Wie der Pfaffinger Musiklehrer Mike Pfitzmaier durch die Pandemie kommt


Klar, natürlich ist Musikunterricht in Corona-Zeiten auch per Handy oder Zoom oder sowas möglich. Irgendwie. „Aber ich muss doch meine Schüler richtig sehen, ihnen auf die Finger gucken, zusammen spielen können“, verdreht Gitarren-, Klavier- und Basslehrer Mike Pfitzmaier (66) entnervt die Augen. Und bevor er nur „rumhängt“, hat er sich entschlossen, hochwertige Gitarren einfach selbst zu bauen. Eine Kunst, die ihn pro Stück vier Monate beschäftigt. Zwei Saiteninstrumente sind in Arbeit. Ein drittes soll folgen.
Ganz unerfahren ist Pfitzmaier nicht: Bereits 1998 hat er schon einmal eine Gitarre selbst gefertigt. Gründliche Kenntnisse für den Instrumentenbau bringt er mit. Nach seiner Ausbildung als Schreinergeselle bewarb er sich auf eine Stelle als Orgelbauer – die er auf der Stelle bekam. „Schließlich waren Schreinererfahrungen die beste Voraussetzung dafür“, erinnert sich der 66-Jährige. Nach 15 Jahren dann das Aus: Eine Allergie gegen den Feinstaub durch das Schleifen beendete seine Karriere.
Nach gründlicher Schulung sattelte er um auf Versicherungskaufmann – machte aber nebenher leidenschaftlich Musik und zeichnete. Nach anfänglichen guten Erfahrungen als Makler saß er immer öfter am Schreibtisch – dann schlug die Passion zu.
„Ich habe meiner Frau gesagt, ich höre auf und gebe Musikunterricht“, sagt der gebürtige Albachinger, „das war vor 20 Jahren.“ Weil er sich als nebenberuflicher Musiklehrer ganz offenbar einen Namen gemacht hatte, schlug seine Musikschule richtig ein. „Ich hatte bis zu 60 Schüler, viele standen auf der Warteliste“, blickt der 66-Jährige zurück.
Nebenher hat er als Schnellzeichner Porträts von Kunden renommierter Autohäuser gezeichnet. „Die Bilder gab’s von den Verkäufern als Geschenk für die Ferrari- oder Mercedeskäufer.“
Dann kam Corona. Weg waren die Zeichenaufträge. Weg waren die Musikschüler, die Pfitzmaier nicht per Handy unterrichten wollte. „Wir kommen über die Runden“, sagt er, „zu Mieteinkünften kommt der Verdienst meiner Frau – aber rumsitzen wollte ich auch nicht.“
Und weil noch edle Hölzer wie Palisander oder Fichte vorrätig waren, die er vor 20 Jahren bei Instrumentenbauern in Mittenwald erstanden hatte, war klar: „Ich werde Gitarrenbauer.“
Zwischen zwei und drei Millimeter dünn und vor allem klangvoll ist das Holz. „Der Gitarrenbau ist als allererstes feine Schreinerarbeit“, erkärt Pfitzmaier, „und dann Arbeit im Kopf.“
Oft sitzt er einfach nur da und überlegt sorgfältig die notwendigen Schritte, um ein hochwertiges Instrument – etwa mit Perlmutt-Intarsien – zu fertigen. Um die 5.000 Euro wird er pro Stück verlangen. Dafür gibt es für den Käufer ein Fotobuch mit jedem einzelnen Arbeitsschritt.
Interessenten sollten sich beeilen. Denn Pfitzmaier weiß jetzt schon, dass er das nur als Lückenfüller macht, bis er wieder ordentlich unterrichten kann. „Und außerdem“, schmunzelt er, „spiele ich ja ohnehin lieber E-Bass…“