Liegt's an Corona? Die Bilanz des Polizeipräsidiums Rosenheim für 2020 fällt positiver aus als 2019
Das Polizeipräsidium Oberbayern-Süd hat heute die Verkehrsunfallbilanz für das Jahr 2020 vorgelegt. Der Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums umfasst die kreisfreie Stadt Rosenheim sowie die neun Landkreise Rosenheim, Miesbach, Berchtesgadener Land, Traunstein, Altötting, Mühldorf, Weilheim-Schongau, Bad Tölz-Wolfratshausen und Garmisch-Partenkirchen. Zusätzlich sind im Bereich der Landkreise Starnberg, Erding und München sowie der Landeshauptstadt München knapp 60 Autobahnkilometer als Übertragungsbereich zu betreuen. Insgesamt summiert sich das Straßennetz auf eine Länge von 15.500 Kilometern.
1.246.970 Kraftfahrzeuge waren zum Stichtag 31. Dezember 2020 im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums zugelassen. Dies entspricht einer Steigerung von 2,5 Prozent beziehungsweise 30.603 Fahrzeugen im Vergleich zum Vorjahr (31. Dezember 2019).
Gesamtentwicklung
Mit insgesamt 33.492 Verkehrsunfällen ist 2020 ein deutlicher Rückgang der Verkehrsunfall-Zahlen festzustellen. Dies betraf alle Unfallgruppen, also sowohl Unfälle mit Personenschaden als auch Unfälle mit Sachschaden.
Mit 78 Verkehrstoten kamen 2020 im Straßenverkehr zehn Personen weniger ums Leben als noch im Jahr zuvor (88).
Überhöhte beziehungsweise nicht angepasste Geschwindigkeit ist für mehr als ein Drittel der Verkehrsunfalltoten ursächlich.
Während es bei den jungen Erwachsenen, Senioren, Fußgängern und Schulwegunfällen eine erfreuliche Entwicklung gibt, ist bei Unfällen mit Beteiligung eines Rad- Pedelec- oder Motorradfahrers 2020 eine teils deutliche Steigerung festzustellen.
Auf den Straßen und öffentlichen Verkehrsflächen im Schutzbereich des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd ergab sich bei der Gesamtunfallentwicklung ein Rückgang um 16,6% von 40.182 auf 33.492 Unfälle. Die Zahl der Verkehrsunfälle mit Sachschaden/Anzeige verringerte sich ebenso von 11.533 auf 9.142 (- 20,7%) wie die Anzahl der Kleinunfälle von 22.858 auf 18.829 (- 17,6%). Bei den Kleinunfällen sind 6.874 Wildunfälle enthalten (Vorjahr 7.241; – 5,1%).
Auch die Zahl der Verkehrsunfälle mit Personenschaden ging um 4,7% auf 5.521 zurück. Verletzt wurden dabei 6.975 Personen (- 9,1%), getötet wurden 78 Personen (Vorjahr 88; – 11,4%).
Die Unfallfluchten reduzierten sich deutlich um 20,7% auf 6.625 Unfälle.
Die Zahl der Verkehrsunfälle mit Personenschaden verringerte sich um 4,7% auf 5.521. Verletzt wurden dabei 6.975 Personen (- 9,1%). Sowohl die Zahl der Verkehrsunfälle mit Personenschaden als auch die dabei verletzten Personen markieren den niedrigsten Wert in den letzten 10 Jahren.
Mit 78 Personen wurden bei Verkehrsunfällen weniger Verkehrsteilnehmer tödlich verletzt (2019: 88; – 11,4%).
Hauptunfallursachen
Insbesondere bei Unfällen mit tödlichem Ausgang spielte überhöhte bzw. nicht angepasste Geschwindigkeit die größte Rolle. 28 Personen und damit mehr als ein Drittel der Verkehrstoten verloren im Straßenverkehr ihr Leben, weil zu schnell gefahren wurde. Raserei war zudem für 1.220 zum Teil schwerverletzte Verkehrsteilnehmer verantwortlich.
Bei der Gesamtzahl der Verkehrsunfälle im Bereich Alkohol am Steuer ist ein leichter Rückgang auf 591 Unfälle zu verzeichnen. Die Alkoholbeeinflussung gehört aber nach wie vor zu den Hauptursachen bei schweren Unfällen mit Verletzten oder Getöteten. 13 Personen starben und 338 erlitten Verletzungen, weil betrunkene Fahrer am Steuer saßen.
