Gewerkschaft NGG: Beschäftigte im Landkreis Rosenheim sollen Bundestagskandidaten auf den „Renten-Zahn“ fühlen
Der Landkreis Rosenheim kommt in die Jahre: Heute leben rund 54.900 Menschen im Landkreis Rosenheim, die im Rentenalter sind. Ihre Zahl wird in fünf Jahren bereits bei rund 58.900 liegen. Und 2035 werden rund 68.800 Menschen der „Generation Ü67“ angehören – ein „Senioren-Plus“ von 25 Prozent gegenüber heute. Das geht aus einer „Ruhestands-Prognose“ hervor, die das Pestel-Institut im Auftrag der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) gemacht hat.
Die NGG Rosenheim-Oberbayern warnt jetzt vor zu niedrigen Renten. Es gehe darum, ein „Abrutschen der Rente“ zu verhindern: „Wer im Alter genug Geld zum Leben haben will, muss sich am 23. Februar darum kümmern. Denn wie hoch die gesetzliche Rente sein wird, das kann jeder mitentscheiden – und zwar per Kreuz in der Wahlkabine bei der Bundestagswahl. Und die Rente ist für alle wichtig – für Jung und Alt: für den Azubi in der Gastronomie genauso wie für den Altgesellen in der Bäckerei oder für den Lagerarbeiter in der Lebensmittelproduktion“, sagt Manuel Halbmeier.
Der Geschäftsführer der NGG Rosenheim-Oberbayern richtet deshalb einen „Renten-Appell“ an die Beschäftigten im Landkreis Rosenheim. Sie sollen den Wahlkampf nutzen, um den Parteien auf den „Renten-Zahn“ zu fühlen: „Wer im Landkreis Rosenheim für den Bundestag kandidiert, muss Farbe bekennen. Die entscheidende Frage beim Straßenwahlkampf im Landkreis Rosenheim ist: Wie hoch wollen die Bundestagskandidaten die Rentenlatte legen?“
Denn der neue Bundestag und die Bundesregierung müssten dringend eine Rentenreform anpacken. „Der wichtigste Punkt dabei ist das Rentenniveau: Je höher es ist, desto mehr Geld haben die Senioren im Portemonnaie. Da geht es um jeden Prozentpunkt – auch hinterm Komma“, so Manuel Halbmeier. Hier müsse es eine Haltelinie nach unten geben: „Unter 48 Prozent darf das Rentenniveau nicht sacken. Sonst rutschen nämlich noch mehr Menschen in die Altersarmut“, sagt der Gewerkschafter. Die NGG Rosenheim-Oberbayern fordert, dass das Rentenniveau zukünftig auch wieder auf 50 Prozent und höher steigen muss.
Neben diesem „Prozent-Check“ zur Rentenhöhe gehe es auch darum, die Positionen der Parteien zum geplanten Renteneintrittsalter abzuklopfen: „Ab wann sollen die Menschen ohne Abschläge in Rente gehen können? – Genau diese Frage sollten die Beschäftigten den Bundestagskandidaten im Landkreis Rosenheim ebenfalls stellen – und zwar bei jeder Gelegenheit, die sich bis zur Bundestagswahl bietet“, fordert Manuel Halbmeier.
Parteien, die versuchten, das Renteneintrittsalter nach oben zu schrauben, machten eine „Weit-weg-Politik vom Arbeitsleben der Menschen“. Schon die Rente mit 67 sei für viele jetzt unerreichbar. „Vom Koch bis zum Produktionshelfer, der Tag für Tag in der Lebensmittelindustrie am Band steht: Viele, die dauerhaft anstrengende Arbeit leisten, sind oft schon viel früher am Ende“, so Manuel Halbmeier.
Außerdem fordert die NGG Rosenheim-Oberbayern einen „Rententopf für alle“: „Von der Rechtsanwältin bis zum Lebensmitteltechniker, von der Köchin, Kellnerin und Konditorin bis zum Arzt, Apotheker und Architekten – für alle muss es künftig eine Rentenkasse geben“, sagt NGG-Geschäftsführer Halbmeier. Wichtig sei darüber hinaus, die Rente „finanziell auf solide Füße zu stellen“. Einer Aktienrente erteilt die NGG Rosenheim-Oberbayern damit eine klare Absage: „Die gesetzliche Rente mit ihren Beiträgen, für die Beschäftigte hart gearbeitet haben, hat an der Börse nichts zu suchen. Sie darf nicht – in Aktienpakete verpackt – gehandelt werden“, so Halbmeier. Auch das von CDU/CSU-Kanzlerkandidat Friedrich Merz im Wahlkampf jetzt geforderte staatliche Aktien-Depot für Kinder sei nichts anderes als „der Beginn eines schleichenden Ausstiegs aus der gesetzlichen Rentenversicherung“.
