galerie ausübe. Der AK68 sei aber ein eigenständiger Verein mit einem eigenen Haus, dem Ganserhaus. Weil das jetzt dringend gesichert und renoviert werden müsse, wird mit der Mitgliederausstellung im Dezember vorerst die letzte Ausstellung dort stattfinden. Für die Zeit der Bauarbeiten stellt die Stadt dem Kulturverein die Räume der ehemaligen Polizei im Salzstadl zur Verfügung.

Neben den bereits erwähnten Künstlern bereichern seit Jahren so wichtige kulturelle Institutionen wie Bachchor, Kammerorchester, Klaviersommer, Volksmusiktage, Schulkonzerte, Adventssingen und andere den kulturellen Jahreslauf.

 Musikalische Ausbildung bietet neben der Stadtkapelle Wasserburg und dem Musikimperium auch die Musikakademie von Christopher Rakau.

Abschließend berichtet Edith Stürmlinger über das Museum Wasserburg und das Stadtarchiv.

Das Museum hatte 2023 deutlich mehr Besucher als im Vorjahr, trotzdem wurden die Vor-Corona-Zahlen noch nicht erreicht. Der Umzug ins neue Depot im neuen Jahr werde vermutlich wie ein Quantensprung für die Museumsarbeit sein, denn endlich habe man dann mehr Platz für eine zeitgemäßere Präsentation und die Museumspädagogik.

Ab 19. November werde es im Museum noch eine Ausstellung zum winterlichen Wasserburg geben, bevor dann der Umzug anstehe. Mitte 2025 starte dann eine Sonderausstellung zum Thema „Wasserburg im Zeichen des Hakenkreuzes“. Ein Buch dazu werde gerade vorbereitet.

„Viele Städte würden uns bestimmt um unser Archiv beneiden“, so Stürmlinger. Der Leiter des Archivs, Matthias Haupt, arbeite eng mit dem Museum und dem Historischen Verein zusammen. „Trotz der leider hohen Kosten für Museum und Archiv, bin ich überzeugt, dass beide unverzichtbar und alternativlos sind für eine historische Stadt wie Wasserburg“, führte die Kulturreferentin aus, trotzdem müsse man, ihrer Meinung nach, mehr Geld in Gegenwart und Zukunft investieren, um auf der Höhe der Zeit zu bleiben.

TANJA GEIDOBLER