Die zweite digitale Gesprächsrunde der CSU Wasserburg drehte sich ausschließlich um den Lockdown und die Folgen der unterschiedlichen Corona-Maßnahmen für die Wasserburger Betriebe. Vertreter verschiedener Einzelhandelsunternehmen und Banken, sowie aus Handwerk, Dienstleistung, Tourismus und Freizeit sowie je zwei Gastronomen und Hoteliers diskutierten mit den Mitgliedern der Stadtratsfraktion CSU/Wasserburger Block Christoph Klobeck, Wolfgang Schmid, Georg Machl, Armin Sinzinger, Markus Pöhmerer, Heike Maas und dem Mitglied des Landtages für den Rosenheimer Raum Klaus Stöttner (CSU).
Ziel der Veranstaltung war es, dem Landtagsabgeordneten ein tiefgehendes Stimmungsbild zu vermitteln. Stöttner versicherte gleich zu Beginn die dringende Notwendigkeit und Sinnhaftigkeit solcher Gesprächsrunden, dass er möglichst viel von den konkreten Problemen vor Ort erfahren wolle und versicherte, dass diese Erfahrungen unmittelbar in die Diskussionen der Landtagsfraktion und mit der Landesregierung eingehen: „Sie können sich sicher sein, dass alles nach oben weitergegeben wird.“
„Wenn man durch Wasserburg geht und mit Wirtschaftstreibenden spricht, nimmt man wahr, dass die Zuversicht verloren geht und sich Frust und Existenzängste breit machen“, leitete die Fraktionsvorsitzende Heike Maas die Moderation der Videokonferenz ein und genau das bestätigten auch die zahlreichen Einzelberichte der Teilnehmer. Das Vertrauen in die Maßnahmen zur Pandemie-Bekämpfung beginnt zu kippen und die Logik dahinter wird mehr und mehr in Frage gestellt. Dabei wurde kein Blatt vor den Mund genommen: Angefangen von den individuellen Sorgen, dass man „am ausgestreckten Arm verhungert“, bis zur Frage, ob „tote Städte politisch gewollt“ seien. Spätestens nach dem 14. Februar müssten für alle Perspektiven eröffnet werden, wie auch mit hoffentlich dann geringer Infektionsgefahr die Geschäftsbetriebe wieder anlaufen können.
Es wurde deutlich, dass alle im vergangenen Jahr massiv investiert und ihre Geschäftsprozesse mit umfangreichen Konzepten auf die Sicherung von Abständen und Hygiene eingestellt haben. Auch für „to go“, „click & collect“ oder Digitalangebote waren meist Investitionen nötig. Das hält aber, wenn es überhaupt möglich ist, allenfalls über Wasser. Trotzdem herrscht Bereitschaft auch abgestufte Schritte in Kauf zu nehmen, wenn nur möglichst bald wieder gestartet wird. So könnten in einigen Handelsbereichen zum Beispiel individuelle Beratungsgespräche nach Terminvereinbarung ein erster Schritt zur Lockerung sein.
Mit Bedauern wird festgestellt, dass in der Öffentlichkeit die staatlichen Hilfszahlungen dann manchmal sogar als Profitmacherei dargestellt werden. Tatsächlich kommen viele der vom Lockdown betroffenen Betriebe nur mit erheblichen privaten Einlagen über die Runden. Da werden etwa Kurzarbeitsgehälter der Mitarbeiter aufgestockt, ohne dass Umsatz gemacht wird oder der Unternehmer selbst einen Lohn hätte, oder es müssen Order für Sommerware bezahlt werden, während man die Lager mit den Winterwaren größtenteils abschreiben kann. Generell müssen bereits vielfach Kredite für Liquidität aufgenommen werden, die auch bei staatlicher Absicherung natürlich zu verzinsen und zu tilgen sind. Ein riskanter Poker auf rechtzeitig wieder anlaufende Geschäfte, aber manchmal die einzige Chance, wenn man jetzt nicht aufgeben will.
Selbst wenn staatliche Hilfen zugesagt wurden, sind die längst nicht alle eingegangen. Derzeit sind noch nicht einmal die sogenannten Novemberhilfen bei allen Berechtigten angekommen. Klaus Stöttner kann da wenigstens bis Ende Januar die Abwicklung in Aussicht stellen. Für so manchen bleibt dann aber die Unsicherheit, ob er die Hilfsgelder auch wirklich ausgeben kann. Steuerberater warnen vor Gefahren, dass unter Umständen zurückgezahlt werden muss, und empfehlen entsprechende Rückstellungen. Die Antragsstellung für Überbrückungshilfen ist kompliziert und es wird über sich ändernde Erklärungen und Ausfüllhilfen geklagt, so dass auch bei den Fachberatern erhebliche Unsicherheiten bestehen.
