Nicht wie üblich mit Blasmusik und bayerischer Geselligkeit, sondern erstmals coronabedingt virtuell fand der traditionelle Kreisbauerntag des Bayerischen Bauernverbandes (BBV) statt. Hierzu hatten sich über 100 Bäuerinnen, Bauern und Ehrengäste online zusammengefunden, um am bayerischen Bauernfeiertag Maria Lichtmess einen aktuellen Einblick in die Situation der heimischen Landwirtschaft zu geben.
„Corona macht alles anders, fast nichts ist mehr so wie bisher. Das Verbraucher-Verhalten ändert sich ebenso wie das Einkaufen und durch das Versammlungs-Verbot fehlen uns die Zusammenkünfte mit den Ortsbäuerinnen und Ortsbauern“ – mit diesen Worten begann BBV-Kreisobmann Josef Bodmaier seinen einführenden Vortrag.
Gleich zu Beginn erinnerte an den schmerzlichen und allzu frühen Tod des oberbayerischen BBV-Bezirks-Präsidenten Anton Kreitmaier und er informierte darüber, dass für die rund 30.000 landwirtschaftlichen Betriebe in Oberbayern bis 11. Februar im Online-Verfahren ein Nachfolger gewählt wird und dass hierfür zur Zeit zwei Kandidaten zur Wahl stehen.
In seinem Rückblick sagte Bodmaier: „Das Ziel von Maßnahmen einer Arbeitsgruppe Öffentlichkeitsarbeit waren der Dialog, zum Beispiel mit dem Bund Naturschutz und mit den Grünen sowie mit den Verantwortlichen des Landratsamtes, wobei wir stets ergebnisorientiert und nicht auf Konfrontation aus waren.“
Zur zum Teil katastrophalen Preis- und Einkommens-Situation nannte er die Aktion „Bauern mit Bauern“ es als gutes Signal. Mit dieser wurden bislang 177 Schweine zwischen den Bauern zu einem vernünftigen Preis vermittelt. Zur deutschen und bayerischen Düngeverordnung bat er darum, keine Verweigerungshaltung an den Tag zu legen, sondern die BBV-Lösungsansätze zu beachten, dazu erklärte er: „Es liegt in der Natur der Sache, dass wir Bauern das eigene Trinkwasser schützen wollen, die Düngeverordnung braucht noch mehr Praxis-Bezogenheit und es ist noch zu theoretisch, ein repräsentativeres Messstellennetz ist in jedem Fall wichtig.“
 
Bahntrasse für Brennerbasistunnel ein Thema
„Beim Brennerbasis-Tunnel stehen wir natürlich hinter unseren Bauern“ – zu diesem Thema erklärte der BBV-Kreisobmann, dass Geschäftsführer Josef Steingraber in enger Abstimmung mit dem Amt für Landwirtschaft und mit der Regierung von Oberbayern eine 33 Seiten starke Stellungnahme verfasst habe. „Wenn in Tirol alles unterirdisch gebaut wird und bei uns nicht, dann sind die Rosenheimer Bauern Bürger zweiter Wahl.“ Ergänzend dazu sagte er: „Ein Drittel der Flächen werden für die Bahntrasse benötigt und zwei Drittel für Ausgleichsflächen, dabei gilt es zu beachten, dass diese Ausgleichsflächen nicht aus der landwirtschaftlichen Produktion entnommen werden.“
Zur Anbindehaltung zeigt sich Bodmaier kritisch und zweifelnd: „Hier suchen  der Lebensmittel-Einzelhandel und die Molkereien Wettbewerbs- und Markt-Vorteile, nicht immer ist hierbei der Verbraucher-Wunsch zu erkennen. Gleichwohl war es schon immer so, dass sich die Landwirte an neue Gegebenheiten anpassen mussten und investiert haben.“
Weitere Themen, die Bauern und Gesellschaft in den ständigen Dialog treten lassen sind Tierschutz und Tierwohl, insbesondere das Thema Wolf, dazu Steingraber: „Der Beutegreifer Wolf passt nicht in unsere Kulturlandschaft, wir brauchen Tierschutz für unsere eigenen Tiere und eine Einzäunung im Berggebiet geht nur theoretisch“.
Abschließend bat der Kreisobmann alle Akteure, der Landwirtschaft mehr Wertschätzung und Planungssicherheit zu gewähren. Hierzu ist eine insgesamt stärkere Öffentlichkeitsarbeit notwendig. Aus diesem Grunde hatte zu diesem virtuellen Kreisbauerntag Dr. Willi Kremer-Schillings, bekannt als „Bauer Willi“ zu einem Vortrag eingeladen (hierüber berichten wir noch gesondert).
 
AH