Entscheidend für eine Rente, die zum Leben reicht, sei vor allem aber auch ein guter Lohn. Wer heute zum Mindestlohn arbeite, rutsche im Alter „schnurstracks in die Armut“. Aktuell gibt es nach Berechnungen, die das Pestel-Institut für die NGG gemacht hat, rund 23.000 Jobs im Landkreis Rosenheim, in denen die Menschen weniger als 15 Euro pro Stunde verdienen.
„So ein Niedriglohn ist nichts anderes als eine Armutsfalle fürs Alter“, sagt Halbmeier. Ziel müsse es sein, mehr Jobs zu haben, in denen der Tariflohn gezahlt werde. Auch darum gehe es bei der Bundestagswahl. „Das Stichwort heißt: Bundestariftreuegesetz. Auch darauf warten viele Niedriglohn-Beschäftigte im Landkreis Rosenheim“, sagt Manuel Halbmeier. Es gehe immerhin darum, dass bei öffentlichen Aufträgen künftig konsequent der Tariflohn gezahlt werde.
Dieser Bericht lässt mich etwas ratlos zurück.
Es muss also am 23. Februar in der Wahlkabine entschieden werden, wie hoch die gesetzliche Rente in Zukunft sein wird.
Was für eine Chimäre :-)
Genauso gut könnte ich am 23. Februar eine Entscheidung treffen, wie hoch künftig die mittlere Wassertemperatur des Chiemsees sein soll.
Allerdings kann ich für diese Entscheidung kein Kreuz machen.
Um noch mal auf den Punkt zu kommen: Das Pestel Institut hat also im Auftrag der Gewerkschaft NGG festgestellt, dass die Rentner mehr werden, die Beitragszahler dagegen weniger.
Und diese Beitragszahler sollen also bitteschön besser bezahlt werden, damit sie die Renten der „Boomer“ bezahlen können.
Wenn diese Rechnung aufgeht, soll es mir recht sein.
Man weiß ja erst seit gestern, dass die Babyboomer Jahrgänge in Rente gehen.
So tun zumindest die politischen Verantwortlichen.
Hochrechnen hat man dies schon vor 65 Jahren können.
Noch dazu haben diese Jahrgänge reichlich in die Rentenkassen eingezahlt.
Die Politisch Verantwortlichen haben die Rentenkassen für alles mögliche geplündert.
Die jetzige Worklife- Balance Generation, die nur mehr am liebsten 30 Std. die Woche bei vollem Lohnausgleich arbeiten möchte, kann das natürlich nicht erwirtschaften. Da klebt man sich lieber auf die Straße und hält die noch Arbeitenden zusätzlich auf.
Armes Deutschland, mehr kann man dazu nicht mehr sagen.🥲
@Lorenz Huber
bei dem zitierten Beispiel ist vermutlich ein Rechenfehler unterlaufen.
30 Stunden sind 79% der derzeit üblichen Arbeitszeit. Um dies auszugleichen sollte dann ein Lohn schon 126% betragen.
(Wunsch der Gewerkschaften!)
Zum Glück sind die meisten Jugendlichen, die ich kenne strebsam und sehr hilfsbereit, so dass man das nicht verallgemeinern kann.
Es geht also hier um die Gen Z.
Es ist völlig unerheblich, ob die jungen Arbeitnehmer „nur“ 79 % oder 126 % des Gehaltes eines „normalen“ 40 Stunden Arbeitenden bekommen.
Im Ergebnis reicht es hinten und vorne nicht, bitte auchk berücksichtigen, dass man(n) oder Frau heutzutage nicht mehr mit 16 Jahren, sondern ca. 10 Jahre später beginnt, sich mit dem Thema sozialversicherungspflichtig arbeiten zu beschäftigen.
Ich fürchte, das wird nicht besonders gut ausgehen.