Wettbewerbsverzerrungen sind ein weiteres großes Thema. Natürlich zwischen dem lokalen stationären Handel und großen Onlinehändlern, aber auch zwischen den geschlossenen Fachgeschäften und den Non-Food-Angeboten der offenen Supermärkte, Discounter und Drogeriemärkte. Das Unverständnis wird dann noch verstärkt, nachdem in den großen Märkten die Abstandsregeln naturgemäß nicht ständig überall überwacht werden können, während viele Einzelhändler mit Übersicht und klaren Regeln im Laden die gleichen Waren mit erheblich weniger Risiko anbieten könnten. Dass dann zu Beginn des Lockdowns nicht einmal die Abholung bei ansonsten geschlossenen Händlern erlaubt war, verstärkt den Unmut.
Da immerhin hat die Politik rasch nachgebessert und in diesem Sinne eint alle die Hoffnung, dass so konkrete und eindringliche Berichte der Betroffenen auch Gehör finden und die politischen Entscheidungen im Landkreis und in Bayern mit prägen. Aus den Stellungnahmen wurde deutlich, dass an vielen Stellen schon allein klarere, für Branchen angepasste Informationen und Erklärungen hilfreich wären, was selbst im schwierigen politischen Entscheidungsprozess schnell umgesetzt werden könnte. Vor allem aber brauchen alle endlich eine Perspektive, sonst geht vielen nicht nur langsam der Mut verloren, das Geschäft wieder und wieder entsprechend neuen Regelungen umzubauen, sondern auch die Luft aus.
Foto: Klaus Stöttner, MdL während des Zoom-Meetings – Aufnahme vom Bildschirm.
Endlich einmal eine realistische Darstellung der wirtschaftlichen Situation. Leider hat diese Pandemie viel zu viele Verlierer in allen Reihen und Altersklassen…..
Leider produziert die Politik viele Verlierer.
Und wenn ich den Bericht so lese, habe ich nicht den Eindruck, dass hier mal wer richtig auf den Tisch gehauen hat.
Und wenn man die Kommentare hier in derWS so liest, wollen mind 80% der Leute eh noch mehr und noch länger lockdown.
Also nicht jammern, Formulare ausfüllen, danke Staat sagen, und im Herbst das Kräuzchen wieder in der selben Spalte machen.
Für mich ist das alles Wahnsinn.
Ich kann jeden Unternehmer, Arbeitnehmer, Eltern etc. gut verstehen.
Wenn man unzufrieden ist und es gerne anders hätte sind die nächsten Wahlen ein guter Zeitpunkt seiner Gefühlslage Ausdruck zu verleihen; vergesst bis dahin euer jetziges Gefühl nicht.
-Die Bürger wählen die Regierung-
Das Problem sind nicht die kleinen Geschäfte wie z.B. in Wasserburg, sondern das Problem sind die rießen Einkaufscenter in Großstätten. Da herrschte schlichtweg Chaos. Während sich der Handel vor Ort um die Einhaltung von Regeln bemühte, hatten die, z.B die Riemarcaden, nicht annähernd die Chance Regeln durchzusetzen. Wenn die öffnen, dann gibt es wieder Chaos. Der kleine Handel vor Ort, der diesen Andrang nicht hat, tut sich da natürlich leicht. Da stehen die Leute nicht schlange. Zudem ist der Einzelhandel durch die bequemen und meist billigeren Onlineshops, eh schon stark geschwächt. D.h. durch den Lockdown verstärkt sich das noch mehr. Der kleine Händler vor Ort, kann die Auswahl nicht bieten und kann oft die Preise nicht halten. Ständig heißt es, im Internet ist es aber billiger. Kleidung, Schuhe etc. werden anprobiert, fotografiert um das ganze dann billiger Online oder bei den Riesen zu kaufen. Das Gleiche gilt bestimmt auch für den Gerätebereich. Der kleine Händler kämpft immer mehr gegen die Riesen. Der kleine Händler hat vor Ort mehr Ausgaben, als ein ausbeuterischer Onlineriese der keine Steuern bezahlt und Mitarbeiter unter Arbeitsbedingungen arbeiten lässt, dafür keiner von den Kunden bereit wäre so zu arbeiten. Jetzt muss der kleine Handel vor Ort noch mehr kämpfen. Je länger der Lockdown dauert, desto weniger kann der kleine Handel gegen die Großen kämpfen. Und wer glaubt, die bekommen ja alle Zuschuss, der hat null Ahnung. Man muss alles vorfinanzieren. Und irgendwann bekommt vielleicht jeder was, wenn der Handel nicht vorher dicht machen muss, weil die Hilfe zu spät kam. Ja der kleine Händler, muss den Mist der Großen mitausbaden, die das ganze nicht im Griff haben. Dafür werden Andere immer größer und größer.
