Landgericht Traunstein: Zweiter Verhandlungstag im Prozess um den Mord an Dr. Rainer Gerth
Der zweite Verhandlungstag im Mordprozess gegen Dominik S. (Foto), dem mutmaßlichen Mörder am Oberarzt Dr. Rainer Gerth aus Wasserburg, fand am Dienstag in Traunstein statt. Am 8. April 2024 war der beliebte Oberarzt in der Forensik des Inn-Salzach-Klinikums in Gabersee mit mehreren Messerstichen getötet worden (wir berichteten). Vor dem Schwurgericht beim Landgericht Traunstein fand nun der nächste Verhandlungstag statt. Insgesamt 14 Zeugen waren geladen und das Gericht zeigte darüber hinaus einige Videoaufnahmen, die die Polizeibeamten während der Festnahme des Beschuldigten erstellt hatten.
Auf dem Video, das das Gericht am Anfang der Verhandlung präsentierte, ist immer wieder der Angeklagte zu hören. Seine Aussage wiederholt sich ständig. Wiederholt hört man aus dem Munde des Angeklagten: „Ich musste es tun. Ich hab’s für Euch alle gemacht.“
Vor Gericht schweigt der Angeklagte aber. Er sieht sich auch kurz das Video mit an und wendet dann seinen Kopf ab. Auf dem Video hört man ihn sagen: „Sie mischen hier Gift ins Essen.“
Der Vorsitzende Richter, Volker Ziegler, begann dann mit der Vernehmung der 14 geladenen Zeugen. Der erste Zeuge, ein Patient im Inn-Salzach-Klinikum, sagte aus, dass er Dr. Gerth an jenem 8. April gegen 16.20 Uhr kurz nach der Tat gesehen habe, wie dieser lief, schwankte, dann umgefallen sei, stark blutete und um Hilfe gerufen habe. Kurz darauf seien Pflegekräfte der forensischen Abteilung gekommen, hätten erste Hilfe geleistet, dann seien auch Ärzte des Inn-Salzach-Klinikums dazu gekommen. Aber für Dr. Rainer Gerth kam dann jede Hilfe zu spät. Der Zeuge sagte noch aus, dass er Dr. Gerth viel zu verdanken habe. Der Oberarzt war offensichtlich allseits geschätzt in Gabersee. Der Zeuge war mit seiner Auffassung nicht allein.
Das Gericht vernahm zwei Patienten als Zeugen, anschließend zwei Beamte der Polizei, dann einen Krankenpfleger und einen Sozialpädagogen, einen weiteren Krankenpfleger und schließlich einen Oberarzt. Nach der Mittagspause kamen noch Verwandte und Bekannte des Angeklagten zu Wort.
Der Tenor des Verhandlungstages war immer wieder der gleiche: Der Angeklagte sei ruhig gewesen, habe auch nach dem Mordattentat gefasst gewirkt und wollte immer wieder nur wissen, ob Dr. Gerth bereits verstorben sei. „Er wirkte wie jemand, der auf seinem Balkon sitzt und die Aussicht genießt“, gab ein Oberarzt vor Gericht zu Protokoll. Dieser Eindruck war einhellig.
Einige Pflegekräften hätten sich geäußert, dass sie nach dieser Tat eigentlich nicht mehr in Gabersee arbeiten könnten. Auch „eine gewisse Schockstarre“ habe bei den Mitarbeitern im Inn-Salzach-Klinikum um sich gegriffen. Der als Zeuge vernommene Oberarzt Dr. Richard Zimmermann äußert sich vor Gericht auch zu seinen Selbstzweifeln, nachdem er Zeuge dieser schrecklichen Bluttat geworden ist. „Was wäre passiert, wenn ich den Angeklagten angesprochen hätte?“ Dass diese Bluttat die Menschen fassungslos, ja sprachlos machte, wird an diesem Vormittag im Gerichtssaal immer wieder zum Greifen spürbar. Ja, er habe ihn knapp zwei Stunden vor der Tat auf dem Gelände der Klinik gesehen, er sah aus wie ein Patient, das ungepflegte Äußere war ein starkes Indiz. Er habe komische Gefühle gehabt, weil man dem Angeklagten immer wieder auf dem Gelände begegnet sei. Der Mann sei auffällig gewesen.
Am Nachmittag vertagte sich dann das Gericht. Am kommenden Montag werden die Plädoyers gehalten und am Dienstag soll das Urteil gefällt werden.
Wir berichten weiter.
RP