Seltenes und wunderbares Fest: Höhenmooser Wirtsleute feiern Diamantene Hochzeit
Ihre Diamantene Hochzeit feierten vor kurzem Maria und Karl Kreidl, die Wirtsleute von Höhenmoos. Seit 60 Jahren sind sie die gute Seele in ihrem Wirtshaus und im Dorf – wegen Corona hat das Wirtshaus aber derzeit geschlossen. Auf die Frage, wie das Ehepaar ihren 60. Hochzeitstag feierte, sagten die Beiden „Gar nix haben wir gefeiert, bei der Goldenen Hochzeit kamen wir mit Geschwistern und Verwandten zusammen, diesmal gab es nur einen Besuch des Neffen mit seiner Frau, das war´s.“
Gut und gerne erinnert sich Maria Kreidl an die Zeit vor ihrer Ehe, sie war in Raubling bei einem Firmen-Direktor als Hausmädchen tätig. „Mein Schwager Paul war dort als Chauffeur beschäftigt, da nahm er mich einmal sonntags zu einem Ausflug nach Höhenmoos mit und da lernte ich Karl im dortigen Wirtshaus kennen.“ Mit der Hochzeit hatte Maria eine komplett neue Arbeitssituation, sie sagt dazu: „Damals waren noch viele Leute, die Oma, Tante, Geschwister im Haus, ich war nicht die einzige Frau, dazu hatten wir sieben Tage die Woche die Gastwirtschaft offen und auch noch eine Landwirtschaft mit Stall-Aufgaben, aber ich hatte immer einen guten Mann und wir kamen immer gut zurecht.“
Gäste aus aller Welt
Besondere Herausforderungen waren in den 60 Jahren unter anderem drei Gautrachtenfeste des örtlichen Trachtenvereins mit dem Chiemgau-Alpenverband. „Anfangs hatten wir noch einen Bierkeller, den wir ganzjährig mit Eis kühlen mussten, bei den ersten Gaufesten gab es noch kein Festzelt, da half das ganze Dorf mitsamt den Hausgästen mit, damit wir alle Trachtler bewirten konnten“, so Karl Kreidl, der mit seiner Frau und mit Stolz auch auf die sieben Jahre zurückblickt, in denen Gäste aus aller Welt durch eine Kooperation mit dem Goethe-Institut Achenmühle zu Gast waren. „In unserem Gästebuch finden sich viele Eintragungen, die Studentinnen und Studenten haben mit ihren ersten Deutsch-Kenntnissen ihren Dank festgehalten und oftmals ihre Münzen und Briefmarken als Erinnerung dazugefügt.“ Eine weitere Episode – so die aufgeweckten Wirtsleute – war der Beginn der Volksmusikalischen Wochen, dazu erinnern sie sich: „Die ersten Jahre waren diese Wochen nach Ostern bei uns im Haus und in Höhenmoos, der Zuspruch wurde immer größer, die Musikanten wollten immer bis 4 Uhr früh aufbleiben, wir aber mussten in der Früh in den Stall und dann wieder die Wirtschaft betreiben, das ging allmählich über unsere Kräfte und da war es gut und passend, dass die Volksmusikalische Woche auf dem Samerberg sesshaft werden konnte.“
Wann die betagten Wirtsleute wieder aufsperren können, ist noch offen. Schön wäre es, wenn es gemäß einer langen Tradition (nach einer Idee des vormaligen stellvertretenden Landrats von Rosenheim, Paul Unterseher von Höhenmoos) am Politischen Aschermittwoch wieder das Bohnenknödl-Suppe-Essen geben würde, dazu weiß Maria Kreidl zu ergänzen: „Angefangen haben wir vor rund 30 Jahren, rund 40 Pfunde von den kleinen, braunen Wachtelbohnen habe ich dabei für rund 120 Knödel gebraucht – und es hat immer und allen geschmeckt.“ Aber Corona lässt warten und hoffen…
Fotos: Hötzelsperger
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