Hauptrisikogruppen
Bei der Zahl der getöteten Radfahrer ist eine Zunahme von 13 auf 14 festzustellen (+ 7,7%). Zudem wurden auch deutlich mehr Radfahrer verletzt (2.430; + 23,7%). Die Anzahl der Radfahrer als Unfallbeteiligte erhöhte sich im Vergleich zum Vorjahr deutlich (2.756; + 21,7%).
Bemerkenswert ist hier die erhebliche Zunahme von beteiligten Pedelecs von 323 im Vorjahr auf 584 (+ 80,8%) sowie bei diesen Verkehrsunfällen verletzte Personen von 298 auf 537 (+ 80,2%). Die Zahl der Getöteten sank dagegen von 5 auf 3.
Fußgänger waren dagegen wieder weniger an Verkehrsunfällen beteiligt (Abnahme von 519 auf 447; – 10,4%) und es wurden weniger Personen verletzt (Rückgang um 26,4% von 397 auf 292). Die Zahl der getöteten Fußgänger entwickelte sich ebenfalls positiv (Abnahme von 11 auf 4).
Zu den Hauptrisikogruppen zählen auch Motorradfahrer. 939 Biker waren in einen Verkehrsunfall verwickelt (Vorjahr 999, – 6,0%). Dabei wurden 798 Fahrer bzw. Mitfahrer verletzt (-6,7%). Getötet wurden hier 23 Personen (Vorjahr 21). Hauptunfallursache in diesem Bereich ist nach wie vor nicht angepasste bzw. überhöhte Geschwindigkeit.
Die Zahl der Schulwegunfälle sank gegenüber dem Vorjahr von 68 auf 37. Die Anzahl der dabei verletzten Schüler verringerte sich von 126 auf 62 (davon 56 „nur“ leicht verletzt). Die Zahl an leicht Verletzten resultiert zum Teil aus zwei Unfällen mit Schulbussen, bei denen 5 bzw. 19 Schulkinder leicht verletzt wurden. Getötet wurde kein Kind auf dem Schulweg.
Der Trend bei den unfallbeteiligten Senioren (65 Jahre und älter) ist sowohl bei der Gesamtunfallzahl (3.604 Unfälle; Vorjahr 4.357), als auch bei den dabei verletzten (1.124 Verletzte, Vorjahr 1.185) und getöteten Senioren (23 Getötete; Vorjahr 27) rückläufig.
Bei der Risiko-Zielgruppe der jungen Erwachsenen (18-24 Jahre) ist ein signifikanter Abwärtstrend bei der Gesamtunfallzahl (2.803 Unfälle; Vorjahr 3.399) und der Anzahl der Verletzten (816 Verletzte; Vorjahr 966) erkennbar. Mit 13 Getöteten (Vorjahr 15) konnte die positive Entwicklung der letzten Jahre bei der jungen Generation weiter fortgesetzt werden.
Regionale Entwicklung der Verkehrsunfälle
Alkohol-/Drogen im Straßenverkehr
Alkohol- bzw. Drogeneinfluss sind nach wie vor Ursachen für viele, vor allem schwere Verkehrsunfälle. Im Bereich des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd wurden daher von den Dienststellen im Jahr 2020 zahlreiche Alkohol- und Drogenkontrollen durchgeführt, bei denen 1.480 (Vorjahr 1.831) Fahrten unter Alkoholeinfluss sowie 710 (Vorjahr 867) Fahrten unter Drogeneinfluss entweder als Straftat der Staatsanwaltschaft vorgelegt bzw. im Falle einer Ordnungswidrigkeit entsprechende Bußgeldverfahren eingeleitet wurden.
