Sauberes exaktes Schuhplattlern mit Gamsbart faszinierten immer schon weltweit bzw. Gäste aus aller Welt, wenn sie nach Bayern kommen oder über Bayern sprechen.
Bernau/Chiemgau – Das Schuhplattlern im Chiemgau hat einen hohen Stellenwert, dies gilt nicht nur für den 23 Trachtenvereine umfassenden Chiemgau-Alpenverband für Tracht und Sitte, sondern auch weit darüber hinaus. Einer, der viel mit Tracht und Platteln bewirkt hat und auch unterwegs war, ist Franz Praßberger vom Trachtenverein „D´Staffestoana“ aus Bernau. Keiner wie er – nämlich ganze 20 Jahre – gehörte er der Gaugruppe des Verbandes an.
Die Gaugruppe ist die Elite-Truppe der besten Plattler, die aus den Reihen der Trachtenvereine zwischen Amerang und Reit im Winkl ermittelt werden und die den Chiemgau nach außen vertreten. Festgestellt werden die Gaugruppen-Mitglieder beim alljährlichen Gaupreisplatteln. „Das erste Gaupreisplatteln des Gauverbandes war im Jahr 1927 ein Jahr nach der Verbandsgründung, damals in Unterwössen gewann … Fembacher aus Schleching das Einzelplatteln, beim Grupppenplatteln siegte Schleching vor Hohenaschau und Grassau. Weitere Gaupreisplatteln waren 1929 in Grassau (Gruppensieger Hohenaschau) und 1936 in Marquartstein (Gruppensieger Piesenhausen)“ – so zitiert Franz Praßberger aus der umfangreichen, im Jahr 2006 herausgegebenen Chronik.
Nach dem Zweiten Weltkrieg waren die ersten Gaupreisplatteln 1946, 1947 und 1948 in Übersee, Reit im Winkl und Schleching. Die jeweiligen Sieger waren in der Gruppe Niederaschau (1946, ´47 und ´48 gab es kein Gruppenplatteln) sowie im Einzelplatteln Hans Hächer aus Schleching (1946 und 1948) sowie Karl Bauer (1947) aus Hohenaschau, der spätere Bürgermeister von Aschau i. Chiemgau und Zweite Gauvorstand.
Gaugruppe entstand 1961 mit Auftritt beim Komödienstadel in München
Die Entstehung einer Gaugruppe geht auf das Jahr 1961 zurück. Damals vermittelte Forstmeister und Volkstanzwart Georg von Kaufmann eine Anfrage des „Münchner Fernsehens“ (heute „Bayerischer Rundfunk“) durch Olf Fischer und Raimund Rosenberger an Gauvorstand Sepp Perl. „Die drei Eisbären“ war der Titel einer Aufführung des Komödienstadels, in der eine Schuhplattler-Einlage gewünscht war. „Nach langen Abwägungen und Diskussionen kam es seitens des Gauverbandes zu einer Zusage und das war auch die Geburtsstunde der Gaugruppe“, so Franz Praßberger, der sich gut an den Fernseh-Auftritt erinnert: „Als Schauspieler lernten wir unter anderem Maxl Graf und Erni Singerl kennen, wir waren acht Plattler, die Proben mit Ziachspieler Koni Guggenbichler waren in Staudach, wir plattelten `Die Katz` und in München wurden wir begleitet von Otto Ebner und seinen Musikanten. Ein weiterer Auftritt war das „Birkenstoana Glöckerl“ mit Schorsch Perl und Peter Huber („Fünfer-Peter“) als Plattler mit ihren Staudacher Dirndl Rosi Klausner und Christl Holzner, bei den Buam kamen außer den genannten beiden Staudachern und Franz Praßberger noch Toni Bauer und Michi Berneder aus Hittenkirchen, Hubert Haasl und Max Schaitl aus Hohenaschau, Sigi Bichler aus Unterwössen, Wast Schuster aus Rottau, Sepp Pfeiffer aus Schleching und Konrad Guggenbichler (Ziach) dazu. Zwei Tage mit einer Übernachtung waren die Chiemgauer mitsamt Gauvorstand Sepp Perl und mit Omnibus Knoll aus Oberwössen in München proben- und erlebnisreich unterwegs.
Die „Komödienstadl-Gruppe“ wurde vom Hohenaschauer Hubert Haas geleitet, dieser wurde dann im Herbst 1961 zum ersten gewählten Gauvorplattler auserkoren. Für Franz Praßberger übte bereits einige Jahre vorher das Schuhplattlern eine Faszination aus, so erinnert er sich an das Gaupreisplatteln 1958 in Übersee wie folgt: „Mein Vorbild war Hans Hächer aus Schleching, er stand wie ein Baum auf der Bühne und er gewann auch in diesem Jahr in seiner Klasse das Platteln“. Von 1966 bis 1980 war Franz Praßberger, aufgrund seiner Plattler-Ergebnisse, Mitglied der Gaugruppe und von 1980 bis 1986 war er gewählter Stellvertreter von Ersten Gauvorplattler Martin Auracher aus Reit im Winkl, damit war er auch weiterhin Mitglied der Gaugruppe, die als „Aushängeschild“ des Gauverbandes galt und gilt.
„Eine schöne Zeit waren diese zwei Jahrzehnte aktiven Plattelns schon, sie waren geprägt von Kameradschaft und Auftrittserlebnissen, die Freundschaften halten bis in die Gegenwart an“ – so erinnert sich Franz Praßberger, der sich nach seiner aktiven Plattlerzeit auch als Preisrichter und Beisitzer dem Chiemgau-Alpenverband für Tracht und Sitte zur Verfügung stellte.
Foto/s/Repro/s: Hötzelsperger
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