Also wenn du der Sepp bist, der hier sonst unter „Sepp“ Kommentare schreibt, bin ich schon sehr verwundert, dass du in den Riemarcaden shoppen gehst und noch dazu zu Coronazeiten. Oder warst du dort, um dir ein Bild zu machen?
Aber wen genau willst jetzt eigentlich retten? Gut, den Onlinehändler ohne Ladengeschäft schon mal nicht. Die Ketten mit Filialen (z.B. in Riemarcaden, wo du hingehst um Schuhe zu probieren, damit du sie online bestellen kannst) oder den ganz kleinen?
PS. Wer ist das eigentlich im (Wand-)Bild im Bild? ;) Ich schwanke zwischen Strauß und Ottfried Fischer
Ich weiß nicht wer sonst noch alles Sepp heißt. Ich denke viele. Und ich war nicht in den Riemarcaden. Ich hab es von Bekannten gehört. Und ich mache keine Fotos in Läden. Retten kann ich allein auch keinen. Ich wollte nur auf das Dilemma der kleinen Händler vor Ort aufmerksam machen. Das bequeme und billige Einkaufen online machte schon vor Corona den kleinen Geschäften zu schaffen. Sie sind durch den Preisdruck eh schon geschwächt. Und da sich der Kunde noch mehr, durch den Lockdown, vom Händler vor Ort abwendet, kann das für viele der Todesstoß sein. Denn ob die Kunden danach wieder mehr vor Ort beim kleinen Geschäfte einkaufen ist fraglich. Wenn ich so im Bekanntenkreis schau, dann hör ich immer, dass im Netz ja billiger sei. Dass Händler jammern, dass Kunden Fotos machen um das gleiche Objekt billiger im Netz zu finden, hat man oft schon mitbekommen. Fragen sie mal Angestellte und Inhaber. Jetzt können dann die Geschäfte die Saisonware verramschen.
Ich wollte noch eins klar machen, dass natürlich der kleine Händler die Vorschriften leichter einhalten kann, als große Einkaufscenter. Und weil es eben bei denen nicht so gut klappt, leidet auch der kleine Handel und muß schließen. Haltet zum Händler um die Ecke und nutz das Angebot der Lieferung und der Abholung. Aktzeptiert dass es vielleicht bisserl teurer ist, die haben viele Ausgaben die ein Onlinehändler nicht hat. Ich finde es super, was die jetzt auf die Füße stellen.
Ich stimme Sepp in seiner Analyse vollkommen zu. Ich frage mich nur ist es dann richtig, dass man mit dem Lockdown gerade die bestraft, die am wenigsten dafür können? Den Friseur, den kleinen Händler, die kleine Parfümerie, den Buchladen oder das Modegeschäft, die sich alle an die Hygienemaßnahmen halten und bei denen auch sich auch nur eine kleine Zahl an Menschen aufhalten dürfen? Sollte man nicht lieber dort schließen, wo viele Menschen zusammen kommen? Die Schlachthöfe, die Verteilerzentren von Amazon, Großbaustellen, Großraumbüos, Einkaufsmalls oder auch die Fabrikhallen? Vielleicht macht man auch mal die Supermärkte für einen Monat dicht – dann verdient der Bäcker, der Metzger und der kleine Laden um die Ecke in der Zeit mal etwas mehr? Es gäbe also schon Alternativen zu er „einfachen“ aber Existenzzerstörenden Lösung die zur Zeit gerade gefahren wird. Und leider gibt es vom Staat keine echte finanzielle Unterstützung. Die Bazooka geht leider auch nur an die Großen – die Autoindustrie, TUI oder Lufthansa. Ein Schelm, wer böses dabei denkt.
„Einzelhändler“, ich gebe Ihnen zum Teil schon recht, aber sperren wir doch mal ein Monat lang die Supermärkte!
Wo sollen dann die Leute ihre Lebensmittel kaufen in Wasserburg, nur mal als Beispiel?
Bei allen mir bekannten Bäcker, Metzger, Krammerladen usw. dürfen max. 3 Kunden gleichzeitig in den Laden wegen den Abstand!
Haben Sie jedes mal 2-3 Stunden Zeit wenn Sie mal 5 Semmel und 2 Brezen brauchen oder etwas Wurst oder Fleisch?
Wo sollen die kleinen Einzelhändler ihre Waren Lagern, es werden dann ja etwas größere Mengen gebraucht als sonst?
Wollen Sie immer noch die Supermärkte ein Monat dicht machen?
Es würde in der Stadt schon wegen den Parkplätzen nicht funktionieren!