Im Namen der Musik: Ein Porträt über den Orgelbaumeister Willi Osterhammer


Seit drei Jahren sind Orgelbau und Orgelmusik ein immaterielles Kulturerbe – einer der Orgelbaumeister in rund 400 deutschen Orgelbau-Betrieben ist im Landkreis Willi Osterhammer aus Prien-Prutdorf. Bescheiden lächelnd zeigt unser Foto ihn in der Pfaffinger Kirche im Oktober 2019. Hier war es für ihn zum Beispiel eine sehr schöne Aufgabe, für die Pfarrkirche St. Katharina in Pfaffing eine neue Orgel zu entwerfen und zu bauen. Die Planung begann im Herbst 2017, der Bau startete im Frühjahr 2018, die Weihe war im Oktober 2019 (Foto). Derzeit im Bau befindlich ist die Orgel für die Kirche „St. Johann Baptist“ in Schonstett. Ein Porträt über den Orgelbaumeister Willi Osterhammer …

Applaus in der voll besetzten Pfaffinger Kirche für ihn: Den Orgelbauer Willi Osterhammer (Foto oben). Das neue Kirchen-Instrument entstand bei seiner Orgel-Baufirma in Prien. Es war eine sehr schöne Aufgabe, für die Pfarrkirche St. Katharina in Pfaffing eine neue Orgel zu entwerfen und zu bauen, sagt Willi Osterhammer. Die Planung begann im Herbst 2017, der Bau startete im Frühjahr 2018.

Es wurde eine mechanische Orgel, wie sie vor Jahrhunderten auch schon gebaut wurde. Das Gehäuse um die Orgelpfeifen ist in Eiche geölt und gewachst – es sind 14 Register und vier Transmissionen.

Seit Beginn der Ausbildung 1980 sind es nun gut 40 Jahre, dass der Willi den Beruf des Orgelbauers ausübt, seit 25 Jahren als Selbstständiger. Bei einem Besuch in seinem Haus, seiner Werkstatt, seinem Musikraum und seinem Büro gewährt er einen Einblick in das umfassende und komplexe Berufsbild eines Orgelbaumeisters.
„Wie wird man Orgelbauer oder gar Orgelbaumeister?“ Auf diese Frage gibt Willi Osterhammer eine klare Antwort: „Während meiner Schulzeit in Frasdorf wurde in der Frasdorfer Kirche eine neue Orgel eingebaut, beim Aufbau schaute ich des öfteren zu und nach dem Orgelunterricht mit Christl Diwischek wurde es mir immer klarer, dass Orgelbau mein Berufswunsch ist.
Und so folgten nach der Mittleren Reife auf der Realschule in Rosenheim eine dreieinhalbjährige Lehre und fünf Jahre Gesellenzeit beim Handwerksbetrieb und Orgelbauer Guido Nenninger in München. Sowie anschließend die Meisterprüfung einhergehend mit der Eröffnung eines eigenständigen Betriebes in Prien-Prutdorf“.

Foto: Die erste, selbst gebaute Orgel war sein Meisterstück mit über 700 Arbeitsstunden, sie befindet sich in seinem Musikzimmer.
Und die erste größere, von ihm gebaute Orgel in Greimharting in der dortigen Kirche St. Petrus und St. Leonhard erklang erstmals vor gut 20 Jahren. „Eigentlich war im Vorjahr ein Festkonzert mit dem Organisten Johannes Berger vorgesehen, wegen Corona fiel es aber aus und so wird es auf unbestimmte Zeit verschoben“.
Die nächsten größeren Klangwerke waren für die Kirchen in Rottau und in Traunwalchen. Als in Traunwalchen am 13. April 2009 die Orgelweihe war, schreibt Alois Glück in seiner Eigenschaft als Vorsitzender des Orgelbaufördervereins: „Mit dieser Qualitätsorgel haben wir gemeinsam nicht nur für uns und unsere Zeit etwas Gutes geschaffen, damit können wir vor den Anstrengungen der Vorfahren und Nachkommen bestehen“.
Über ein Jahr Bauzeit