Verkehrssicherheitsarbeit
Mit einem neuen Verkehrssicherheitsprogramm 2030 „Bayern mobil – Sicher ans Ziel“ wollen das Bayerische Staatsministerium des Innern, für Sport und Integration in Zusammenarbeit mit dem Bayerischen Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr an den Erfolg des bisherigen Programms anknüpfen. Damit wird der Handlungsrahmen für alle, die an der Verkehrssicherheitsarbeit mitwirken gesetzt. Das Polizeipräsidium Oberbayern Süd wird weiter daran arbeiten, die Verkehrssicherheit noch weiter zu erhöhen, die Zahl der Getöteten und Verletzten so weit wie möglich zu reduzieren und besonders gefährdete Verkehrsteilnehmer besser zu schützen. Die polizeilichen Schwerpunkte liegen daher auch in Zukunft in den Bereichen Verkehrsprävention (z. B. durch Seniorenkurse, Verkehrsunterrichte, Motorradpräventions-veranstaltungen) sowie der Verkehrsüberwachung (z. B. durch Beteiligung an europäischen und bundesweiten Kontrollaktionen sowie eigene Kontrollen und Schwerpunkte).
Polizeipräsident Robert Kopp zu Jahresbilanz
„Im Jahr 2020 wurden weniger Menschen bei Verkehrsunfällen verletzt – vor allem aber haben weniger Menschen ihr Leben im Straßenverkehr verloren, als noch ein Jahr zuvor. Dies ist zweifellos ein erfreulicher Trend, der allerdings im Lichte der Corona-Pandemie betrachtet werden muss. Insbesondere durch den Lock-Down im Frühjahr und im Spätherbst, dem flächendeckenden Ausfall des Präsenzunterrichts an den Schulen und der Notwendigkeit von Homeoffice, wo immer dies möglich war, hat temporär die Zahl an Verkehrsteilnehmern und Mobilität erheblich abgenommen. Gleichzeitig zog es viele Menschen zur Bewegung an der frischen Luft ins Freie, was im signifikanten Anstieg der Beteiligung von Rad- und Pedelecfahrern an Verkehrsunfällen und in punktuellen Zunahmen des Ausflugsverkehrs sehr deutlich wurde. Die „Risikogruppe Zweiradfahrer“ gilt es deshalb durch besondere Aufmerksamkeit zu schützen. Allerdings ist auch jeder Zweiradfahrer selbst gefordert, z.B. durch das Tragen eines Helmes oder eine gute Erkennbarkeit bestmöglich für die eigene Sicherheit zu sorgen.“
Kopp weiter: „Wir konnten im Jahr 2020 die niedrigste Zahl von Verkehrsunfällen mit Personenschäden sowie der dabei verletzten Personen in den letzten 10 Jahren im südlichen Oberbayern verzeichnen. Das ist eine positive Entwicklung – gerade bei über die Jahre stetig gestiegener Mobilität und einer immer höheren Zahl zugelassener Fahrzeuge. Und dennoch gilt: jeder Verletzte, jeder Verkehrstote ist einer zu viel.“
Der Polizeipräsident: „Die Sicherheit im Straßenverkehr zu erhöhen ist und bleibt eine Daueraufgabe, nicht zuletzt auch für jeden Verkehrsteilnehmer selbst. So sehe ich die Zahlen des Führens eines Kraftfahrzeugs unter dem Einfluss von Alkohol und Drogen nach wie vor als besorgniserregend an – zudem gibt es hier eine nicht unerhebliche Dunkelziffer! Die präventive und repressive Bekämpfung der Hauptunfallursachen sowie von schweren Unfallfolgen werden wir – unter Beibehaltung eines hohen Kontrolldrucks – auch im Jahr 2021 wieder in den Mittelpunkt der Verkehrssicherheitsarbeit beim Polizeipräsidiums Oberbayern Süd stellen. Geschwindigkeitsüberwachung ist schon deshalb angezeigt, da im letzten Jahr 28 Menschen im südlichen Oberbayern ihr Leben verloren, weil zu schnell gefahren wurde. Ebenso wollen wir bei Alkohol- und Drogenkontrollen einen polizeilichen Tätigkeitsschwerpunkt setzen, flankiert durch eine effektive Verkehrsüberwachung unserer Kontrollgruppe Motorrad.“
Kopp abschließend: „Zu guter Letzt appelliere ich an alle Verkehrsteilnehmer im Straßenverkehr, ständig vorsichtig zu sein und immer auf andere Rücksicht zu nehmen.“
Auf Grund der noch immer andauernden Corona-Pandemie kann der sonst zum Beginn der Motorradsaison stattfindende Präventionstag „Ride Safe“ auch heuer leider erneut nicht stattfinden.
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