Wasserburg empfängt am morgigen Samstag, 14 Uhr, den TSV 1860 Rosenheim zum Derby
So grau und kalt kann es auch im tristen November gar nicht sein, dass dieses Spiel nicht die Fans in Wallung versetzt und die Gemüter erhitzt: Der TSV 1880 Wasserburg empfängt am Samstag, 14 Uhr, den TSV 1860 Rosenheim zum Derby. Zum Schluss eines langen Fußballjahres wartet ein Schlager, der auch eine Glaubensfrage ist. Man ist Wasserburger oder eben Rosenheimer. Beides geht nicht.
Dies macht sich beispielsweise auch daran bemerkbar, dass seit geraumer Zeit ein anhaltendes Altlandkreis-Wasserburg-Revival spürbar ist. Seit knapp zehn Jahren ist es wieder möglich, dass Autos mit dem Kennzeichen „WS“ anstatt „RO“ durch die Gegend fahren – und von dieser Möglichkeit haben sehr viele Menschen Gebrauch gemacht. Bei Neuanmeldungen ist es für viele aus dem Altladkreis ohnehin selbstverständlich, das Wasserburger und nicht das Rosenheimer Kennzeichen zu wählen. Ohne die Landkreisreform aus dem Jahr 1972 wieder rückgängig machen zu wollen, hat sich die Fußballlandkarte in den letzten paar Saisons doch deutlich verändert. Rosenheim lag immer vor Wasserburg, doch heuer scheint es so, dass die Löwen die zweite Spielzeit in Folge als beste Mannschaft im Landkreis Rosenheim abschneiden werden.
Zu Saisonbeginn waren beide Teams noch ganz vorne in der Spitzengruppe, zuletzt mussten beide jedoch abreißen lassen. Während die Sechziger zuletzt neun Spiele am Stück nicht gewinnen konnten und ihren letzten Sieg Ende September feierten, wechselten sich bei Wasserburg die Ergebnisse in unregelmäßiger Regelmäßigkeit ab. Rosenheim rutschte ab auf Rang neun, Wasserburg auf Platz drei. Der Wasserburger 2:0-Hinspielsieg aus dem Sommer war damals zum Saisonstart der sechste Sieg in Serie, seither gelang es nicht mehr zwei Spiele am Stück zu gewinnen: N-S-N-S-U-N-S-U-N-S-U-S-N-N-S-U lautete im Nachgang an den großen Derby-Sieg die Bilanz. Oft waren die Löwen in ihren Begegnungen die bessere Mannschaft, verpassten es aber wie am Dienstag beim 1:1 in Forstinning, sich dafür mit drei Punkten zu belohnen. „Wir haben zuletzt zwei gegen Murnau und Forstinning zwei sehr gute Spiele abgeliefert, gegen Forstinning leider ohne das richtige Ergebnis. Was mich aber extrem positiv stimmt, ist unsere Tendenz. Wir sind giftig und haben eine gute Energie“, analysiert Löwen-Trainer Florian Heller.
Ein Spieler, der gefühlt seit Menschengedenken den absoluten Siegeswillen verkörpert, ist Michael Kokocinski. Der 39-Jährige hat Rosenheimer Vergangenheit, ist aber mittlerweile Wasserburger durch und durch (siehe oben, Stichwort Glaubensfrage). Aufgrund massiver Personalprobleme in der Defensive musste Kokocinski unter der Woche sein Startelfcomeback in der Ersten geben und erinnerte dabei an Benjamin Button, der anstatt immer älter, immer jünger wird. Apropos Siegeswillen: Beim letzten Duell an der Landwehrstraße 10 war es der Altmeister, der nur Sekunden vorher eingewechselt in der Nachspielzeit einen Elfmeter zum 2:1 in den Winkel setzte. Solche Geschichten schreibt nur das Derby. Und deshalb elektrisiert es die Massen auch an kalten Tagen. Um es mit Florian Heller zu sagen: „Wir sind heiß auf den Samstagnachmittag“.
JAH
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