Ein Jahr bis eineinhalb Jahre dauert es, bis eine Orgel gebaut ist. Vorausgehend ist oft ein mehrjähriger Diskussions- und Entscheidungsprozess bei den Pfarrgemeinden, die in der Regel die Auftragsgeber für den Orgelbauer sind.
Der Willi sagt: „Der Prozess einer Orgelentstehung ist fast immer gleich: Zuerst werden Örtlichkeiten und bisherige Orgel begutachtet, dann erfolgt die Genehmigung zur Neuanschaffung. Wichtig ist dann ein Finanzierungsplan, denn Kirchenorgeln können von 170.000 Euro bis 250.000 Euro bis viel weiter aufwärts kosten und dann beginnt meine Arbeit mit einer ersten Zeichnung, die inzwischen auf dem PC mit einem eigenen Programm erfolgt“.
Der Bau selbst ist sehr komplex, zum Gesamtwerk gehört eine technische Anlage.  Eine Windanlage regelt den Luftstrom (Orgelwind) und dieser bringt die Pfeifen zum Erklingen. Die Windladen verteilen den Orgelwind zu den Pfeifen, der  Spieltisch steuert die Windladen.
Im Orgelgehäuse sind alle Teile der Orgel untergebracht, von den Pfeifen einer Orgel sind lediglich die Prospektpfeifen sichtbar, in Greimharting 29 Pfeifen von 870. Jedes Orgel-Bauwerk ist natürlich ein Unikat aus verschiedenen Materialien von excellenten Spezialisten.

Die letzten Orgeln, die Osterhammer baute, das waren für Surheim bei Freilassing, für Parsberg bei Miesbach und zuletzt für die Kirche von Pfaffing (siehe Foto oben 2019 kurz vor der Fertigstellung) im Altlandkreis.
Derzeit im Bau befindlich ist die Orgel für die Kirche „St. Johann Baptist“ in Schonstett. Für diese Orgel hat er schon das Eichenholz auf Lager, überhaupt ist das Material von hoher Bedeutung. So lobt der Orgelbauer in höchsten Tönen das Zusammenwirken mit den Handwerkern, die die Pfeifen erstellen, diese entstehen von Metallplatten mit Zinn-Blei-Legierung in Handarbeit beim Gießen, Glätten und Runden.
„Das ist ein eigenes Handwerk, meinerseits liefere ich die Maße, Bauart und weiteren Vorgaben“, so Willi Osterhammer, der auch Restaurierungen, Reparaturen und Wartungen von Orgeln vornimmt. In dieser Eigenschaft war er unter anderem in Grabenstätt, Rabenden und Gollenshausen tätig und er weiß dazu: „Bei diesen Arbeiten ergeben sich Dokumentationen mit buchähnlichem Umfang“.
Zum Arbeitsfeld gehören auch Harmonien und Truhen-Orgeln für kleinere Kirchen und Altarräume. Eine Truhen-Orgel entstand zuletzt für Bad Endorf und derzeit entsteht eine mobile Truhen-Orgel  in Osterhammers Werkstatt, dabei kommt unter anderem Birnbaum-Holz zum Einsatz.
„Die möglichst heimische Holz- und Materialauswahl ist mir sehr wichtig, auch wenn die Preisunterschiede bei Holzarten oft gewaltig sind, die kleinen Holzpfeifen sollen aus feinporigem Hartholz (Birnbaum, Ahorn, Nussbaum u.a.) bestehen, beim Eichenholz für die größeren Bestandteile geht es um die Dauerhaftigkeit“. Und er fügt abschließend hinzu: „Wenn auch die Anerkennung von Orgelbau und Orgelmusik als Weltkulturerbe keine direkten finanziellen Vorteile bringt, so habe ich doch das entsprechende Hinweisschild an meinem Haus angebracht, irgendwie ist dies eine wohltuende Anerkennung und es freut mich und meine Familie“.
Unterstützt wird Osterhammer im Büro und auch in der Werkstatt durch seine Frau Christa, seinen Sohn Florian als gelernter Schreiner sowie weiterer Leute, diese packen zu bestimmten Zeiten, insbesondere beim Aufbau einer Orgel, mit an.
Unter Corona leidet der Betrieb nicht, auch wenn wegen weniger Orgelnutzungen und ausfallender Konzerte die Kirchenmusik auf Sparflamme ist. „Orgelmusik wird auch in Zukunft erklingen“, da ist sich Willi Osterhammer sicher …
Fotos: hö und rd

Zur Erinnerung – das schöne Fest im Oktober 2019 in Pfaffing:

https://www.wasserburger-stimme.de/schlagzeilen/ein-tag-der-freude-in-pfaffing/2019/10/21/