Die „Junge MS-Gruppe“ stellt sich vor – Heute: Tobias Haller aus Wasserburg – Spendenaktion im Innkaufhaus

Multiple Sklerose, kurz MS, eine tückische Krankheit, die sich auf vielfältige Art äußern kann. Für Tobias Haller aus Wasserburg, der derzeit nach der Schließung des Caritas-Altenheims St. Konrad in Mühldorf lebt, begann die Krankheit kurz vor dem Abitur 1990 und nach einem schweren Schicksalsschlag. Im Gespräch mit der Wasserburger Stimme berichtet er, zusammen mit seiner Mutter Magdalena, über seinen Lebensweg und die Schwierigkeiten im Alltag.

Als Treffpunkt für das Gespräch wurde das Café Central gewählt, es ist einerseits barrierefrei und andererseits war es zu Schulzeiten ein beliebter Treffpunkt von Tobias und seinen Freunden. Früher war er viel hier, bis sich nach seinem 17. Geburtstag alles veränderte. Er verlor seinen zwei Jahre älteren Bruder durch einen Motorradunfall. Ein schwerer Verlust, bis heute kommen ihm bei Liedern, die bei der Beerdigung gespielt wurden, die Tränen.

„Kurz danach begannen die Gehstörungen“, erzählt seine Mutter Magdalena Haller. MS wurde diagnostiziert, ausgelöst vermutlich durch den schweren Schicksalsschlag. 1992 konnte Tobias durch eine Sondergenehmigung sein Abitur nachholen. Danach folgten schwere Schübe, die es ihm unmöglich machten, eine Ausbildung zu beginnen. „Ich spreche Englisch und Spanisch und wollte auf eine Sprachenschule“, berichtet Tobias. Aufgrund der Stresssituationen dort kam es erneut zu Krankheitsschüben. Seine Form der MS sei die schlechteste von allen, innerhalb von zehn Jahren war Tobias auf den Rollstuhl angewiesen. Diese Zeit war besonders schlimm, erinnern sich Tobias und Magdalena Haller zurück. Tobias wollte nicht mehr leben, durch psychiatrische Behandlung, die er nach wie vor erhält, habe sich die Situation verbessert. Tobias befindet sich in Pflegestufe 4, der Krankheitsverlauf sei derzeit stehen geblieben.

Gewohnt hat Tobias anfangs in einer Wohngemeinschaft mit Freunden, später im „Betreuten Wohnen“ im Greinhof in Wasserburg, bevor er vor drei Jahren ins Caritas-Altenheim gezogen ist. „Der Umzug ins Altenheim mit noch nicht einmal 50 Jahren war ein schwerer Schlag“, so Tobias. Danach hat es ihm dort aber sehr gut gefallen. Nach der Schließung des Heims wohnt er seit vier Wochen in einem Altenheim in Mühldorf. „Leider ist dieser Umzug mit viel Fahrerei und Kosten verbunden“, berichtet Magdalena Haller. Zudem sei es ein anderer Landkreis und vieles müsse neu geregelt werden. Auch Besucher kommen seltener. Sein Therapeut, der ihm sehr hilft, ist in Wasserburg. Eine schwierige Situation für alle. Tobias und seine Mutter hoffen sehr, dass ein Umzug nach Edling in den „Sonnengarten“ bald möglich sein wird.

Vor 30 Jahren hat Tobias die „Junge MS-Gruppe“ ins Leben gerufen. Zusammen mit der Gruppe war er schon am Gardasee und hat Ausflüge nach Regensburg und an den Chiemsee gemacht. Auch den Stammtisch besucht er gerne, derzeit sei es schwierig, weil der Transport von Mühldorf nach Wasserburg sehr teuer und aufwendig ist.

An den Ausflügen der „Jungen MS-Gruppe“ kann er mittlerweile nicht mehr teilnehmen, weil es keinen Bus für Rollstuhlfahrer gebe. „Ein Bus wäre für mich und alle Rollstuhlfahrer der größte Wunsch“. Tobias hofft sehr, dass er im nächsten Jahr an die Ostsee fahren kann. Mit Hilfe des „Wünsche-Bus München“ kann dieser Traum vielleicht erfüllt werden. Auch eine Fahrt nach Erlangen zum Grab von Oma und Opa steht an.

Generell werde in Wasserburg zu wenig für Behinderte gemacht. Es gebe viele Stellen in der Stadt, die man mit dem Rollstuhl nicht passieren könne und viele Restaurants und Cafés seien nicht barrierefrei. „Die Schließung des Cafesito ist ein großer Verlust“, sind sich Mutter und Sohn einig.

In der näheren Zukunft freut sich Tobias schon sehr auf Weihnachten, seine Mama wird für zwei Tage bei ihm bleiben. Zusammen werden sie in die Kirche gehen und an der Weihnachtsfeier im Heim teilnehmen. Auch sein Zimmer habe er mit Weihnachtszweigen dekoriert. „Jetzt gerade bin ich zufrieden“.

Wer die „Junge MS-Gruppe“ unterstützen möchte, kann im Innkaufhaus spenden. Dort steht eine Spendenbox bereit. Leider ist das Buch zur Spendenaktion bereits vergriffen. Alternativ kann auch auf das Konto Jungen MS-Gruppe Wasserburg an das Konto DE73 7115 2680 0000 0311 12 bei der Sparkasse Wasserburg gespendet werden.

TANJA GEIDOBLER